Gerade erst im vergangenen Jahr hat auch der Hausgerätehersteller Miele durch seinen geplanten Stellenabbau von 1400 Arbeitsplätzen für einen Aufschrei in Deutschland gesorgt. Die Befürchtung war groß, dass das deutsche Traditionsunternehmen ins Ausland abwandern könnte. Das war unbegründet, denn gerade erst hat Miele angekündigt, dass das Unternehmen sich in Deutschland für die Zukunft rüsten will und deshalb massiv in neue Produktinnovationen investieren werde. 500 Millionen Euro sollen dafür in die deutschen Standorte fließen. Das gab die Miele Geschäftsführung letzte Woche anlässlich der Bekanntgabe der Jahresergebnisse 2024 bekannt.
Das kam für viele Beobachter überraschend, denn Miele hatte gerade erst 2023 beschlossen, Teile der Produktion von Deutschland nach Polen zu verlagern und deshalb 1400 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen. Die Maßnahme wurde auch durchgeführt. Es waren allerdings keine betriebsbedingten Kündigungen notwendig, da Miele den Stellenabbau mit Abfindungs- und Ruhestandsregelungen lösen konnte.
Miele zeigt sich zufrieden mit dem Geschäftsjahresergebnis
Mit den Geschäftsergebnissen aus dem vergangenen Jahr zeigt sich Miele zufrieden. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 ist mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 5,04 Milliarden Euro gestiegen zum Vorjahr. Zwar seien die Stückzahlen rückläufig gewesen, insgesamt habe man sich aber in einem Marktumfeld von Kaufzurückhaltung, hohem Preisdruck und geoökonomischen Herausforderungen gut behaupten können. Zum Unternehmensergebnis äußert sich Miele grundsätzlich nicht, so auch dieses Mal. Man bestätigte aber aus Gesellschafterkreisen, dass es auch im vergangenen Jahr einen Gewinn gegeben hätte.
Auch bei Miele sind allerdings die Umsätze nicht mehr auf dem Spitzenniveau, das sie insbesondere während der Corona-Jahre erreicht hatten, als die deutschen Haushalte fleißig in ihr Heim investiert hatten. Da waren Miele Produkte besonders gefragt, und der Umsatz der Unternehmensgruppe stieg in dieser Zeit auf bis zu 5,5 Milliarden Euro. Aber auch Miele bekommt nun die allgemeine Kaufzurückhaltung zu spüren. Der Premiumanbieter im Haushaltsgerätebereich verzeichnet rückgängige Verkaufszahlen. Der Fachhandel führt dies darauf zurück, dass gerade im oberen Preissegment nicht notwendige Anschaffungen erst einmal verschoben werden und bei notwendigen Erneuerungen auch schon mal die Wahl auf einen preisgünstigeren Anbieter fällt.
500 Millionen Euro für deutsche Standorte
Die angekündigten Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro in deutsche Standorte sollen bis 2028 bereits getätigt werden. Der Investitionsplan sei auch schon bereits zur Hälfte abgearbeitet. Das Geld fließt dabei in verschiedene Bereiche des Unternehmens an unterschiedliche Standorte. Hohe Investitionen sind demnach in den Werken in Oelde und Gütersloh geplant sowie in die Erweiterung des Forschungs- und Entwicklungszentrums in Bünde. Neu entstehen soll auch ein Kundendienst-Schulungszentrum in Lehrte und am Stammsitz Gütersloh ein Prototyping-Center. Wie Markus Miele, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmen, gegenüber der Welt mitteilte, will Miele damit auch ein ganz klares Zeichen für den Standort Deutschland setzen.
Produktinnovationen stehen auf dem Plan
Der aktuell etwas mauen Nachfrage will Miele mit Produktinnovationen entgegensteuern, die bei den Kunden neue Begehrlichkeiten wecken sollen. Dabei spielt auch die künstliche Intelligenz eine Rolle bei den Innovationen für die Küche. So soll beispielsweise eine „Smart Food ID“ auf den Markt kommen, bei der die neuen Backöfen dann mit Kamera und KI selbstständig erkennen, welche Zutaten sich in ihnen befinden und dann von alleine das passende Backprogramm auswählen und starten. Auch Innovationen im Bereich Waschmaschinen sind geplant, über das Infinity Care Programm sollen Waschmaschinen mit besonders schonenden Waschtrommeln auf den Markt gebracht werden, die die Textilien langlebiger machen sollen.
Auch Miele fordert bessere Rahmenbedingungen von der Politik
Trotz der hohen Investitionen auch in Produktinnovationen steht auch für Miele fest, dass auch die Politik gefordert ist, bessere Bedingungen für die Wirtschaft zu schaffen, um auch die Nachfrage wiederzubeleben. Neben einer schnellen und stabilen Regierungsbildung seien hierfür auch Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft am Standort Deutschland notwendig. Wichtig seien Steuererleichterungen und Bürokratieabbau, ein Ausbau der digitalen Infrastruktur, Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und auch die Wiederbelebung der Baukonjunktur.
Auch Miele leidet unter der seit Jahren schwachen Baukonjunktur mit dem Einbruch von Baugenehmigungen und Fertigstellungen am Bau, denn jedes neue Haus und jede neue Wohnung braucht auch eine Küche mit einer Vielzahl von Elektrogeräten. Außerdem löst jeder Umzug in eine neue Immobilie am Markt vier Folgeumzüge aus, wie ein Miele-Sprecher mitteilte.
Expansion in den USA ist bereits gestartet
Deutschland ist und bleibt der wichtigste Absatzmarkt für Miele, gefolgt von den USA. Dort wollen die westfälischen Unternehmer in den kommenden Jahren auch noch deutlich zulegen und haben eigens hierfür Ende vergangenen Jahres eine eigene Produktionsstätte in Betrieb genommen. In Alabama werden nun Backöfen und Herde für den amerikanischen Markt produziert, weitere Produkte sollen folgen. Miele spart sich durch die eigene Produktionsstätte in den USA lange Lieferzeiten und Transportkosten.
In den USA gelten andere Standardmaße für Öfen, hier wird in Zoll bemessen und nicht in Zentimetern. Die Geräte für die US-Nachfrage wurden bislang in Oelde produziert, wo nun andere Elektronikprodukte hergestellt werden sollen. Durch die eigene Produktion in den USA verspricht sich Miele auch größere Wachstumschancen im US-Markt.
Das Timing hätte auch nicht besser sein können, angesichts der von US-Präsident Trump angedrohten Zölle auf Metallwaren. Miele liefert allerdings nicht nur Herde und Backöfen in den USA, sondern praktisch das gesamte Sortiment. Falls die Zölle auf Importwaren tatsächlich noch kommen sollten, wird Miele dies wohl über die Preise an die Endkunden in den USA weitergeben müssen, da dies ansonsten das Ergebnis zu stark belasten würde. Ob die Zölle tatsächlich noch kommen, steht aktuell noch nicht fest. Deshalb will Miele auch keine abschließenden Aussagen zum Thema machen.