Ist Bargeld der Politik ein Dorn im Auge? Diesen Eindruck zumindest erweckt das neue EU-Gesetz, das eine Obergrenze für Bargeld festlegt. Wer mehr hat und damit bezahlen will, muss mit Strafen rechnen.
Obergrenze für Bargeld ist da – Strafen drohen bei Barzahlung
In Deutschland tragen Menschen durchschnittlich noch rund 100 Euro Bargeld im Portemonnaie. Doch Banken wie die Deutsche Bank planen bereits, in zahlreichen Filialen Bargeldtransaktionen einzustellen. Auch die Zahl der Geldautomaten sinkt rapide: 5.000 geschlossene Bankfilialen, 2.000 abgebaute Bankomaten. Inzwischen sieht sogar die Bundesbank die bisherige flächendeckende Versorgung in Gefahr, wie der Nachrichtensender ntv berichtete. Nun schaltet sich noch die Politik ein. Droht bald das Bargeld-Aus?
EU kämpft mit neuen Regeln gegen Geldwäsche
Das neue EU-Gesetz bringt zukünftig gravierende Veränderungen für Bargeldliebhaber sowie empfindliche Strafen bei Überschreitung. Denn die Europäische Union setzt Obergrenzen für Bargeldzahlungen mit Regelungen zur Rückverfolgung und verpflichtenden Herkunftsnachweis fest, die dann auch in Deutschland Gültigkeit besitzen:
- Wer mehr als 3.000 Euro in bar bezahlen möchte, muss zukünftig persönliche Daten preisgeben, um spätere Rückverfolgungen zu ermöglichen.
- Obergrenze: Nur noch Beträge bis zu 10.000 Euro dürfen bar bezahlt werden, ebenso wird ein Herkunftsnachweis des Geldes verpflichtend.
Die klaren Grenzen für Bargeldzahlungen und die geplanten Maßnahmen sollen der EU helfen, Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Sanktionsumgehungen zu bekämpfen, wie es in einer offiziellen Pressemitteilung der Europäischen Kommission 2021 heißt:
„Bestehende nationale Bankkontenregister sollen miteinander verknüpft werden, um den zentralen Meldestellen einen rascheren Zugriff auf Informationen über Bankkonten und Schließfächer zu ermöglichen. Auch den Strafverfolgungsbehörden will die Kommission Zugang zu diesem System verschaffen und so Ermittlungen bei Finanzstraftaten und die Einziehung illegaler erlangter Vermögenswerte in grenzübergreifenden Fällen beschleunigen.“
Für den Zugriff auf diese Finanzinformationen werden die in der Richtlinie (EU) 2019/1153 für den Austausch von Finanzinformationen vorgesehenen Schutzmaßnahmen gelten.
EU-weit einheitliche Bargeldobergrenze ab Sommer 2027
Nach der im April 2024 erfolgten Zustimmung des Europäischen Parlaments hatte auch der Ministerrat die Regelung Ende Mai 2024 gebilligt.
Vincent van Peteghem, belgischer Minister der Finanzen: „Die neuen und strengeren Vorschriften werden unsere Systeme zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung stärken. Eine neue Agentur mit Sitz in Frankfurt wird die Arbeit der beteiligten Akteure beaufsichtigen. Damit wird sichergestellt, dass Betrügern, dem organisierten Verbrechen und Terroristen der Spielraum entzogen wird, um ihre Erträge über das Finanzsystem zu legitimieren.“
Die neue Agentur AMLA wird ihren Sitz in Frankfurt haben und Mitte 2025 ihre Tätigkeit aufnehmen.
Noch gibt es keine einheitlichen Obergrenzen für Barzahlungen innerhalb der EU. Doch die Verordnung zur Bekämpfung der Geldwäsche wird drei Jahre nach ihrem Inkrafttreten anwendbar: Für einige Teile der Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre, für andere drei Jahre Zeit zur Umsetzung.
Somit werden die neuen Regeln spätestens ab Sommer 2027 anwendbar. Auch können Mitgliedstaaten, die bereits niedrigere Bargeldobergrenzen haben, diese beibehalten.
Kritik: Bargeld verliert an Bedeutung
Bargeld garantiert Anonymität: „Wer bar zahlt, ist und bleibt anonym“, betonen viele Kritiker der neuen Regelungen. Während digitale Zahlungen jederzeit nachverfolgt werden können, schützt Bargeld die Privatsphäre. Sollte Bargeld weiter verdrängt werden, ginge ein wichtiges Stück Freiheit unwiederbringlich verloren.
Gleichzeitig betrifft die neue Bargeldgrenze nicht nur Kriminelle, sondern alle Bürger. In Deutschland, wo Datenschutz einen hohen Stellenwert besitzt, trifft diese Entwicklung auf breite Skepsis.
Ausblick: Alltag wird sich durch neue Bargeldgrenzen für verändern
Hochpreisige Einkäufe wie Autos, Schmuck oder Goldmünzen lassen sich künftig kaum noch anonym begleichen. Wer weiterhin Bargeld bevorzugt, muss sich entweder den neuen EU-Hürden stellen oder verstärkt auf digitale Alternativen ausweichen. Doch so geht dem Verbraucher die eigene Kontrolle über seine Finanztransaktionen verloren. Dafür erhalten Behörden und Banken erhalten umfassende Einblicke in das persönliche Konsummuster – das wiederum schränkt die Privatsphäre erheblich ein.
Fazit: Das neue EU-Gesetz markiert einen deutlichen Einschnitt. Größere Summen anonym zu bezahlen, wird erheblich erschwert. Bargeld bleibt zwar vorhanden, doch seine Rolle als Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit gerät zunehmend unter Druck.