Panorama

Konklave beginnt am 7. Mai: Alles richtet sich auf den neuen Papst

Mehr als 130 Kardinäle bereiten sich auf das abgeschottete Konklave vor. Bis dahin wird noch verhandelt – und spekuliert über den neuen Papst.
06.05.2025 07:23
Lesezeit: 3 min

Papst-Wahl: Konklave beginnt am 7. Mai

In der Sixtinischen Kapelle wird noch gewerkelt – gesägt, gehämmert und geschraubt. Unter Michelangelos Gemälde vom Jüngsten Gericht beraten bald über 130 Kardinäle, wer als neuer Papst die weltweit 1,4 Milliarden Katholiken führen soll. Doch bevor der nächste Schritt der Weltgeschichte beginnt, sind Handwerker am Werk.

Doch wer weiß? Vielleicht liefen entscheidende Gespräche längst an anderen Orten – in Trattorien nahe dem Vatikan, etwa im "Tre Pupazzi", im "Arcangelo" oder im "Caffé dei papi". Dort wurden in den letzten Tagen Kardinäle gesehen – ohne erkennbare Hinweise. Nur so viel: Auch Kirchenleute essen im Frühjahr gern Artischocken – ob frittiert oder geschmort.

Kardinal Woelki: "Man trifft sich"

anche Kardinäle bevorzugen für Gespräche die Abgeschiedenheit von Priesterheimen oder Ordenshäusern im Umland Roms. Dort lässt sich die Papst-Nachfolge diskreter besprechen. Doch das alles geschieht vor dem offiziellen Start des Konklaves am Mittwoch. Jetzt dreht sich alles um die Frage: Wer wird der neue Papst? Der Begriff Sedisvakanz beschreibt diese Phase des unbesetzten Stuhls.

Neben privaten Treffen gibt es formelle Sitzungen. Seit der Beisetzung des Pontifex treffen sich die in Rom befindlichen Kardinäle – auch jene über 80 – täglich zur Generalkongregation im Vatikan. In dieser Art Vorkonklave wird offiziell gesprochen – aber es bleibt Raum für Andeutungen.

Marx will kein "Königsmacher" sein

Der Ablauf erinnert an Vorstandsrunden oder Vereinsentscheidungen. Man sondiert, nennt Namen, prüft Stimmungen. Der konservative Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln – einer der drei deutschen Wahlberechtigten – erklärt: "Es gibt Kaffeepausen, man trifft sich abends zum Essen, man lernt sich kennen." Dabei könnten erste Allianzen für den neuen Papst entstehen.

Kardinal Reinhard Marx aus München, deutlich progressiver, gilt laut italienischer Presse als "Königsmacher" – also als einer, der maßgeblich an der Wahl des Nachfolgers von Franziskus beteiligt sein könnte. Er weist das zurück: "Ich glaube, ich bin im falschen Film. Wir wählen doch keinen König." Doch natürlich schmeichelt es, als einflussreich zu gelten – solange Interviews erlaubt sind.

Rom setzt Hoffnung auf einen italienischen Papst

Was die Papst-Nachfolge betrifft, hat sich wenig verändert. Als Favorit für den Posten des neuen Papstes gilt weiterhin Pietro Parolin, bisheriger Staatssekretär. In zwölf Jahren an der Seite von Franziskus zeigte er Führungskraft. Er gilt als moderat. Mit 70 Jahren wäre er im passenden Alter. Viele Römer wünschen sich nach fast 50 Jahren wieder einen italienischen neuen Papst. Vielleicht ist jetzt die letzte Gelegenheit in einer Kirche, die immer globaler wird? Kritiker Parolins bemängeln seine fehlende Erfahrung als Pfarrer oder Bischof. Auch mangele es ihm an Charisma. Doch wenn es ihn trifft, könnte das Konklave schnell beendet sein.

Dauert die Wahl länger, könnten andere Kandidaten eine Rolle spielen. Über ein Dutzend Namen sind im Umlauf: Weitere Italiener wie Matteo Zuppi (69), Pierbattista Pizzaballa (60), Europäer wie Peter Erdö (72), Jean-Marc Aveline (66) und die Spanier Juan José Omella Omella (79) sowie Cristóbal López Romero (72).

Ein Konklave so global wie nie zuvor

Aber auch ein Kandidat von einem anderen Kontinent könnte neuer Papst werden – wie 2013. Genannt werden Luis Antonio Tagle (67) aus den Philippinen, Charles Maung Bo (76) aus Myanmar, Fridolin Ambongo Besungu (65) aus der DR Kongo oder US-Amerikaner wie Raymond Burke (76) und Robert Francis Prevost (69). Letzteres gilt als unwahrscheinlicher.

Dennoch sind Überraschungen denkbar. Viele Kardinäle kennen ihre Mitbrüder kaum. Von 135 wahlberechtigten Kardinälen wurden 108 vom bisherigen Papst ernannt, zuletzt im Dezember. Der Nachfolger von Franziskus könnte daher von der Peripherie kommen – ein Begriff, den Franziskus bevorzugte. Kandidaten stammen etwa aus der Mongolei, Osttimor oder Tonga. Viele, die nun den neuen Papst bestimmen, waren bisher selten in Rom. Rein theoretisch kann sogar jemand ohne Kardinalstitel neuer Papst werden. Doch das geschah zuletzt vor über 650 Jahren – und wird wohl auch so bleiben. Die meisten Beobachter erwarten eine Entscheidung bis zum kommenden Wochenende. Dann wird der neue Papst vom Petersdom aus sein erstes Angelus-Gebet mit Zehntausenden feiern.

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