Automatisierung ohne Rücksicht? Duolingo geht radikalen Schritt
Was für viele Unternehmen im Bildungsbereich noch Zukunftsmusik ist, setzt Duolingo bereits gnadenlos um: Die bekannte Sprachlernplattform ersetzt immer mehr menschliche Arbeitskraft durch künstliche Intelligenz – mit weitreichenden Folgen. In einer internen Mitteilung an die Belegschaft erklärte CEO Luis von Ahn den umfassenden KI-Kurs zur „besten Entscheidung der letzten Jahre“ – auch wenn dieser mit „kleinen Kompromissen bei der Qualität“ einhergehe.
Mit dem neuesten KI-Ausbau hat Duolingo das größte Update seiner Unternehmensgeschichte angekündigt: 148 neue Sprachkurse – vollständig generiert durch generative KI. Ziel sei es, über eine Milliarde neue Nutzer weltweit anzusprechen. Das Besondere: Die Inhalte wurden nicht von Sprachexperten, sondern von Maschinen entwickelt – überprüft von Algorithmen, die von Duolingo selbst trainiert wurden.
Stellenabbau als Nebenwirkung – menschliches Korrektiv unerwünscht
Die Schattenseite: Bereits im vergangenen Jahr trennte sich Duolingo von rund zehn Prozent seiner externen Auftragnehmer – Tendenz steigend. Neueinstellungen sollen nur noch erfolgen, wenn eine Automatisierung „technisch nicht möglich“ ist. Die Strategie folgt einem klaren Muster: Wo Menschen bisher korrigierten, validierten und verbesserten, übernimmt nun KI die Entscheidungsgewalt.
Nutzer laufen Sturm – KI-Inhalte oft fehlerhaft und lebensfern
Doch der Unmut der Community wächst. Viele treue Nutzer beklagen, dass die Qualität der Lerninhalte spürbar abgenommen habe. „Unnatürliche Sätze“, „verwirrende Korrekturen“ und ein Mangel an alltagsnahen Dialogen gehören zu den häufigsten Vorwürfen. In sozialen Netzwerken äußern sich verärgerte Kunden offen – einige drohen bereits mit der Kündigung ihres Abonnements.
Duolingo versichert zwar, dass weiterhin Sprachexperten eingebunden seien und alle Inhalte umfangreich getestet würden. Doch hinter den Kulissen zeigt sich eine andere Realität: Menschliche Experten werden zunehmend zur reinen Datenquelle für KI-Trainingsmodelle degradiert. Die Validierung übernehme inzwischen die Maschine selbst – auf Basis von Regeln, die eigens von KI-Ingenieuren definiert wurden.
Lernplattform oder Laborversuch?
Duolingo steht an einem Scheideweg: Zwischen technologischem Fortschritt und pädagogischer Verantwortung. Der aggressive Einsatz von KI mag kurzfristig Skaleneffekte und Einsparungen bringen – doch wenn die Qualität leidet und die Nutzer abspringen, könnte sich der vermeintliche Fortschritt als Rückschritt erweisen.