Duale Berufsausbildung: International großes Interesse am deutschen Ausbildungsmodell
Die duale Berufsausbildung aus Deutschland ist eine Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Berufserfahrung, die nicht nur bei vielen Firmen hierzulande sondern auch international zunehmend gefragt ist: Viele Länder adaptieren zurzeit dieses System. Wegen der hohen Nachfrage hat die Bundesregierung am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) eine Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET) eingerichtet. Hier unterstützt Deutschland die Partnerländer bei der Entwicklung ihrer Berufsbildungssysteme und erhöht so auch international die Chancen junger Menschen, einen qualifizierten Beruf zu erlernen.
Aktuell will Amerika mit der betrieblichen Ausbildung nach deutschem Vorbild den eigenen Fachkräftemangel bekämpfen, denn in den Staaten war diese Ausbildungspraxis bisher eher unbekannt.
Exportschlager aus Deutschland: duale Berufsausbildung gegen Fachkräftemangel
Die duale Berufsausbildung bietet gerade jetzt in Zeiten des Fachkräfte- und Azubimangels und der eintretenden Transformation des Arbeitsmarktes großes Potenzial. Die praktischen Fähigkeiten erfahren aufgrund fehlender Praktiker eine neue Aufwertung, akademischer Referenzen hingegen werden gegen KI austauschbar und zukünftig für den Arbeitsmarkt weniger attraktiv.
Zusätzlich wird die demografische Entwicklung und der Renteneintritt der vielen Leistungsträger unserer Gesellschaft, die sogenannten Babyboomer, die Ausrichtung der Berufswelt nachhaltig verändern. Die duale Berufsausbildung kann davon profitieren und ein Schlüssel gegen den drohenden Fachkräftemangel und beginnender Arbeitslosigkeit sein.
Duale Berufsausbildung: Das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft?
Auch die im europäischen Vergleich geringe Jugendarbeitslosigkeit verdankt Deutschland diesem dualen Ausbildungssystem. Mit dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) wurden im Jahr 1969 zum ersten Mal in der Bundesrepublik (BRD) einheitliche Regelungen für die duale Berufsausbildung in Betrieben festgelegt. In der DDR war die duale Berufsausbildung bereits ein übliches, zentrales Element des Bildungssystems. Der weitaus größte Teil der Jugendlichen in der DDR begann nach Beendigung der allgemeinbildenden Schule eine betriebliche duale Berufsausbildung.
Das duale Ausbildungssystem gibt es also bereits schon mehr als 55 Jahre. Seitdem leistet es einen entscheidenden Beitrag, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken. Da die deutsche Wirtschaft gut ausgebildete Fachkräfte braucht, sind Karrieren mit beruflicher Ausbildung so aussichtsreich wie nie.
Handwerkspräsident Jörg Dittrich: „Die duale Ausbildung eröffnet jungen Menschen vielfältige Karrierewege und vermittelt ihnen praxisnahe Kenntnisse, die sowohl in Betrieben und Unternehmen als auch in der Selbstständigkeit wertvoll sind.“
Die duale Berufsausbildung unterscheidet sich von der rein schulischen Ausbildung, die in den meisten Ländern den Einstieg in das Berufsleben darstellt. Der praktische Teil eines Berufs wird dabei an drei bis vier Wochentagen im Betrieb gelernt; an ein bis zwei Tagen erfolgt die fachtheoretische Ausbildung in der Berufsschule.
Die duale Berufsausbildung dauert in der Regel zwischen zwei und dreieinhalb Jahren und wird vergütet. Der Auszubildende erhält ein monatliches Gehalt, was der Ausbildungsbetrieb bezahlt. Im Jahr 2024 waren das fürs erste Ausbildungsjahr mindestens 649 Euro. Die Ausbildungsvergütung steigt mit fortschreitender Berufsausbildung jährlich an.
Duale Ausbildung schafft Inklusion: Eine Chance für jeden – egal, mit welchen Schulabschluss
Die duale, betriebliche Ausbildung ist nicht an einen bestimmten Schulabschluss gebunden und steht jedem Schüler egal ob mit Hauptschulabschluss, mittlere Reife, Abitur sowie auch Schulabbrechern offen. Auch Jugendliche mit Behinderung sind willkommen! Das vom BMWK geförderte Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung unterstützt gezielt kleine und mittlere Unternehmen bei der Integration von Jugendlichen mit Behinderung in Ausbildung durch Informationen, Veranstaltungen und gute Praxisbeispiele.
Je nach Ausbildungsberuf, stellen die Ausbildungsbetriebe unterschiedliche Voraussetzungen und bestimmte Anforderungen an die jeweiligen Bewerber. Damit bietet die berufliche Ausbildung jeden Jugendlichen gute Voraussetzungen für den Übergang ins Arbeitsleben und vielfältige Karriere- und Entwicklungschancen. Und die sind dringend notwendig, denn laut aktuellem Berufsbildungsbericht gibt es in Deutschland zirka 2,9 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss. Tendenz steigend!
Die Gründe reichen von Zuwanderung bis Ausbildungsabbruch. Insgesamt schaffen immer weniger junge Menschen einen direkten Einstieg in eine Ausbildung. Angesichts dieser Schieflage wirbt das Handwerk seit Jahren mit zahlreichen Maßnahmen, wie Ausbildungsmessen, Praktiumswochen für die duale Ausbildung.
Duale Ausbildung – eine Kombination aus Theorie und Praxis
Kennzeichnend für das duale Berufsausbildungssystem ist die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Beim „Lernen im Arbeitsprozess“ spielen die Praktiker aus den Unternehmen die Hauptrolle. Sie geben bei der Erarbeitung der Ausbildungsordnung den Input für die fachlichen Ausbildungsinhalte im Betrieb sowie für die Prüfungsanforderungen.
Die Ausbildungsverordnungen regeln die betriebliche Ausbildung. Sie legen die bundeseinheitlichen Standards in Bezug auf die Ausbildungsinhalte, ihrer zeitlichen Vermittlung während der Ausbildung sowie der Prüfungen fest. Dieser Standard und eine staatliche Anerkennung der Abschlüsse wirken wie ein Qualitätssiegel, an dem sich Arbeitgeber bei der Einstellung neuer Mitarbeiter orientieren können. Dies hilft, schneller einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Moderne Ausbildungsberufe in ständiger Transformation
Die Ausbildungsordnungen werden nicht zuletzt aufgrund der digitalen und ökologischen Transformation an den technischen Fortschritt, eine veränderte Berufspraxis sowie an wirtschaftliche, rechtliche und gesellschaftliche Veränderungen angepasst. Dabei werden sie nach dem Bedarf der Wirtschaft modernisiert oder neu geschaffen. Dass dieser fortlaufende Modernisierungsprozess von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft ist, lässt sich an der Reichweite von Neuordnungsverfahren (siehe Auswertung zur Modernisierung von Ausbildungsordnungen) also der großen Zahl der Auszubildenden ablesen, die im Zeitverlauf von novellierten Ausbildungsordnungen profitieren. Auf deren Basis werden sie zukunftsorientiert qualifiziert und bilden die Fachkräftebasis von morgen.
Ziel: Breite Qualifikation zukünftiger Fachkräfte
Ziel einer dualen Berufsausbildung ist es, die künftigen Fachkräfte für eine eigenverantwortliche Tätigkeit auf einem möglichst breiten Gebiet zu qualifizieren. Um dies zu erreichen, werden nicht nur branchenspezifische Fachinhalte vermittelt, sondern auch wichtige berufsübergreifende Themen als sogenannte Standardberufsbildpositionen verbindlich in das Pflichtprogramm aller Ausbildungsordnungen aufgenommen. Dabei handelt es sich um Mindeststandards, die in allen Berufen während der gesamten Ausbildungszeit gemeinsam mit den berufsspezifischen Fachkenntnissen vermittelt werden, und zwar sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule.
Standardberufsbildpositionen sind seit 2021: Organisation des Ausbildungsbetriebes, Berufsbildung sowie Arbeits- und Tarifrecht, Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie digitalisierte Arbeitswelt.
Erfolgsrezept: Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung
Um die berufliche Bildung zu stärken, gibt es die Allianz für Aus- und Weiterbildung mit Vertretern aus Bund, Wirtschaft, Gewerkschaften und Länderkonferenzen. Gemeinsames Ziel der Partner ist es, die duale Berufsausbildung zu stärken sowie für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu werben. Aktuell ist eine wichtige Aufgabe, den Übergang von der Schule in den Beruf zu verbessern und Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen. Vorrang hat dabei immer die betriebliche Ausbildung.
Zahlen und Fakten zur betrieblichen Ausbildung
- Gut eine Million Jugendliche erlernte 2024 einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf
- 328 verschiedene Ausbildungsberufe standen im Jahr 2024 zur Auswahl
- 408.690 Betriebe in Deutschland bilden selbst aus (2022)
- 77 Prozent der Auszubildenden werden nach der Ausbildung übernommen (2022)
- 489.200 neue Ausbildungsverträge 2023, davon rund 278.300 allein in Industrie und Handel und 134.800 im Handwerk
Azubis gesucht? Duale Berufsausbildung für mehr als 300 Berufe
Die duale Berufsausbildung ist die meistverbreitete Form der Berufsausbildung hierzulande. Es gibt derzeit mehr als 300 Ausbildungsberufe. Ein Auszug der beliebtesten Jobs:
Handwerk: Bäcker, Dachdecker, Maurer, Schreiner, Zimmermann
Gesundheit: Kaufmann im Gesundheitswesen, Medizinischer Fachangestellter, Notfallsanitäter, Zahnmedizinischer Fachangestellter
Industrie: Industriemechaniker, Maschinen- und Anlagenführer, Verfahrensmechaniker, Zerspanungsmechaniker
IT: Informationselektroniker, IT-Systemelektroniker, Fachinformatiker, Mathematisch-technischer Softwareentwickler
Kaufmännische Berufe: Bankkaufmann, Industriekaufmann, Kaufmann für Büromanagement und im Einzelhandel
Weitere Jobs: Friseur, Kraftfahrzeugmechatroniker, Verkäufer
Fazit: Duale Ausbildung besser als ihr Ruf
Eine Jugend- und Unternehmensbefragung der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab im September 2024: Über 80 Prozent der Unternehmen und jungen Menschen sehen in der dualen Ausbildung eine gute berufliche Grundlage. Sechs von zehn der Befragten finden auch, dass man sich mit einer Ausbildung später „ein gutes Leben“ leisten könne.
Trotzdem finden mehr als 45 Prozent der Unternehmen und gut 55 Prozent der jungen Menschen, dass eine duale Ausbildung wenig Wertschätzung in der Gesellschaft genieße.
Höchste Zeit für einen Imagewandel, denn die duale Ausbildung glänzt mit praktischem Knowhow und nicht nur mit theoretischem Wissen. Zudem bietet sie viele Vorteile, wie eine feste Vergütung, schnelle Berufsreife und gute Übernahmechancen.