Politik

Gasfunde in der Schwarzmeerregion: Türkei meldet strategischen Energieerfolg – Erdgasvorkommen mit enormem Wert

Die Türkei entdeckt im Schwarzen Meer neue Erdgasvorkommen von enormem Wert. Der Fund unterstreicht Ankaras anhaltenden Kurs in Richtung energetischer Unabhängigkeit – ein Ziel, das nicht nur ökonomische, sondern auch geopolitische Dimensionen hat.
19.05.2025 10:11
Lesezeit: 2 min
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Erdgasvorkommen: 75 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Schwarzen Meer entdeckt

„Wir haben 75 Milliarden Kubikmeter neue Erdgasreserven entdeckt. Mit dieser Menge werden wir etwa dreieinhalb Jahre lang ausschließlich unsere Haushalte versorgen können“, erklärte Erdoğan am Samstag in einer öffentlichen Ansprache. Die neu entdeckten Vorkommen befinden sich im Bohrfeld „Göktepe-3“, dessen Erschließung am 27. März mit dem hochmodernen Bohrschiff „Abdülhamid Han“ begonnen und am Vortag abgeschlossen wurde, so das Portal Verslo Zinios.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Fundes ist beträchtlich. Erdoğan bezifferte den geschätzten Marktwert der Reserven auf rund 30 Milliarden US-Dollar (ca. 26,8 Milliarden Euro). Die Türkei hofft, durch eigene Vorkommen ihre Abhängigkeit von Energieimporten – insbesondere aus Russland, Aserbaidschan und dem Iran – schrittweise zu reduzieren.

Gasfunde: Energiepolitik als Teil geopolitischer Strategie

Die Ankündigung ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch brisant. Das Schwarze Meer gewinnt zunehmend an strategischer Bedeutung – sowohl als Energiequelle als auch als maritimer Knotenpunkt zwischen Europa, dem Nahen Osten und dem Kaukasus. Mit dem Ausbau eigener Förderkapazitäten versucht Ankara, seine Rolle als Energieakteur in der Region zu stärken und sich unabhängiger von globalen Energiepreisschwankungen sowie politischen Druckmitteln der Lieferstaaten zu machen.

Der Schritt reiht sich ein in eine Reihe türkischer Initiativen, die auf eine umfassendere sicherheits- und energiepolitische Autonomie abzielen. Erdoğan formulierte dies unmissverständlich: „Wir werden unseren Weg weitergehen, ohne anzuhalten, ohne Ruhepausen, ohne Rücksicht auf Kritik oder Hindernisse – bis wir unser Ziel einer energieunabhängigen Türkei erreicht haben.“

Wie die Türkei ihren Energiebedarf derzeit deckt

Trotz dieser neuen Entdeckung bleibt die Türkei weiterhin stark importabhängig. Der jährliche Gasbedarf des Landes beläuft sich auf rund 55 bis 60 Milliarden Kubikmeter. Über 99 Prozent dieses Gases stammen aus dem Ausland. Hauptlieferanten sind Russland, der Iran und Aserbaidschan, wobei auch verflüssigtes Erdgas (LNG) aus Katar, Algerien und den USA bezogen wird. Die Förderung im Schwarzen Meer ist ein wichtiger Schritt, doch bis zu einer signifikanten Reduktion der Importabhängigkeit ist es noch ein weiter Weg.

Relevanz für Deutschland: Energiesouveränität als europäisches Anliegen

Die Entwicklungen in der Türkei sind auch aus deutscher Perspektive von Bedeutung. Deutschland selbst steht vor der Herausforderung, sich nach dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Reduktion russischer Gasimporte neu aufzustellen. In einer multipolaren Weltordnung, in der Energie zunehmend als geopolitisches Machtinstrument fungiert, gewinnt der Zugang zu verlässlichen und diversifizierten Quellen an strategischer Bedeutung.

Zudem spielt die Türkei eine Schlüsselrolle als Transitland für Energieimporte aus dem Kaukasus und Zentralasien. Stabilität und Eigenständigkeit der türkischen Energiepolitik beeinflussen somit indirekt auch die Energiesicherheit Europas. Eine energieautarke Türkei könnte die Position der EU im geopolitischen Kräftespiel zwischen Russland, dem Nahen Osten und Asien verändern.

Ein Etappensieg mit symbolischer Tragweite

Der jüngste Fund im Schwarzen Meer ist ein bedeutender symbolischer Erfolg für die Türkei und ihren Präsidenten. Wirtschaftlich betrachtet ist das Potenzial der Entdeckung solide, aber nicht revolutionär. Politisch jedoch stärkt der Schritt Ankaras Position in einem zunehmend kompetitiven und konfliktreichen Energiemarkt. Ob die Türkei tatsächlich den Weg zur vollen Energieunabhängigkeit beschreiten kann, bleibt offen – der Wille, diesen Weg mit Nachdruck zu verfolgen, ist jedoch unübersehbar.

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