Selenskyj fordert Putins Teilnahme an Friedensgesprächen
Bei einem Termin mit russischen Wirtschaftsvertretern äußerte sich Putin nicht konkret zu den bevorstehenden Friedensgesprächen. Stattdessen präsentierte er sich äußerst überzeugt vom russischen Markt. Eine bloße Entschuldigung westlicher Investoren reiche nicht aus, um wieder aktiv zu werden, erklärte er. Die Aussage deutet an, dass Putin ein baldiges Ende der Sanktionen erwartet.
Der ukrainische Präsident Selenskyj wird definitiv in die Türkei reisen. Geplant ist jedoch bislang lediglich ein Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara. Selenskyj hatte sich mehrfach dafür ausgesprochen, dass Putin direkt an den Friedensgesprächen beteiligt sein müsse, um den Ukraine-Krieg zu beenden. "Putin entscheidet alles in Russland, also muss er auch über den Krieg entscheiden", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache. "Es ist sein Krieg. Darum müssen auch die Verhandlungen mit ihm laufen." Im Interview mit dem "Spiegel" sagte Selenskyj: "Mir scheint, er (Putin) hat Angst."
Die Ukraine bereitet sich laut Selenskyj in enger Abstimmung mit den internationalen Partnern auf die Friedensgespräche in Istanbul vor. Gleichzeitig äußerte er Zweifel an der Bereitschaft Moskaus zur echten Verhandlung. "Russland spricht viel von direkten Verhandlungen, aber wenn es konkret wird, verstecken sie sich", sagte er und kritisierte damit das Zögern Putins. Sollte Putin tatsächlich in die Türkei reisen, wäre auch Selenskyj bereit, persönlich zu den Gesprächen zu erscheinen.
Kommt Putin wirklich nach Istanbul, wären laut Selenskyj nicht sofort alle Streitpunkte lösbar. "Er und ich können im Moment nicht in allem übereinstimmen, das ist unmöglich", erklärte er in einem Interview mit der französischen Zeitung "Liberation". "Aber wir müssen einen Weg finden, um den Krieg zu beenden." Sollte Putin fernbleiben, "heißt das, er hat kein Interesse an einem politischen Ergebnis." Selenskyj sagte außerdem, dass womöglich die Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten zur Teilnahme bewegen könnte. "Wenn Putin nicht kommt, sieht das für ihn wie eine vollständige Niederlage aus."
Rubio wird an Friedensgesprächen in der Türkei teilnehmen
US-Außenminister Marco Rubio wird mit Sicherheit zu den geplanten Friedensgesprächen nach Istanbul reisen, wie US-Präsident Donald Trump mitteilte. Die Gespräche, die zum Ziel haben, den Ukraine-Krieg zu beenden, sollen gegen Ende der Woche beginnen – vermutlich am Donnerstag. Trump äußerte sich zuversichtlich, dass dabei "sehr gute Ergebnisse" erzielt werden könnten.
Neben Rubio werden laut Weißem Haus auch die Sondergesandten Steve Witkoff und Keith Kellogg an den Friedensgesprächen teilnehmen. Trump selbst erwägt seine Anwesenheit, macht dies jedoch von Putins Entscheidung abhängig. Selenskyj sagte dem "Spiegel": "Wenn ich mich mit Putin treffe, dann muss das mit einem politischen Sieg enden – ein Waffenstillstand oder ein Gefangenenaustausch alle gegen alle." Auf die Frage, ob Trump mehr Druck auf ihn ausübe als auf Putin, antwortete Selenskyj: "Trump muss zur Überzeugung kommen, dass Putin lügt."
Pistorius glaubt nicht an ernsthafte Friedensgespräche
Verteidigungsminister Boris Pistorius sieht derzeit keine ernsthaften Friedensbemühungen seitens Putin. "Er will gar nicht verhandeln, er will weiter bombardieren und kämpfen und Geländegewinne machen", sagte der SPD-Politiker im ZDF-"heute journal" über Putins Strategie im Ukraine-Krieg. Bezüglich der von Europa angedrohten Sanktionen gegen Russland erklärte Pistorius: "Davon gehe ich nicht aus." Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die EU-Staatschefs hätten klar gemacht, "dass es Sanktionen geben muss, wenn die Waffenruhe von Putin nicht eingehalten oder gar nicht erst begonnen wird."
Außenminister Johann Wadephul erkennt dennoch eine neue Dynamik darin, dass der Kreml überhaupt über Friedensgespräche spricht. Das sei "eine Reaktion auf die neue Lage". "Er weiß, dass sich seine Position in nächster Zeit eher verschlechtern wird", erklärte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Zivilisten bei Angriffen rund um Charkiw verletzt und getötet
Ungeachtet der geplanten Friedensgespräche gehen die Angriffe in der Ukraine erbarmungslos weiter. Auch die Zivilbevölkerung leidet stark. Laut Behördenangaben wurden bei russischen Angriffen in der Region Charkiw mindestens zwei Menschen getötet. Ein 80-jähriger Mann sowie eine 70-jährige Frau kamen bei einem Bombenangriff auf Netschwolodiwka westlich von Kupjansk ums Leben, wie Gouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram mitteilte. Drei weitere Frauen und ein Mann – alle im Rentenalter – wurden durch Gleitbomben verletzt.
Neben dem Kreis Kupjansk wurde auch die Stadt Charkiw direkt getroffen. Bei einem Drohnenangriff sei eine zivil genutzte Energieanlage beschädigt worden, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache. Verletzte habe es demnach bei dem Angriff nicht gegeben.