Unternehmen

Continental-Stellenabbau: Tausende Jobs betroffen – Sparkurs verschärft sich weiter

Der Automobilzulieferer Continental setzt seinen Sparkurs fort und streicht bis Ende 2026 weltweit 3.000 Stellen in Forschung und Entwicklung. Besonders hart trifft es Deutschland, wo 1.450 Arbeitsplätze wegfallen. Die Maßnahme soll helfen, die angeschlagene Automotive-Sparte für den geplanten Börsengang fit zu machen.
18.02.2025 14:53
Aktualisiert: 18.02.2025 14:53
Lesezeit: 2 min
Continental-Stellenabbau: Tausende Jobs betroffen – Sparkurs verschärft sich weiter
Das Logo der Continental AG ist vor der Unternehmenszentrale des Automobilzulieferers zu sehen: 3000 Stellen fallen beim Autozulieferer weg (Foto: dpa). Foto: Moritz Frankenberg

Deutschland besonders hart betroffen vom Continental-Stellenabbau

Die meisten betroffenen Stellen entfallen auf die deutschen Standorte. Insbesondere in Hessen und Bayern kommt es zu massiven Einschnitten. Der Standort Continental Nürnberg wird komplett geschlossen, wodurch 140 Arbeitsplätze verloren gehen. In Frankfurt, wo Continental bereits im vergangenen Jahr Hunderte Stellen abgebaut hat, fallen zusätzlich 220 Entwickler-Jobs weg. Ein ähnliches Schicksal ereilt den Standort Babenhausen, wo ebenfalls 220 Stellen gestrichen werden.

Auch in anderen Städten schrumpft die Belegschaft: In Ingolstadt entfallen 20 Stellen, in Regensburg 40. Besonders gravierend ist der Abbau in Wetzlar und Schwalbach, wo ursprünglich mehr Beschäftigte an andere Standorte wechseln sollten. Nun fallen in Wetzlar zusätzlich 200 Arbeitsplätze weg, in Schwalbach sind es zehn.

Jobabbau: Elektrobit und Continental Engineering Services ebenfalls betroffen

Nicht nur die Kernbereiche der Automotive-Sparte stehen unter Druck. Auch die Tochtergesellschaft Elektrobit, die sich auf Softwarelösungen spezialisiert, streicht insgesamt 480 Stellen, davon 330 in Deutschland. Continental Engineering Services, die als Entwicklungsdienstleister fungiert, baut weltweit 420 Arbeitsplätze ab, von denen ebenfalls 330 in Deutschland betroffen sind.

Continental verfolgt mit dem Stellenabbau ein klares Ziel: Die Kosten für Forschung und Entwicklung sollen bis 2028 auf weniger als zehn Prozent des Umsatzes sinken. Aktuell liegt dieser Wert bei rund zwölf Prozent – ein für Investoren zu hoher Anteil. Weltweit sind derzeit rund 31.000 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung tätig, etwa zehn Prozent dieser Stellen werden nun gestrichen.

"Zukunftsweisende Technologieangebote sind für unser Unternehmen von entscheidender Bedeutung", betont Automotive-Chef Philipp von Hirschheydt. "Wir investieren daher in den kommenden Jahren substanziell in Forschung und Entwicklung. Zugleich verbessern wir unsere Wettbewerbsstärke im Sinne unseres nachhaltigen Markterfolgs kontinuierlich."

Kritik von Arbeitnehmerseite zum Stellenabbau: "Kein tragfähiges Konzept"

Die Arbeitnehmervertretungen reagieren mit scharfer Kritik auf den neuerlichen Continental-Stellenabbau. "Wir sind zutiefst besorgt, dass sich die tiefen Einschnitte bei der Automotive Forschung und Entwicklung zu einem umfassenden Kahlschlag ausweiten", sagt Gesamtbetriebsratschef Michael Iglhaut. Er warnt davor, dass "Stellenabbau und Kostensenkungen um jeden Preis" keine tragfähige Zukunftsstrategie seien. Besonders das "gewollte Ausbluten der deutschen Standorte" sei problematisch.

Continental will den Stellenabbau möglichst sozialverträglich gestalten. Ein Großteil der Anpassungen soll durch natürliche Fluktuation erfolgen, beispielsweise durch Renteneintritte oder freiwillige Wechsel. Betriebsbedingte Kündigungen werden jedoch nicht ausgeschlossen. Über die genauen Maßnahmen wird nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt.

Strategiewechsel: Automotive-Sparte von Continental soll eigenständig werden

Bereits im Dezember hatte Continental angekündigt, die kriselnde Automotive-Sparte auszugliedern und als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen. Die Hauptversammlung muss dem Plan noch zustimmen. Bis Ende des Jahres soll die Abspaltung unter neuem Namen erfolgen.

Die Automotive-Sparte gilt als Sorgenkind des Konzerns. Sie verzeichnete in den vergangenen Jahren immer wieder Verluste, während andere Geschäftsbereiche wie die Reifensparte und Contitech, die industrielle Gummiprodukte herstellt, stabil geblieben sind. Durch den Spin-off will Continental die Flexibilität der einzelnen Unternehmensbereiche erhöhen und gezielter auf Marktveränderungen reagieren.

Conti-Stellenabbau: Marktveränderungen setzen Autozulieferer unter Druck

Die Automobilbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Insbesondere der Übergang zu Elektromobilität und das zunehmende Interesse von Technologieunternehmen wie Google und Baidu an Fahrassistenzsystemen erhöhen den Wettbewerbsdruck auf traditionelle Zulieferer. Viele Unternehmen, darunter auch Continental, müssen sich stärker auf spezifische Nischen konzentrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Der aktuelle Continental-Stellenabbau ist ein weiterer Beleg für die tiefgreifenden Umwälzungen in der deutschen Automobilindustrie. Auch andere Zulieferer stehen vor massiven Herausforderungen und Restrukturierungen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Continentals Sparmaßnahmen ausreichen, um das Unternehmen langfristig auf Kurs zu halten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strompreise: Deutschland hat die fünfthöchsten der Welt
26.06.2025

Strom in Deutschland ist immer noch sehr teuer. Mit durchschnittlich 38 Cent pro Kilowattstunde rangieren die deutschen Strompreise...

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...