Politik

Trump-Eklat in Washington: Treffen mit Selenskyj eskaliert und endet in einem Zerwürfnis

In einer entscheidenden Phase des Ukraine-Kriegs kam es zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem beispiellosen Zerwürfnis. Das Treffen im Weißen Haus endete abrupt, nachdem Trump den Ukrainer lautstark mit Vorwürfen konfrontierte. Der US-Präsident drohte sogar, die Ukraine im Stich zu lassen, falls es nicht zu einer Einigung mit Russland komme.
28.02.2025 22:28
Aktualisiert: 28.02.2025 22:28
Lesezeit: 3 min

Nach Trump-Eklat in Washington ist Zukunft der Ukraine ungewiss

Auch der geplante Rohstoff-Deal zwischen den USA und der Ukraine scheiterte. Das Abkommen sollte unter anderem den US-Zugang zu seltenen Erden in der Ukraine sichern. Trump sah dies als Gegenleistung für bisherige Militärhilfen. Laut Kongressunterlagen beläuft sich die US-Unterstützung für die Ukraine auf 183 Milliarden US-Dollar, während Trump von 350 Milliarden spricht.

Die weitere Unterstützung der Ukraine durch die USA ist nun fraglich. "Er kann zurückkommen, wenn er bereit ist für Frieden", schrieb Trump nach dem abrupt beendeten Treffen auf Truth Social. Der Ukrainer sei nicht zu einer Einigung bereit, solange die USA involviert seien, weil er sich dadurch Vorteile bei Verhandlungen verspreche. Die militärische Unterstützung der USA für die Ukraine gilt jedoch als essenziell im Ukraine-Krieg.

Das Treffen zwischen Trump und Selenskyj war mit Spannung erwartet worden. Trump hatte Selenskyj in den vergangenen Wochen mehrfach scharf kritisiert, ihn sogar als Diktator bezeichnet, seinen Ton vor dem Treffen aber abgemildert. Eigentlich sollte es um die Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens gehen.

Eskalation nach 40 Minuten: "Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg"

Selenskyj traf am Vormittag (Ortszeit) im Weißen Haus ein. Trump begrüßte ihn mit einem Handschlag und kommentierte Selenskyjs Erscheinungsbild – dieser trug wie gewohnt einen Pullover. Anschließend begaben sich beide ins Oval Office, um erste Fragen der Presse zu beantworten. Die ersten 40 Minuten des Gesprächs verliefen in ruhiger Atmosphäre. Trump betonte, dass die Ukraine in Verhandlungen mit Russland Kompromisse eingehen müsse und dass für ihn die Sicherung eines Deals wichtiger sei als die Friedensgarantie. "Ich mache mir keine Sorgen um die Sicherheit. Ich sorge mich darum, den Deal abzuschließen", sagte Trump mit Blick auf ein mögliches Abkommen.

Selenskyj forderte hingegen Garantien für eine nachhaltige Friedenslösung. Er betonte, dass die europäischen Partner auf die Unterstützung der USA angewiesen seien. Doch die Stimmung kippte zunehmend. "Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg", rief Trump Selenskyj zu und warf ihm Undankbarkeit vor. "Ihr Land steckt in großen Schwierigkeiten. Ich weiß, dass Sie nicht gewinnen werden. Sie haben eine verdammt gute Chance, da heil rauszukommen, wegen uns."

Selenskyj saß mit verschränkten Armen neben Trump und versuchte, sich zu verteidigen, wurde jedoch immer wieder unterbrochen. Er kritisierte, dass nach der Annexion der Krim 2014 niemand Kremlchef Wladimir Putin aufgehalten habe.

Vizepräsident Vance greift Selenskyj an

Auch US-Vizepräsident J.D. Vance mischte sich ein. "Herr Präsident, Herr Präsident, mit allem Respekt. Ich finde es respektlos, ins Oval Office zu kommen und vor den amerikanischen Medien zu verhandeln", sagte Vance. "Gerade jetzt, wo Sie Wehrpflichtige an die Front schicken, sollten Sie Präsident Trump danken, dass er versucht, die Situation zu lösen."

Trump verwies schließlich die Presse des Raumes und kommentierte: "Ich denke, wir haben genug gesehen. Das war großartiges Fernsehen." Wie es hinter den Kulissen weiterging, ist unklar. Fest steht, dass Trump kurz darauf seinen wütenden Beitrag auf Truth Social veröffentlichte. Laut Fox News habe Trump Selenskyj hinausgeworfen. Der Ukrainer blieb allerdings noch eine Stunde im Weißen Haus. Was in dieser Zeit geschah, bleibt offen. Schließlich verließ Selenskyj das Gebäude in einem bereitstehenden Fahrzeug.

USA als wichtigster Unterstützer der Ukraine

Die USA sind der bedeutendste Unterstützer und Waffenlieferant der Ukraine. Trumps Vorgänger Joe Biden hatte sich intensiv für neue Finanz- und Militärhilfen eingesetzt, während seine Regierung gleichzeitig harte Sanktionen gegen Russland verhängte. In den letzten Monaten seiner Amtszeit versuchte die Biden-Regierung, noch genehmigte Mittel für Kiew freizugeben.

Trump hingegen betonte im Wahlkampf seine guten Beziehungen zu Putin und behauptete, er könne den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden – ohne jedoch Details zu nennen. In Kiew und anderen europäischen Hauptstädten wächst daher die Sorge, dass Trump die Ukraine-Hilfe reduzieren könnte, um Selenskyj zu Verhandlungen mit Moskau zu drängen. Der Trump-Eklat sorgt somit für erhebliche Unsicherheit über die zukünftige US-Ukraine-Politik.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...