Höflichkeit als strategischer Vorteil?
Das Rennen um generative künstliche Intelligenz (KI) ist für Technologieunternehmen ein finanzielles Glücksspiel. OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat bislang unglaubliche 64,1 Milliarden US-Dollar an Investitionen eingesammelt – die jüngste Finanzspritze von 40 Milliarden US-Dollar stammt vom japanischen Risikokapitalfonds SoftBank. Doch was kostet das Unternehmen wirklich? Und was hat es mit der Frage auf sich, ob es sinnvoll ist, bei der Nutzung von ChatGPT höflich zu sein?
Sam Altman, CEO von OpenAI, hat kürzlich angedeutet, dass die Höflichkeit der Menschen in der Interaktion mit ChatGPT das Unternehmen Millionen kosten könnte. Die genaue Zahl der Nutzer wird zwar nicht öffentlich gemacht, doch Altman sprach bei einer TED-Veranstaltung von nahezu exponentiellem Wachstum, wobei sich die Zahl der aktiven Nutzer binnen weniger Wochen fast verdoppelt haben soll.
Doch die Kosten, die mit jeder Interaktion verbunden sind, gehen weit über den Stromverbrauch hinaus. Ein Benutzer auf der Plattform X fragte kürzlich, wie viel Geld es OpenAI kostet, wenn Nutzer höfliche Phrasen wie „Bitte“ und „Danke“ in ihren Anfragen an verwenden. Sam Altman selbst antwortete: „Zehn Millionen Dollar richtig ausgegeben – man kann nie wissen.“
Es stellt sich nun die Frage: Bringt es wirklich etwas, bei der Interaktion mit einem Chatbot höflich zu sein? Der Microsoft-Experte Kurtis Beavers, Leiter des Copilot-Designteams, ist der Meinung, dass respektvolle Kommunikation zu qualitativ besseren Antworten führt. Laut Beavers gibt der Ton der Anfrage dem KI-Modell Hinweise darauf, wie es auf eine Frage reagieren sollte – eine respektvolle Anfrage wird also mit einer respektvolleren und möglicherweise präziseren Antwort belohnt.
Das bedeutet nicht, dass der Chatbot durch höfliche Sprache „glücklich“ wird, sondern vielmehr, dass die KI darauf trainiert ist, auf respektvolle Weise zu antworten. Sie simuliert Professionalität und Klarheit, basierend auf der Kommunikation, die sie von Nutzern erhält. Wer also die höfliche Etikette wahrt, darf auf eine detailliertere und präzisere Antwort hoffen.
Kosten und Nutzen im Zusammenspiel
Trotz der scheinbaren Ressourcenverschwendung, die durch Höflichkeitsfloskeln entsteht, sieht Microsoft in der Etikette einen strategischen Vorteil. Das Unternehmen geht davon aus, dass respektvolle Anfragen nicht nur den Ton der Antwort beeinflussen, sondern auch deren Qualität. Anfragen wie „Bitte nennen Sie zehn Varianten einer neuen Marke für dieses Produkt“ oder „Danke für Ihre Hilfe“ sorgen nicht nur für bessere Antworten, sondern auch für eine bessere Interaktion insgesamt.
Ein teurer, aber lohnenswerter Akt der Höflichkeit
Ob es nun zehn Millionen Dollar kostet oder nicht – höflich mit ChatGPT zu sprechen, scheint mehr zu bringen als erwartet. Während der Energieverbrauch und die Rechenleistung von OpenAI nicht gerade gering sind, könnte sich ein respektvoller Umgang mit der KI als der wahre Schlüssel zu besseren und effizienteren Ergebnissen erweisen. Ein kurzes „Danke“ könnte den Unterschied ausmachen – und das nicht nur in Bezug auf den Service, sondern auch auf die Qualität der Antwort.