Arbeitsmarkt-Revolution: Künstliche Intelligenz - Berufe mit Zukunft
Die KI-Revolution ist in vollem Gange. Das Release-Datum von ChatGPT in Deutschland liegt noch nicht lange zurück, und schon ist der Einsatz des immer intelligenter werdende Chatbots aus vielen Büros kaum noch wegzudenken. Ein Trend, der mittelfristig wohl einige Jobs durch Künstliche Intelligenz ersetzen wird. Andere Berufe dagegen haben bisher noch kaum Einfluss von KI zu spüren bekommen. Bei manchen wird es dabei bleiben. Etwa 4 Prozent der Arbeitnehmer, darunter zum Beispiel Handwerker, haben laut einer Studie von OpenAI überhaupt keine Aufgaben, die von KI beeinflusst werden könnten.
Denn die Gewinner der neuen Technologie sind Berufe mit einem hohen Anteil an menschlicher Interaktion sowie umfangreicher analoger Tätigkeiten in einem physisch sich rasch verändernden Umfeld. Das höchste Beschäftigungswachstum bis 2030 sieht der Future of Jobs - Report 2025 des Weltwirtschaftsforums (WEF) nicht umsonst im Pflege- und Bildungssektor. Doch auch andere Branchen könnten eine nie dagewesene Aufwertung erfahren. Hier lesen Sie 9 Berufe, die wahrscheinlich zu den Gewinnern der KI-Revolution gehören werden.
Future of Jobs Report: Erzieher von KI-Technologie nicht gefährdet
Vor allem Jobs aus dem sozialen Bereich und der Bildung kann KI-Technologie kaum oder gar nicht gefährden. Erzieher ist deshalb ein Beruf mit Zukunft - trotz und vielleicht gerade wegen KI.
Der Gedanke, dass ein KI-gestützter Roboter eines Tages die Aufgaben von Erzieherinnen und Erziehern übernehmen wird, löst wohl bei den allermeisten Eltern Stirnrunzeln aus. Schließlich machen Kinder in einer Kita die ersten Schritte im sozialen Leben. Zudem werden in Kindertagesstätten und Kindergärten spielerische Lernformen erprobt, die ebenfalls eine stark zwischenmenschliche Komponente haben. Auch Elternarbeit, Gruppenbetreuung oder Frühförderung sind nicht automatisierbar.
Der Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht sogar keine der 8 Kerntätigkeiten von Erziehern von der KI-Technologie gefährdet. Der Beruf lebt von einem hohen Grad an physischer Tätigkeit und dynamischer Interaktion und zählt damit zu den Gewinnern der Arbeitsmarktentwicklung der nächsten Jahre.
Bezüglich des Gehalts gehören Erzieher und Erzieherinnen nicht zur Spitzengruppe, was sich durch die Wichtigkeit des Berufs in Zukunft möglicherweise ändern könnte.
Berufe mit Zukunft und gutem Gehalt: Lehrer und Lehrerin
Was für Erzieher gilt, gilt umso mehr für Lehrkräfte. Lehrer und Lehrerinnen - das sind Berufe mit Zukunft und gutem Gehalt, denn hier steht und wird immer menschliches Wirken im Vordergrund stehen.
Wer hat nicht bei den charismatischsten Lehrerinnen und Lehrern am meisten gelernt? Lerninhalte und menschliche Kommunikation werden im Unterschied zu Kita und Kindergarten zudem in Schulen komplexer und facettenreicher. Ein weiterer Unterschied: KI spielt schon jetzt in Schulen eine große Rolle. An der herausgehobenen Position von Lehrkräften ändert dies nichts. „Die Interaktion von Lehrkraft und Schülerin/Schüler bleibt der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Unterrichtens", sagt etwa Sandra Boser, die für Digitales zuständige Staatssekretärin in Baden-Württemberg. Schwierig werden könnte es stattdessen für die Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung, hier dürften vermutlich ChatGPT oder DeepSeek unterm Schnitt die Nase vorn haben.
Nicht von KI-Technologie zu ersetzen: Hebammen
Die Geburt von Kindern ist von großen Unwägbarkeiten geprägt. Jede Schwangerschaft und jede Entbindung verläuft schließlich anders und ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Eine der wichtigsten Anforderungen für Hebammen ist daher neben der praktischen Tätigkeiten wie der Geburtenvorbereitung oder der Säuglingspflege ein hohes Maß an Empathie. KI-Technologie kann die Arbeit einer Hebamme durch Datenanalyse oder Dokumentation im Vorfeld zwar unterstützen, in ihrer Kerntätigkeit aber wohl kaum ersetzen. Daher ist auch der Beruf der Hebamme eine KI-sichere Wahl.
Bleibt ein Beruf mit Zukunft und gutem Gehalt - gerade wegen KI: Arzt
Der Einsatz von KI in der Medizin ist vielfältig und wird bereits praktiziert. "KI kann Ärztinnen und Ärzte dabei unterstützen, Informationen zu bündeln, sie von repetitiven Tätigkeiten zu entlasten und so mehr Raum für den Arzt-Patienten-Kontakt zu schaffen“, hob etwa Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt 2025 in einer Stellungnahme des Vereins hervor. Im Klartext heißt das, um Diagnosen zu stellen, Symptome zu erkennen und entsprechend zu behandeln, rückt bei der Ausführung des Berufes künftig die Kommunikation mit den Patienten immer stärker in den Vordergrund.
Diagnostische Vorschläge einer KI-Maschine bedürften zudem einer strengen Überprüfung, so Reinhardt. Für angehende Ärzte setzt dies ein erhöhtes Maß an digitaler Kompetenz voraus. Ihre wichtige Rolle in der Gesellschaft bleibt auch durch KI unberührt.
Friseure - wichtige Dienstleistung mit Zukunft
Der gemeine Friseurberuf genießt nicht gerade das höchste Ansehen. Doch das könnte sich bald ändern. Denn Haaresschneiden für jeden Haartyp, geselliges Plaudern und individuelle Styling-Tipps sind nicht automatisierbar. Das IAB bestätigt: Alle Kerntätigkeiten des Friseurberufs können in absehbarer Zeit nicht von einer Maschine übernommen werden - ein Beruf mit Zukunft trotz KI.
Allerdings: Trotz der guten Aussichten zahlt sich das bisher jedenfalls noch nicht auf dem Gehaltszettel aus. 2.296 Euro verdienen laut der Arbeitsagentur Gutverdiener der Friseurbranche im Durchschnitt. Auch die Ausbildungsvergütung schließt im statistischen Vergleich mit anderen Ausbildungsberufen schlecht ab. Vielleicht wird KI in den nächsten Jahren zur Chance, den Beruf aufzuwerten und die Gehälter anzupassen.
Dringend gesucht: Handwerker
Ob Maler, Elektriker, Zimmerleute oder Dachdecker: Die Handwerksbranche wird durch die KI-Technologie eine große Aufwertung erfahren. Eine Maschine kennt sich mit Daten aus, kann aber keine Baustelle koordinieren, mit Mörtel arbeiten oder ein Schaltgerät montieren. Und wenn es doch ein Roboter kann, dann nicht unter den Herausforderungen ständig variierender Situationen und Anforderungen.
Doch weit gefehlt, wer denkt, beim Handwerk steht deswegen die Zeit still. Der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) sieht denn auch gewisse integrative Kapazitäten von Künstlicher Intelligenz im Handwerk, "etwa im Smart-Home Bereich oder um Arbeitsabläufe zu optimieren, Daten besser auszuwerten oder Trends und Kundenbedürfnisse besser vorhersagen zu können." Die Kerntätigkeiten im Handwerk bleiben davon unberührt.
Hotelpersonal: Trotz KI dringend gesucht
Die Reiselust der Menschen wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahrzehnten anhalten. Damit verbunden bleibt ein gewisses Service-Versprechen. Wer will schon gerne in heiterster Urlaubsstimmung am Rezeptionsschalter bei einem Roboter einchecken und mit einem Chatbot über Ausgeh- und Freizeitmöglichkeiten am Reisedomizil sprechen?
Von Rezeptionisten bis Gastro-Mitarbeitern und Reinigungskräften: Die Hotelbranche wird wohl vorerst nur in der Verwaltung und im Marketing von der KI heimgesucht und bietet daher auch künftig gute Arbeitsmöglichkeiten.
Ein Beruf mit Zukunft und gutem Gehalt? Gärtner und Landschaftsbauer
Der Beruf des Gärtners hat einerseits eine sehr praktische und andererseits eine ausgeprägte gestalterische Komponente. Landschaftsbauer etwa legen Außenanlagen, Hausgärten, Terrassen, Parks und Spiel- und Sportplätze an oder begrünen Verkehrsinseln oder Fußgängerzonen. Gärtner in Baumschulen dagegen kultivieren Rosen, Sträucher, Bodendecker und Gehölz. Gärtnerinnen und Gärtner arbeiten in und mit der Natur, das heißt, in einem physisch sich wandelnden Umfeld, auf das die KI nicht immer angemessen reagieren könnte.
Die Landwirtschaftskammer attestiert dem Beruf des Gärtners zudem "Abwechslung und Kreativität" - eines der wichtigsten Kriterien, um sich auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft zu bewähren,
Juristen: KI kann beraten, aber Anwälte nicht ersetzen
Unwahrscheinlich ist auch, dass die KI den Beruf des Juristen ersetzen wird. Die Arbeit von Juristen betrifft das von Menschen gemachte Recht. Es wird von Fall zu Fall vor Gericht angewandt, es muss argumentativ erstritten werden und schafft Präzedenzfälle. Kognitiv handelt es sich hierbei um zu komplexe Vorgänge als das eine Maschine mithilfe eines Datensatzes zum Zug kommen könnte. Dass die KI auch in den Kanzleien, bei den Staatsanwaltschaften und Gerichten zur Anwendung kommen wird, steht aber außer Frage. Als besonders zeitaufwendig gilt die Recherchezeit für juristische Sachverhalte. Eine Lösung bietet etwa das Berliner Start-up Xayn, das komplette Subsumtionen in Minuten ausspucken kann - Volljuristen brauchen hierfür mitunter Stunden.
Berufe mit Zukunft: Feuerwehr und Polizei
Feuerwehrleute und Polizistinnen und Polizisten üben analoge Tätigkeiten im wohl dynamischsten Umfeld dieser Liste aus. Die Gefahr eines Jobverlustes ist demnach entsprechend niedrig. Doch selbst diese mittelfristig absolut KI-sicheren Berufe werden in Zukunft von der neuen Technologie beeinflusst. Die Polizei greift schon jetzt im Bereich Datenanalyse und Cyberkriminalität auf KI zurück. Die Feuerwehr baut auf KI-gestützte Drohnen zur Sichtung und Einschätzung der Einsatzlage. Der positive Nebeneffekt: Durch die digitale Aufrüstung bleibt mehr Humankapital für die physischen Aufgaben im Einsatz, auf die es auch in Zukunft noch ankommen wird.