Update: Krisengeschüttelter Zulieferer ZF kürzt Arbeitszeiten und Gehälter
Der in tiefroten Zahlen steckende Autozulieferer ZF wird in der Konzernzentrale am Standort Friedrichshafen vorübergehend kürzere Arbeitszeiten einführen. Die wöchentliche Arbeitszeit werde vom 15. Mai an auf 32,5 Stunden und ab 1. Juni grundsätzlich auf 31,5 Stunden gesenkt. Das teilten der Konzern sowie der Betriebsrat in jeweils eigenen Mitteilungen mit. Betroffen davon seien 2.800 Mitarbeitende, deren Gehalt entsprechend gekürzt werde. ZF will damit den Angaben zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag einsparen.
Die Vereinbarung gelte bis längstens 31. März 2026. Es gebe die Option, eine vier-Tages-Woche zu wählen. Sie sei ein besonderes Anliegen des Betriebsrates gewesen, sagte Franz-Josef Müller, der Vorsitzende des Arbeitnehmergremiums des von der Maßnahme betroffenen sogenannten Betrieb Z. Dieser umfasst unter anderem die Zentrale Forschung und Entwicklung sowie diverse divisionale Entwicklungsabteilungen. Standortleiter Arnd Hermann nannte die Maßnahme eine solidarische Lösung, mit der auf sozialverträgliche Weise auf die angespannte Situation des Konzerns reagiert werden könne.
ZF, einer der weltweit größten Automobilzulieferer, hatte im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen geschrieben. Der Verlust hatte knapp über eine Milliarde Euro betragen. 2023 hatte der Konzern unter dem Strich noch einen Gewinn von 126 Millionen Euro gemacht. Der Konzern gehört zu 93,8 Prozent der Zeppelin-Stiftung, die vom Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen geführt wird.
Autozulieferer ZF: Hohe Verluste durch Umbaukosten und schwache Nachfrage
Die ZF Friedrichshafen AG verzeichnete im vergangenen Jahr einen Verlust von etwas mehr als einer Milliarde Euro, wie das Unternehmen aus Friedrichshafen bekannt gab. Hauptursache waren hohe Rückstellungen für Umstrukturierungen in Höhe von rund 600 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2023 hatte der Konzern noch einen Gewinn von 126 Millionen Euro erzielt.
„Das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, unter welch enormem Druck unsere Branche und damit auch unser Unternehmen steht“, erklärte ZF-Vorstandschef Holger Klein in einer Pressemitteilung. Um die Herausforderungen zu bewältigen, setze das Unternehmen auf ein Maßnahmenpaket mit Kostensenkungen und Stellenabbau. Ziel sei es, die Schulden zu reduzieren und ZF als profitableren Technologieführer aufzustellen.
Umsatzrückgang und Gewinnrückgänge in der gesamten Branche
Mit einem Umsatz von 41,4 Milliarden Euro verzeichnete ZF einen Rückgang von rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahr – ein Minus von 5,2 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank um 900 Millionen Euro auf rund 1,5 Milliarden Euro.
Die gesamte europäische Autoindustrie kämpft derzeit mit schwierigen Marktbedingungen. Neben der schwachen Konjunktur und einer nachlassenden Nachfrage, insbesondere bei Elektroautos, setzt auch die Konkurrenz aus China und von Tesla die Branche unter Druck. Für Deutschland als Automobilstandort sind die aktuellen Entwicklungen besonders besorgniserregend, denn nach Jahren hoher Gewinne mussten 2024 fast alle Hersteller deutliche Rückgänge hinnehmen.
Autozulieferer ZF: Massiver Stellenabbau und wenig Hoffnung auf Besserung
ZF plant in den kommenden Jahren den Abbau von bis zu 14.000 Arbeitsplätzen in Deutschland. Zum Jahresende 2024 beschäftigte das Unternehmen weltweit 161.631 Mitarbeiter – rund vier Prozent weniger als im Vorjahr. Auch in Deutschland sank die Mitarbeiterzahl um vier Prozent auf etwas mehr als 52.000. Für 2025 rechnet ZF nicht mit einer Erholung. Der Konzern prognostiziert bei stabilen Wechselkursen einen Umsatz von über 40 Milliarden Euro, ohne dabei wesentliche Verbesserungen in Aussicht zu stellen.