Politik

Geheime Friedensverhandlungen in Riad: USA und Russland ringen um Lösung für Ukraine

Hochrangige Vertreter der USA und Russlands haben in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, mehr als zwölf Stunden lang über einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine verhandelt. Die geheimen Friedensverhandlungen fanden im Ritz-Carlton Hotel statt – einem neutralen Ort für diplomatische Spitzengespräche. Eine offizielle Erklärung zu den Ergebnissen wird für Dienstag erwartet.
25.03.2025 12:37
Aktualisiert: 25.03.2025 12:37
Lesezeit: 2 min
Geheime Friedensverhandlungen in Riad: USA und Russland ringen um Lösung für Ukraine
Blick auf das Hotel Ritz Carlton in Riad, in dem die Delegationen der USA und Russlands Gespräche über die Beendigung des Kriegs in der Ukraine führen (Foto: dpa). Foto: Wang Dongzhen

Friedensverhandlungen: Geheime Gespräche hinter verschlossenen Türen

Russland zeigte sich nach den Gesprächen zufrieden. Der russische Unterhändler Grigori Karasin sprach von einem "intensiven Dialog" und betonte: "Wir haben über alles gesprochen – es war nicht einfach, aber sehr nützlich für uns und die Amerikaner." Dennoch gebe es noch erheblichen Gesprächsbedarf.

Ein zentrales Thema der Friedensverhandlungen war die Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer. Russland hat ein vitales Interesse an der Wiederaufnahme des Handels, insbesondere für den Getreideexport. Die USA schlagen eine Feuerpause in der Region vor, um die Sicherheit der Schifffahrtsrouten zu gewährleisten. Doch Moskau knüpft Bedingungen: Präsident Wladimir Putin will einer vollständigen Waffenruhe nur zustimmen, wenn die Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt und deren militärische Mobilisierung ausgesetzt wird – Forderungen, die Kiew und seine westlichen Verbündeten ablehnen.

Ukraine skeptisch: „Putin hat sich nicht geändert“

Trotz der Fortschritte in Riad bleiben ukrainische Politiker skeptisch. Ein Abgeordneter kommentierte die Friedensverhandlungen mit den Worten: "Es ist sehr naiv zu erwarten, dass sich Wladimir Putin geändert hat." Diese Haltung spiegelt die tiefe Misstrauen Kiews gegenüber Moskaus diplomatischen Initiativen wider.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte zwar die US-Initiative für eine 30-tägige Waffenruhe, forderte aber zusätzlich den Schutz von Eisenbahnen und Häfen. Die ukrainische Delegation bleibt bis Dienstag in Riad, wo weitere Gespräche mit den USA geplant sind.

Taktisches Spiel oder echte Friedensverhandlungen?

Analysten fragen sich, ob die Gespräche in Riad einen echten Durchbruch bringen oder nur Teil eines größeren Machtspiels sind. Die Moscow Times berichtet, Russland wolle die Friedensverhandlungen in die Länge ziehen, um Zeit für militärische Manöver zu gewinnen. Auch internationale Beobachter bleiben vorsichtig. Ein Bloomberg-Kolumnist vermutet, dass sowohl die USA als auch Russland versuchen, ihren globalen Einfluss zu sichern und die geopolitischen Fronten langfristig zu festigen. Die Frage ist, ob die Friedensverhandlungen tatsächlich zu einer Lösung führen oder nur die geopolitischen Fronten verhärten.

Russland fordert, die Vereinten Nationen und weitere Staaten in die Friedensverhandlungen einzubeziehen. Karasin erklärte: "Die internationale Gemeinschaft, vor allem die UN und bestimmte Länder, sollten beteiligt werden." Welche Staaten gemeint sind, ließ er offen. In der EU wächst die Sorge, dass ein Kompromiss vor allem zwischen den USA und dem Kreml ausgehandelt wird – möglicherweise zum Nachteil der Ukraine.

Eskalation trotz Diplomatie

Während in Riad über Frieden verhandelt wird, geht der Krieg weiter. Die Ukraine meldete fast 140 nächtliche Drohnenangriffe und eine ballistische Rakete. In Sumy sollen 88 Menschen verletzt worden sein. Russland wirft der Ukraine ihrerseits einen gezielten Artillerieangriff auf Journalisten vor. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha verurteilte die Angriffe scharf: "Russland muss damit aufhören, unsere Städte zu bombardieren, anstatt hohle Erklärungen über den Frieden abzugeben."

Die offizielle Erklärung am Dienstag könnte erste Hinweise auf den Erfolg der Friedensverhandlungen liefern. Doch ob die Gespräche in Riad tatsächlich eine Wende im Ukraine-Krieg bringen oder nur ein weiteres Kapitel im geopolitischen Machtkampf sind, bleibt ungewiss. Eines ist klar: Die Friedensverhandlungen sind ein Balanceakt zwischen Diplomatie und Krieg – und die Welt wartet gespannt auf das nächste Signal aus Riad.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie im Fokus: Teslas Model 3 Standard startet in Deutschland – Experten hinterfragen Musks Einfluss
05.12.2025

Tesla bringt das Model 3 als neue Standard-Version nach Deutschland und senkt den Einstiegspreis deutlich. Weniger Komfort soll mehr...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Wirtschaft in der Währungsunion überrascht mit stärkerem Quartal
05.12.2025

Die Eurozone-Wirtschaft hat im Sommer mehr Dynamik gezeigt als gedacht. Neue Daten von Eurostat korrigieren das Wachstum nach oben, doch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen CSRD-Berichtspflicht: EU bremst, der Druck auf Unternehmen wächst – was nun zu tun ist
05.12.2025

Die EU zieht die Reißleine: Statt 2025 gilt die CSRD-Berichtspflicht nun zwei Jahre später. Doch während Brüssel bremst, wächst in den...

DWN
Politik
Politik Radikaler Bruch in der EU-Energiepolitik: Europa kappt endgültig die russischen Gasadern
05.12.2025

Die EU hat eine historische Entscheidung getroffen. Spätestens 2027 soll russisches Gas vollständig aus Europa verschwinden. Der...

DWN
Politik
Politik NATO-Kommandostruktur wird an Bedrohungslage angepasst
05.12.2025

Die NATO ordnet ihre Führung im Norden neu: Zuständigkeiten wandern über den Atlantik. Hinter der Anpassung der NATO-Kommandostruktur...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare-Störung: Netzwerk für Cyberabwehr verursacht Probleme bei Unternehmen
05.12.2025

Eine weltweite Cloudflare-Störung hat am Freitag zahlreiche Webseiten und Apps aus dem Tritt gebracht. Fehlermeldungen, leere Seiten und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Niedriglohn in Deutschland: 6,3 Millionen Menschen von Niedriglohnarbeit betroffen
05.12.2025

Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. Neue Zahlen zeigen, wo Niedriglohnarbeit besonders konzentriert ist – und warum der...