US-Topmanager formieren Widerstand gegen Trump
Der wirtschaftspolitische Kurs des früheren US-Präsidenten Donald Trump steht zunehmend unter Beschuss – nicht von politischen Gegnern, sondern von jenen, die einst zu seinen Unterstützern zählten: den Spitzen der amerikanischen Wirtschaft. Was sich derzeit hinter verschlossenen Türen abspielt, deutet auf eine mögliche Zeitenwende hin.
Ein wachsender Kreis prominenter Wirtschaftsführer warnt davor, dass Trumps Eskalationsstrategie in Sachen Handelskrieg nicht nur Arbeitsplätze koste, sondern die gesamte ökonomische Basis der Vereinigten Staaten gefährde. Einige Unternehmer erwägen sogar, juristische Schritte gegen den Ex-Präsidenten einzuleiten.
Ken Griffin: Zollpolitik als Angriff auf die Mittelschicht
Ken Griffin, milliardenschwerer Hedgefonds-Manager und langjähriger Unterstützer der Republikaner, spricht aus, was viele denken – aber bislang nicht öffentlich zu sagen wagten. Trumps neue Zölle, so Griffin, seien nichts anderes als eine gigantische Steuererhöhung für die amerikanische Mittelschicht.
„Man kann nicht ernsthaft Familien mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Dollar erklären, dass sie künftig 30 bis 40 Prozent mehr für Alltagsprodukte bezahlen müssen“, sagte Griffin auf einer Veranstaltung an der University of Miami. Der Zollkrieg sei „ein politischer Fehler historischen Ausmaßes“.
Ackman warnt vor wirtschaftlichem Flächenbrand
Auch Hedgefonds-Star Bill Ackman meldete sich auf dem Netzwerk X (ehemals Twitter) zu Wort. Er forderte eine sofortige 90-tägige Waffenruhe im Zollkrieg, um das „wirtschaftliche Inferno“ zu stoppen. Sollte dies nicht geschehen, drohe ein globaler Wirtschaftskrieg mit massiven Investitionsstopps und Konsumverweigerung in den USA.
Ackman warnt: „Die Vereinigten Staaten sind dabei, ihren wirtschaftlichen Ruf irreparabel zu beschädigen – und die Wiederherstellung wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern.“
Musk gegen Navarro – ein öffentlicher Schlagabtausch
Besonders öffentlichkeitswirksam ist der Konflikt zwischen Elon Musk und Trumps ehemaligen Handelsberater Peter Navarro eskaliert. Musk, der eine Freihandelszone mit Europa fordert, beschimpfte Navarro als „dümmer als ein Sack Ziegelsteine“ – und entschuldigte sich später ironisch „bei den Ziegelsteinen“. Navarro wiederum nannte Musk einen „Autosammler“, der nur vorgefertigte Teile zusammenbaue.
Der öffentliche Disput zeigt exemplarisch, wie sehr sich die wirtschaftliche Elite von Trumps protektionistischer Agenda entfernt hat.
Klagewelle in Vorbereitung – aber Angst vor Repression
Wie das Wall Street Journal berichtet, prüfen mehrere Wirtschaftsverbände – darunter die US-Handelskammer und die Consumer Technology Association – konkrete juristische Schritte gegen Trump. Der Grund: Die Anwendung des International Emergency Economic Powers Act als rechtliche Grundlage für die Zollerhöhungen gilt unter Experten als nicht haltbar.
„Unsere Anwälte sind sich einig: Die Maßnahmen sind illegal“, so Gary Shapiro, Chef der Consumer Technology Association. Doch gleichzeitig ist die Sorge groß, dass Trump im Falle einer Klage erneut zur Eskalation greift – wirtschaftlich wie politisch.
Finanzmärkte reagieren – der Vertrauensverlust ist spürbar
An den Börsen zeichnete sich in den vergangenen Tagen eine klare Reaktion ab: massive Kursverluste bei Tech-Werten, Kapitalflucht aus US-Staatsanleihen, Unsicherheit bei Investoren. Selbst Unternehmen wie Microsoft und Alphabet – bislang als stabile Giganten gefeiert – verloren deutlich an Wert.
Die Unsicherheit hat auch die wohlhabenden Unterstützer Trumps erfasst. Ryan Cohen, CEO von Gamestop und bisheriger Trump-Sympathisant, schrieb auf X sarkastisch: „Zölle machen mich zum Demokraten. Ich kann mein 10.000-Dollar-iPhone kaum erwarten.“
Hinter verschlossenen Türen: Das Schweigen der CEOs
Laut Jeffrey Sonnenfeld, Professor an der Yale School of Management, herrscht unter US-Managern „allgemeine Abscheu“ gegenüber Trumps Wirtschaftspolitik. In einer nicht-öffentlichen Umfrage unter mehreren Dutzend CEOs wurde deutlich: Viele wollen sich gegen Trump stellen – wagen aber nicht den ersten Schritt.
„Sie haben Angst, dass Trump direkt gegen sie oder ihre Unternehmen vorgeht“, so Sonnenfeld. „Doch der Druck wächst, etwas zu unternehmen.“
Fazit: Die Uhr tickt – Trump gegen die eigene Elite
Die Konfrontation zwischen Donald Trump und der US-Wirtschaft hat eine neue Stufe erreicht. Noch ist die Widerstandsbewegung jung und von Zurückhaltung geprägt. Doch das Klima kippt. Wenn Trumps Politik weiter in Richtung eines umfassenden Protektionismus steuert, könnten aus leisen Stimmen schon bald juristische Klagen und massive wirtschaftliche Gegenreaktionen werden.
Trumps Alleingänge haben die globale Ordnung bereits ins Wanken gebracht. Nun könnte sich das Pendel in die andere Richtung bewegen – getrieben von jenen, die am meisten zu verlieren haben: den Architekten der amerikanischen Wirtschaft.