Panorama

Im Vatikan läuft die Papstwahl: Konklave könnte mehrere Tage dauern - die Hintergründe

Streng geheim und streng ritualisiert: Seit diesem Mittwoch versammeln sich 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zum Papstwahl-Konklave. Erst nach Wahl des Nachfolgers von Franziskus kehren sie in die Öffentlichkeit zurück.
07.05.2025 13:33
Lesezeit: 4 min
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Papstwahl: Konklave - die geheime Wahl eines neuen Papstes

Ein einzigartiges Ereignis: Das Papst-Konklave zieht weit mehr Menschen in seinen Bann als die 1,4 Milliarden Katholiken weltweit. Selbst fernstehende Beobachter zeigen großes Interesse an der Geheimversammlung im Herzen des Vatikans. Das Konklave für den Papst in der Sixtinischen Kapelle gilt bis heute als eines der rätselhaftesten Rituale der katholischen Kirche.

Diesen Mittwoch ist es erneut so weit: 133 Kardinäle entscheiden, wer als 267. Papst in der Kirchengeschichte auf Franziskus folgt. Bevor sein Name bekannt wird, erklingen wieder die traditionellen lateinischen Worte vom Petersdom: "Habemus Papam" – wir haben einen Papst. Dann erscheint der neue Pontifex auf dem Balkon.

Wer ist wählbar für das Papst-Konklave?

Theorie und Praxis klaffen weit auseinander. Formal darf jeder getaufte katholische Mann über 35 Jahren, der ledig ist, gewählt werden. Doch seit über 600 Jahren war kein Papst mehr ein Nicht-Kardinal. Das bedeutet: Auch diesmal dürfte der künftige Papst aus den Reihen jener stammen, die beim Papst-Konklave in der Sixtinischen Kapelle sitzen.

Wer sind die Favoriten bei der Papstwahl?

Eine schwer zu beantwortende Frage. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Pietro Parolin (70), der derzeitige Staatssekretär des Vatikans. Allerdings kursieren über ein Dutzend weiterer Namen. Überraschungen sind durchaus möglich – wie 2013 bei Jorge Mario Bergoglio, der völlig unerwartet Papst Franziskus wurde. Ein altes Sprichwort sagt: "Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal zurück."

Papstwahl: Konklave – woher stammt der Begriff?

Die Bezeichnung stammt aus dem Lateinischen: "Cum clave" – mit dem Schlüssel – beschreibt den Zustand des Eingeschlossenseins. Die Kardinäle bleiben während des gesamten Papst-Konklave abgeschottet, bis die Wahl abgeschlossen ist. Sie bewegen sich nur zwischen der Sixtinischen Kapelle und dem Gästehaus Santa Marta – ein kurzer Weg mit Shuttle-Service, besonders wichtig für ältere Teilnehmer.

Wer sind die 133 Wähler?

Es handelt sich um alle Kardinäle, die am Ostermontag bei Franziskus’ Tod unter 80 Jahre alt waren. Nach zwei Absagen verbleiben 133 Wahlberechtigte – ein Rekord. Die eigentliche Obergrenze liegt bei 120, doch Franziskus berief viele neue Kardinäle. Wer hätte das Recht, einem das Stimmrecht zu verwehren? Der jüngste Wähler ist 45 Jahre alt, der älteste darf mit 79 Jahren und elf Monaten noch teilnehmen.

Völlige Abschottung während des Papstwahl-Konklaves?

Das System ist erprobt. Vor Beginn der geheimen Versammlung geben die Kardinäle ihre Handys und Geräte ab. Dann heißt es "Extra omnes" – alle Nichtbeteiligten verlassen den Raum. Innerhalb der Geheimversammlung wird ein Eid auf absolute Verschwiegenheit geleistet. Verstöße können zum Ausschluss aus der Kirche führen – bisher kam es nie so weit. Auch Ärzte und anderes Personal müssen schwören, kein Wort zu sprechen. Für Sicherheit sorgen Störsender und ein Nottelefon – aber kein TV, Radio oder Internet.

Die Kapelle, benannt nach Papst Sixtus IV., ist das symbolträchtige Wahllokal des Papst-Konklave. Statt Touristen sieht man hier nun zwölf Kirschholztische, je ein Stuhl pro Kardinal. Der Boden ist mit Pappe abgedeckt, Fenster sind blickdicht. Zwei Öfen stehen bereit: einer stammt von 1939, der andere von 2005.

Wie wird das Wahlergebnis kommuniziert?

Im älteren Ofen werden Stimmzettel und Notizen verbrannt. Der neuere Ofen enthält chemische Kartuschen, die für farbigen Rauch sorgen. Schwarz steht für "kein Ergebnis" – erzeugt mit Kaliumperchlorat, Anthracen und Schwefel. Weiß bedeutet "Papst gewählt" – durch Kaliumchlorat, Laktose und Baumharz. Da der Rauch manchmal schwer zu deuten ist, läuten zusätzlich die Glocken.

Seit 1963 verlief jede Wahl recht zügig – meist innerhalb von zwei bis drei Tagen. Die letzte Wahl, die länger dauerte, fand 1922 statt: Pius XI. wurde nach fünf Tagen und 14 Wahlgängen gewählt. Benedikt XVI. kam 2005 nach vier Runden, Franziskus 2013 nach fünf. Wegen der internationalen Zusammensetzung der Geheimversammlung glauben manche, es könnte diesmal länger dauern. Doch sicher ist das nicht.

Wo übernachten die Kardinäle beim Papstwahl-Konklave?

Im Gästehaus Santa Marta, wo auch Franziskus bis zu seinem Tod lebte. Diese Unterkünfte sind modern und komfortabel – im Gegensatz zu früheren Jahren, als man noch in spartanischen Räumen nahe der Sixtinischen Kapelle schlief. Damals gab es nicht einmal Toiletten. Heute speisen die Kardinäle in Santa Marta, bleiben jedoch weiterhin isoliert – selbst in den Pausen am Mittag.

Konklave live: Wo Sie das Wahlverfahren sehen können und wie es abläuft

Jeder Kardinal erhält einen Stimmzettel und muss darauf einen einzigen Namen notieren – in "möglichst verstellter, aber lesbarer Schrift". Das Blatt wird gefaltet und mit erhobener Hand zum Altar getragen, wo ein Eid gesprochen und der Zettel in die Urne geworfen wird. Am ersten Tag gibt es einen Wahlgang, an Folgetagen jeweils zwei morgens und zwei nachmittags. Ein Kandidat benötigt zwei Drittel der Stimmen – bei 133 Kardinälen also 89.

Wer das Konklave live verfolgen möchte, kann das bei ausgewählten Fernsehsendern und in einigen Livestreams tun. Beispielsweise gibt es bei tagesschau.de einen Konklave-Liveblog, der Nachrichtensender n-tv schaltet über Reporter regelmäßig nach Rom zur Papstwahl, bei t-online gibt es einen Livestream des Schornsteins, aus dem dann irgendwann weißer Rauch aufsteigen soll.

Was geschieht nach der Entscheidung?

Der Auserwählte wird gefragt, ob er das Amt annimmt und welchen Papstnamen er wählen will. In der Sakristei – auch "Kammer der Tränen" genannt – darf er kurz zur Besinnung kommen. Dort stehen neue Gewänder bereit, darunter eine Stola aus Goldbrokat in drei Größen. Danach leisten alle Kardinäle ihm Gehorsam. Ein letztes Gebet, und dann tritt der neue Papst auf den Balkon – mit den Worten "Habemus Papam".

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