EZB senkt Zinsen – und Trump attackiert die Fed
Die EZB beschloss, den Leitzins um eine weitere Stufe auf nun 2,25 Prozent zu senken. Dieses Niveau gilt als neutral – es wirkt weder wachstumsfördernd noch -dämpfend. Die Entscheidung ist Teil einer seit letztem Jahr anhaltenden Zinssenkungsserie: Damals lag der Leitzins noch bei 4 Prozent.
Ausschlaggebend für die erneute Senkung sind vor allem die unter Kontrolle stehende Inflation und das deutlich schwächelnde Wachstum in Europa. Auf der anschließenden Pressekonferenz machte EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor allem den globalen Handelskonflikt für die wirtschaftliche Unsicherheit verantwortlich. Dass auch steigende Rüstungsausgaben potenziell zu erhöhter Inflation führen könnten, erwähnte sie nur am Rande.
Die Märkte reagierten prompt: Die Zinssätze fielen weiter, da Anleger nun mit weiteren geldpolitischen Lockerungen rechnen. Zwar ist unklar, wie weit die Zinsen noch sinken werden – die EZB selbst betont, dass dies stark von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt. Doch vieles spricht dafür, dass im laufenden Jahr noch bis zu drei weitere Zinssenkungen erfolgen könnten, was den Leitzins auf bis zu 1,5 Prozent drücken würde.
Trumps Druck auf Powell – ein gefährliches Spiel
Trotz der geldpolitischen Wende in Europa sorgte eine andere Nachricht über die Osterfeiertage für größere Aufregung: Präsident Trump verschärfte seine Angriffe auf Jerome Powell, den Vorsitzenden der US-Notenbank (Fed). Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump Powell wiederholt kritisiert. In seiner zweiten Amtszeit ist der Ton noch schärfer geworden.
Trump fordert deutliche Zinssenkungen in den USA und wirft Powell mangelnde Kompetenz vor – inklusive spöttischer Spitznamen und öffentlicher Demütigungen. Ob Trump tatsächlich versucht, Powell zu entlassen, ist rechtlich fraglich. Die Unabhängigkeit der US-Notenbank ist gesetzlich verankert. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass Trump diesen Schritt dennoch wagt – ein beispielloser Eingriff in eine der wichtigsten Institutionen der amerikanischen Wirtschaft.
Die Rolle unabhängiger Notenbanken
Die politische Unabhängigkeit der Zentralbanken ist keine Selbstverständlichkeit. In den 1970er Jahren waren sowohl die amerikanische als auch viele europäische Notenbanken stark politisiert. Heute sind Länder wie China oder die Türkei Beispiele für Zentralbanken, die eng mit der Regierung verflochten sind.
Doch genau diese politische Einflussnahme kann gravierende Folgen haben. Denn nur eine unabhängige Notenbank kann glaubwürdig und effektiv wirtschaftliche Stabilität sichern. Diese Glaubwürdigkeit – aufgebaut über Jahrzehnte – ist ein zentrales Instrument der Geldpolitik. Sie ermöglicht es Notenbanken, Inflation zu bekämpfen, ohne drastische Maßnahmen zu ergreifen, und sorgt dafür, dass Staaten sich günstig verschulden können.
Wird diese Glaubwürdigkeit untergraben, reagieren die Finanzmärkte nervös. Steigt die Inflation stärker als erwartet, verlieren Staatsanleihen an Attraktivität – was zu höheren Zinsen und einem schwächeren Dollar führen könnte. Die Konsequenzen spüren am Ende die Verbraucher.
Powells Abgang 2026 – und die Gefahr der Politisierung
Ob Trump Powell tatsächlich entlässt, bleibt offen. Sicher ist jedoch, dass Powell im Mai 2026 planmäßig ausscheiden wird – und Trump dann voraussichtlich die Möglichkeit hat, einen Nachfolger zu ernennen, der ihm politisch nahe steht. Die Gefahr: Die Fed könnte zur verlängerten Werkbank des Weißen Hauses werden.
Schon jetzt preisen die Märkte diese Unsicherheit ein: Die US-Zinsen sind zuletzt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten gestiegen – ein Zeichen dafür, dass Investoren mit weiteren politischen Eingriffen rechnen. Sollte Trump seinen Worten Taten folgen lassen, könnten die Folgen für die globale Finanzwelt weitreichend sein.