Seltene Erden: Exportkontrollen stören Lieferketten und setzen Schlüsselindustrien unter Druck
China hat begonnen, im Rahmen seiner neuen Exportkontrollvorschriften begrenzt Lieferungen seltener Erden zuzulassen. Doch das schleppende Genehmigungsverfahren droht, weltweite Lieferketten empfindlich zu stören. Das berichtet die Financial Times. Bereits Anfang April hatte Peking Ausfuhrbeschränkungen für sieben seltene Erden sowie für Dauermagnete verhängt, die für zentrale Zukunftstechnologien wie Elektroautos, Windkraftanlagen, humanoide Roboter und Kampfflugzeuge von entscheidender Bedeutung sind.
Laut Exporteuren, chinesischen Branchenverbänden und Lieferkettenexperten hat das Handelsministerium nun – nach wochenlangen Verzögerungen – erste Exportlizenzen für Lieferungen nach Europa erteilt. Doch die erteilten Genehmigungen reichen bei Weitem nicht aus, um die industrielle Nachfrage zu decken.
Industrie warnt vor baldigen Produktionsausfällen
„Das Zeitfenster, um gravierende Produktionsausfälle in Europa zu verhindern, schließt sich rapide“, warnt Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Auch amerikanische Hersteller – darunter Tesla, Ford und der Rüstungskonzern Lockheed Martin – haben im Rahmen jüngster Investorenpräsentationen ihre Besorgnis über die neuen Regelungen zum Ausdruck gebracht.
Ein europäischer Branchenvertreter mit Sitz in China, der anonym bleiben will, bezeichnet die Situation für ausländische Produzenten als „unhaltbar“. „Was ich hier vor Ort sehe, ist pure Inkompetenz – man hat die Auswirkungen und den notwendigen Vorbereitungsaufwand eklatant unterschätzt.“
Bürokratische Hürden für Metalle und Magneten
Die neuen Exportkontrollen verlangen, dass Unternehmen für den Export sowohl der Metalle selbst als auch der daraus hergestellten Magneten eine spezielle Genehmigung einholen. Die Maßnahme unterstreicht Chinas geopolitisches Gewicht als dominierender Lieferant strategisch relevanter Rohstoffe.
Unklar bleibt, ob China seit Inkrafttreten einer 90-tägigen vorübergehenden Zollpause Anfang des Monats auch Exporte in die USA wieder freigegeben hat. Das in der Provinz Shandong ansässige Unternehmen Yantai Zhenghai Magnetic Material berichtet, man habe Exportlizenzen erhalten und könne für bestimmte Kunden erneut Bestellungen bearbeiten. Zwei voneinander unabhängige Quellen bestätigten, dass mindestens eine Lieferung an Volkswagens deutschen Standort genehmigt worden sei. Der Autokonzern erklärte, die Versorgung mit Komponenten, die seltene Erden enthalten, sei derzeit stabil. Zulieferer hätten eine „begrenzte Zahl“ an Exportlizenzen erhalten.
Eine offizielle Stellungnahme aus dem chinesischen Handelsministerium steht bislang aus.