Wirtschaft

Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold hat die Marke von 2.400 US-Dollar überschritten – und damit alles übertroffen, was in den Krisenjahren 2011 oder 2020 als Spitze galt. Doch inmitten dieses Bullenmarkts warnen Experten: Das „sichere Hafen“-Narrativ könnte sich schon bald in einen freien Fall verkehren.
25.04.2025 14:46
Lesezeit: 2 min
Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
Der Goldpreis wurde noch nie auf einem höheren Niveau gehandelt als derzeit. (Foto: dpa) Foto: Uli Deck

Vertrauen in den Dollar schwindet – Gold als letzter Fluchtpunkt

Bei Nordea, der Saxo Bank und dem Handelsportal Daytrader.dk ist man sich einig: Gold profitiert von einer tektonischen Verschiebung des Vertrauens. Der Glaube an die Stabilität von US-Staatsanleihen beginnt zu bröckeln. Das liegt nicht nur an den hohen Schulden, sondern auch an wachsenden Gerüchten über geplante Anleihetauschprogramme aus dem Weißen Haus.

„Es gibt Spekulationen, dass Trump plant, ausländische Gläubiger zum Tausch ihrer Anleihen gegen 100-jährige US-Staatsanleihen zu bewegen“, warnt Josephine Cetti von Nordea. Ein solches Manöver würde de facto einer Schuldenrestrukturierung gleichkommen – und wäre ein beispielloses Signal an die Märkte: Der Dollar ist nicht mehr sakrosankt.

Nullzins, hohe Nachfrage – ein Paradoxon

Dass Anleger derzeit lieber Gold halten – ohne Zinsen, aber mit Lagerkosten – als US-Bonds mit 4 bis 5 Prozent Rendite, zeigt, wie tief die Verunsicherung reicht. „Wir leben in einer Welt des Chaos. In solchen Zeiten wird Gold zum ultimativen Schutz“, erklärt Saxo-Bank-Analyst Ole Sloth Hansen.

Und tatsächlich: Während die US-Börsen (S&P 500) und europäische Indizes Verluste verzeichnen, hat Gold in Dollar bereits über 25 Prozent zugelegt – innerhalb eines Jahres. In Euro sind es rund 16 Prozent.

Goldman Sachs: Ziel 4.000 Dollar – doch Vorsicht vor dem Absturz

Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht sogar noch weiter: Sollte die geopolitische Lage weiter eskalieren und sich die Unsicherheit verstärken, sei ein Preis von 4.000 Dollar je Unze realistisch. Das wäre eine Verdopplung seit Jahresbeginn – und ein massiver Schock für traditionelle Währungs- und Anleihemärkte.

Doch genau hier liegt auch die Gefahr: „Gold neigt dazu, seine Höhepunkte schnell zu erreichen – und dann noch schneller zu korrigieren“, warnt Erik Bork von Daytrader.dk. Allein im April verzeichnete der Goldpreis einen Tagesverlust von fast sieben Prozent – ein Beleg für die enorme Volatilität.

Trump und das Gold – eine toxische Mischung

Besonders brisant: Donald Trump selbst spielt mit dem Thema Gold. Bereits Anfang des Jahres kündigte er an, Fort Knox besuchen zu wollen – ein symbolträchtiger Schritt, der geopolitisch weit über bloße PR hinausgeht. Zuletzt twitterte er kryptisch: „Wer das Gold hat, macht die Regeln.“

Ein solcher Fokus auf die Goldreserven der USA – in Verbindung mit seiner bekannten Kritik am Federal Reserve System – könnte den Preis weiter anheizen. Doch zugleich droht damit die Politisierung des Goldmarkts – und damit eine weitere Destabilisierung der globalen Finanzarchitektur.

Fazit: Gold ist kein sicherer Hafen mehr – es ist zum Schlachtfeld geworden

Was einst als ruhiger Rückzugsort in turbulenten Zeiten galt, wird nun selbst zum Zentrum der Spekulation. Gold hat sein Image als „stabile Wertanlage“ abgelegt und sich in ein hochvolatiles Risiko-Investment verwandelt. Der nächste Rekord mag nahe sein – doch der Fall ebenso.

Die entscheidende Frage lautet nicht mehr: Wird Gold weiter steigen? Sondern: Wer hält durch, wenn es wieder fällt?

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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