Wirtschaft

Seltene Erden: China dreht der Welt den Rohstoffhahn zu - Industrie droht der Stillstand

Mitten im geopolitischen Machtpoker nutzt China seine Dominanz bei seltenen Erden als Waffe – und bringt westliche Industrien ins Wanken. Während Peking die Ausfuhr lebenswichtiger Metalle zäh verzögert, wächst in Europa und den USA die Angst vor Produktionsstopps. Ist das erst der Anfang eines neuen Rohstoffkriegs?
19.05.2025 12:54
Aktualisiert: 19.05.2025 12:54
Lesezeit: 1 min
Seltene Erden: China dreht der Welt den Rohstoffhahn zu - Industrie droht der Stillstand
Der Mangel an chinesischen Metallen bedroht die Welt. (Foto: dpa | Str) Foto: Str

Seltene Erden: Exportkontrollen stören Lieferketten und setzen Schlüsselindustrien unter Druck

China hat begonnen, im Rahmen seiner neuen Exportkontrollvorschriften begrenzt Lieferungen seltener Erden zuzulassen. Doch das schleppende Genehmigungsverfahren droht, weltweite Lieferketten empfindlich zu stören. Das berichtet die Financial Times. Bereits Anfang April hatte Peking Ausfuhrbeschränkungen für sieben seltene Erden sowie für Dauermagnete verhängt, die für zentrale Zukunftstechnologien wie Elektroautos, Windkraftanlagen, humanoide Roboter und Kampfflugzeuge von entscheidender Bedeutung sind.

Laut Exporteuren, chinesischen Branchenverbänden und Lieferkettenexperten hat das Handelsministerium nun – nach wochenlangen Verzögerungen – erste Exportlizenzen für Lieferungen nach Europa erteilt. Doch die erteilten Genehmigungen reichen bei Weitem nicht aus, um die industrielle Nachfrage zu decken.

Industrie warnt vor baldigen Produktionsausfällen

„Das Zeitfenster, um gravierende Produktionsausfälle in Europa zu verhindern, schließt sich rapide“, warnt Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Auch amerikanische Hersteller – darunter Tesla, Ford und der Rüstungskonzern Lockheed Martin – haben im Rahmen jüngster Investorenpräsentationen ihre Besorgnis über die neuen Regelungen zum Ausdruck gebracht.

Ein europäischer Branchenvertreter mit Sitz in China, der anonym bleiben will, bezeichnet die Situation für ausländische Produzenten als „unhaltbar“. „Was ich hier vor Ort sehe, ist pure Inkompetenz – man hat die Auswirkungen und den notwendigen Vorbereitungsaufwand eklatant unterschätzt.“

Bürokratische Hürden für Metalle und Magneten

Die neuen Exportkontrollen verlangen, dass Unternehmen für den Export sowohl der Metalle selbst als auch der daraus hergestellten Magneten eine spezielle Genehmigung einholen. Die Maßnahme unterstreicht Chinas geopolitisches Gewicht als dominierender Lieferant strategisch relevanter Rohstoffe.

Unklar bleibt, ob China seit Inkrafttreten einer 90-tägigen vorübergehenden Zollpause Anfang des Monats auch Exporte in die USA wieder freigegeben hat. Das in der Provinz Shandong ansässige Unternehmen Yantai Zhenghai Magnetic Material berichtet, man habe Exportlizenzen erhalten und könne für bestimmte Kunden erneut Bestellungen bearbeiten. Zwei voneinander unabhängige Quellen bestätigten, dass mindestens eine Lieferung an Volkswagens deutschen Standort genehmigt worden sei. Der Autokonzern erklärte, die Versorgung mit Komponenten, die seltene Erden enthalten, sei derzeit stabil. Zulieferer hätten eine „begrenzte Zahl“ an Exportlizenzen erhalten.

Eine offizielle Stellungnahme aus dem chinesischen Handelsministerium steht bislang aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...