Immobilien

Drastischer Mietkostenanstieg voraus: Der Gebäude-TÜV soll kommen

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat Mitte Februar 2025 einen Entwurf mit Vorgaben für „Verfahren zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Gebäuden“ gemacht. Dieser neue Gebäude-TÜV könnte für Mieter Mehrkosten von mehreren hundert Euro pro Jahr bedeuten, bei Einfamilienhäusern könnten es sogar 1000 Euro jährlich und mehr sein, warnt der Eigentümerverband Haus & Grund. Die Details.
06.04.2025 06:12
Lesezeit: 3 min
Drastischer Mietkostenanstieg voraus: Der Gebäude-TÜV soll kommen
Eine geplante Überprüfung der Verkehrssicherheit von Gebäuden kann Mieten weiter in die Höhe treiben (Foto: dpa, Design DWN).

Die Mieten sind sowieso schon für viele Bürger kaum noch tragbar. Nun sollen auch noch umfangreiche Vorgaben zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Gebäuden kommen, die aufwändig sind und zusätzliche, spürbare Kosten verursachen, die für Mieter einen weiteren Anstieg der Mieten bedeuten würden. Das könnten viele hundert Euro im Jahr sein.

Umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen

Aktuell hat das Deutsche Institut für Normung (DIN) einen 40-seitigen Entwurf zur Verkehrssicherheitsüberprüfung für Wohngebäude vorgelegt. Das DIN enthält Vorgaben für Verfahren, die einer Überprüfung der Verkehrssicherheit von Gebäuden dienen sollen. Das DIN kümmert sich um die Normung und Standardisierung in Deutschland und auch weltweit. In dem Entwurf für die Überprüfung der Wohngebäude schlägt das DIN engmaschige Überprüfungen vor, die möglichst einmal jährlich durchgeführt werden sollen.

250 Maßnahmen für die Verkehrssicherheit

Überprüft werden soll dabei sowohl die Hauskonstruktion als auch Heizungsanlagen, Feuerschutz, Gasleitungen und vieles mehr. Sage und schreibe nahezu 250 verschiedene Kontrollen sind in dem Entwurf enthalten, die dann von den Immobilieneigentümern durchgeführt werden sollen. Danach muss dann auch überprüft werden, ob Dachrinnen sicher befestigt sind, der Schornstein verwittert ist und ob die Sicherheit von Balkongeländern, Treppengeländern, Vordächern und Markisen gewährleistet ist. Das alles soll nach den Vorstellungen des DIN einmal im Jahr gecheckt werden.

DIN-Vorgaben würden Kosten in die Höhe treiben

Zwar müssen auch schon heute die Hauseigentümer ihre Immobilien überprüfen und sichern, jedoch würden durch die neuen DIN-Vorgaben dabei deutlich höhere Kosten entstehen. Der GdW als Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. hält diese neu geplanten Überprüfungen für praxisfern und warnt davor, dass diese Maßnahmen dann die Wohnkosten für die Mieter in die Höhe treiben werden. Aktuell ist der Entwurf des DIN nur ein Vorschlag, allerdings eben auch ein Vorschlag für ein sehr aufwändiges Überprüfungsverfahren – und sicher kein Beitrag zum Bürokratieabbau und zur Mietpreiserhaltung. Er steht eher für eine neue Kostenlawine, die Vermieter und dann auch Mieter zu tragen haben. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass DIN-Normen nicht unmittelbar rechtlich bindend sind. Sie sind nicht dazu geschaffen, um konkrete Ansprüche und entsprechende Rechtsfolgen daraus abzuleiten. Nach einer Feststellung des Bundesgerichtshofes aus dem Jahr 1998 gelten sie als „als private technische Regeln mit Empfehlungscharakter, die aus sich heraus keinerlei Rechtsgeltung entfalten“.

Mehrkosten von bis zu 1000 Euro für Einfamilienhäuser

Wie Haus & Grund allerdings bereits in der „Bild“ gewarnt hat, würden diese aufwändigen Überprüfungsmaßnahmen zu vielen hundert Euro Zusatzkosten führen, die dann von den Hauseigentümern auf die Mieter umgelegt werden können. Für Einfamilienhäuser könnte dies sogar Mehrkosten von bis zu 1000 Euro bedeuten. Auch der GdW schlägt Alarm und teilt mit, dass die Kosten für größere Wohnungsbaugesellschaften dann deutlich über 100.000 Euro liegen.

Verkehrssicherheit von Immobilien ist Sache des Eigentümers

Generell ist auch heute schon jeder Immobilieneigentümer verpflichtet, die Verkehrssicherheit seiner Objekte sicherzustellen. Er muss also dafür sorgen, dass die Gebäude und auch die Außenanlagen unbedenklich von Dritten benutzt werden können. Diesen Nachweis muss der Eigentümer erbringen können, das ist gesetzlich geregelt. Allerdings gibt es aktuell keine verbindliche gesetzliche Regelung, wie dieser Nachweis umgesetzt werden muss. Heute reichen Sichtprüfungen oder auch Belastungsprüfungen, die zwar innerhalb bestimmter Abstände erfolgen müssen. Diese sind aber nicht verbindlich gesetzlich geregelt.

Die Grundlage für die Verkehrssicherungspflicht ist heute nicht direkt im BGB geregelt. Sie ergibt sich vielmehr aus der Rechtsprechung zur Schadenersatzpflicht aus § 823 ff. BGB und der Instandhaltungspflicht aus § 535 BGB. Daraus ergibt sich die Pflicht für Vermieter, alle Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, damit Dritte in der Immobilie und auf dem Grundstück vor Gefahren geschützt sind.

Grundstückseigentümer sind also verpflichtet, die Einhaltung der Verkehrspflicht regelmäßig zu kontrollieren. Oft sind durch bestimmte Klauseln im Mietvertrag in erster Linie die Mieter, Hausverwaltungen oder auch Hausmeister für die Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht zuständig, dennoch können die Vermieter im Schadensfall durchaus zur Verantwortung gezogen werden. Die Überwachungspflicht für die Eigentümer bleibt also trotzdem.

Wohnungsnot und Grundsteuer treiben Mieten ebenfalls

Auch die steigenden Baupreise und die neue Grundsteuer treiben die Mietkosten in die Höhe. Es fehlen deutschlandweit hunderttausende von Wohnungen, insbesondere in den Ballungszentren – das alleine treibt schon die Mieten nach oben. Auch die neue Grundsteuer führt für viele Immobilien zu höheren Kosten und wird letztendlich auf die Mieter umgelegt. Wie der Eigentümerverband Haus & Grund bereits prognostiziert hat, wird die Zusatzbelastung für viele Eigentümer und Mieter mehr als 1000 Euro jährlich betragen können. Es gibt also viele Faktoren, die das Mieten in Deutschland bereits weiterhin verteuern werden, auch ohne eine verbindliche Einführung der umfangreichen DIN-Normen zur Verkehrssicherheit von Gebäuden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Positiver Analystenkommentar von JPMorgan und Silberstreifen am Cloud-Horizont
04.12.2025

SAP und Salesforce senden an den Börsen neue Signale: Während JPMorgan der SAP-Aktie frische Impulse zuschreibt, ringen Anleger bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...