Friedensverhandlungen: Geheime Gespräche hinter verschlossenen Türen
Russland zeigte sich nach den Gesprächen zufrieden. Der russische Unterhändler Grigori Karasin sprach von einem "intensiven Dialog" und betonte: "Wir haben über alles gesprochen – es war nicht einfach, aber sehr nützlich für uns und die Amerikaner." Dennoch gebe es noch erheblichen Gesprächsbedarf.
Ein zentrales Thema der Friedensverhandlungen war die Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer. Russland hat ein vitales Interesse an der Wiederaufnahme des Handels, insbesondere für den Getreideexport. Die USA schlagen eine Feuerpause in der Region vor, um die Sicherheit der Schifffahrtsrouten zu gewährleisten. Doch Moskau knüpft Bedingungen: Präsident Wladimir Putin will einer vollständigen Waffenruhe nur zustimmen, wenn die Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt und deren militärische Mobilisierung ausgesetzt wird – Forderungen, die Kiew und seine westlichen Verbündeten ablehnen.
Ukraine skeptisch: „Putin hat sich nicht geändert“
Trotz der Fortschritte in Riad bleiben ukrainische Politiker skeptisch. Ein Abgeordneter kommentierte die Friedensverhandlungen mit den Worten: "Es ist sehr naiv zu erwarten, dass sich Wladimir Putin geändert hat." Diese Haltung spiegelt die tiefe Misstrauen Kiews gegenüber Moskaus diplomatischen Initiativen wider.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte zwar die US-Initiative für eine 30-tägige Waffenruhe, forderte aber zusätzlich den Schutz von Eisenbahnen und Häfen. Die ukrainische Delegation bleibt bis Dienstag in Riad, wo weitere Gespräche mit den USA geplant sind.
Taktisches Spiel oder echte Friedensverhandlungen?
Analysten fragen sich, ob die Gespräche in Riad einen echten Durchbruch bringen oder nur Teil eines größeren Machtspiels sind. Die Moscow Times berichtet, Russland wolle die Friedensverhandlungen in die Länge ziehen, um Zeit für militärische Manöver zu gewinnen. Auch internationale Beobachter bleiben vorsichtig. Ein Bloomberg-Kolumnist vermutet, dass sowohl die USA als auch Russland versuchen, ihren globalen Einfluss zu sichern und die geopolitischen Fronten langfristig zu festigen. Die Frage ist, ob die Friedensverhandlungen tatsächlich zu einer Lösung führen oder nur die geopolitischen Fronten verhärten.
Russland fordert, die Vereinten Nationen und weitere Staaten in die Friedensverhandlungen einzubeziehen. Karasin erklärte: "Die internationale Gemeinschaft, vor allem die UN und bestimmte Länder, sollten beteiligt werden." Welche Staaten gemeint sind, ließ er offen. In der EU wächst die Sorge, dass ein Kompromiss vor allem zwischen den USA und dem Kreml ausgehandelt wird – möglicherweise zum Nachteil der Ukraine.
Eskalation trotz Diplomatie
Während in Riad über Frieden verhandelt wird, geht der Krieg weiter. Die Ukraine meldete fast 140 nächtliche Drohnenangriffe und eine ballistische Rakete. In Sumy sollen 88 Menschen verletzt worden sein. Russland wirft der Ukraine ihrerseits einen gezielten Artillerieangriff auf Journalisten vor. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha verurteilte die Angriffe scharf: "Russland muss damit aufhören, unsere Städte zu bombardieren, anstatt hohle Erklärungen über den Frieden abzugeben."
Die offizielle Erklärung am Dienstag könnte erste Hinweise auf den Erfolg der Friedensverhandlungen liefern. Doch ob die Gespräche in Riad tatsächlich eine Wende im Ukraine-Krieg bringen oder nur ein weiteres Kapitel im geopolitischen Machtkampf sind, bleibt ungewiss. Eines ist klar: Die Friedensverhandlungen sind ein Balanceakt zwischen Diplomatie und Krieg – und die Welt wartet gespannt auf das nächste Signal aus Riad.