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Ohne Bürokratieabbau, kein Handwerk: KMU geben Politik klare Handlungsempfehlung für Bürokratieabbau

Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Handwerk an produktiver Zeit durch Bürokratie. Eine Studie der Handwerkskammer Dresden zeigt auf, wie kleine und mittlere Betriebe schnell und produktiv von unnötiger Bürokratie befreit werden. Lesen Sie 7 konkrete Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung.
22.05.2025 11:08
Lesezeit: 2 min
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Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Metallhandwerk im Schnitt an produktiver Zeit durch Bürokratie. Hinzu kommen Kosten für externe Unterstützung in Höhe von durchschnittlich mehr als 20.000 Euro jährlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und der Handwerkskammer Dresden.

Studie zu Bürokratieaufwand im Metallhandwerk deckt Handlungsbedarf auf

Unter dem Titel „Mehr Zeit fürs Handwerk, weniger Papier“ sind konkrete Vorschläge entstanden, wie kleine und mittlere Betriebe im Handwerk von unnötiger Bürokratie entlastet werden können.

Hoher Zeitaufwand für Bürokratie

Die Studie basiert auf einer Befragung von Metallbaubetrieben mit fünf bis 15 Mitarbeitern im Kammerbezirk Dresden. Dabei wurden insgesamt 102 bürokratische Pflichten identifiziert, für die die Betriebe durchschnittlich 596 Arbeitsstunden pro Jahr aufwenden müssen. Das entspricht etwa 75 Arbeitstagen oder 30 Prozent der gesamten Arbeitszeit. Die Zusatzkosten durch die Bürokratie belaufen sich laut Umfrage auf rund 22.000 Euro pro Jahr und Unternehmen. Der Schwerpunkt der Belastung liegt dabei auf Pflichten, die aus der Arbeitgeberrolle resultieren.

7 konkrete Handlungsempfehlungen

In Workshops mit Metallbau-Unternehmern wurden die identifizierten Bürokratiepflichten genauer untersucht und daraus sieben konkrete Handlungsempfehlungen zum Bürokratieabbau entwickelt:

  1. Reduzierung der Belastung durch Statistikpflichten: Weniger und seltenere Befragungen, Vereinfachung von Fragebögen und Einführung von Statistikpausen sollen die Betriebe entlasten.
  2. Entlastung kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) beim Datenschutz: Hier werden die Aufhebung von Verpflichtungen für Kleinstunternehmen, Standardisierungen und zertifizierte Softwarelösungen vorgeschlagen.
  3. Flexibilisierung der Arbeitszeiten: Eine Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit und die Förderung digitaler Zeiterfassungssysteme sollen mehr Flexibilität ermöglichen.
  4. Aufhebung wiederholter Auskunftspflichten gegenüber der Agentur für Arbeit: Wiederholte Meldungen an die Arbeitsagentur sollen vereinfacht und teilweise in Arbeitnehmerpflichten umgewandelt werden.
  5. Verkürzung der Aufbewahrungsfristen von Unterlagen nach Handels- und Steuerrecht.
  6. Vereinfachungen bei Gefährdungsbeurteilungen: Längere Prüfintervalle, stärkere Arbeitnehmerverantwortung und die Nutzung von Standardformaten sollen den Aufwand reduzieren.
  7. Abschaffung von physischen Aushangpflichten für Gesetze und Vorschriften.

Stichproben und Prüfintervalle

Die Studie führt etliche Punkte ausführlich aus. Die Unternehmer schlagen etwa vor, die Zahl und Häufigkeit statistischer Erhebungen deutlich zu senken. Statt Vollerhebungen sollen vermehrt Stichproben durchgeführt werden. Zudem wird eine dreijährige „Statistikpause“ nach einer Teilnahme sowie ein Rotationssystem zur gleichmäßigeren Verteilung der Belastung auf verschiedene Unternehmen empfohlen. Dies würde den Verwaltungsaufwand für kleine und mittlere Betriebe spürbar reduzieren.

Die Handwerker fordern überdies eine Flexibilisierung der starren täglichen Höchstarbeitszeiten, zum Beispiel durch Verlängerung auf zwölf Stunden bei freiwilliger Mehrarbeit. Dies würde die betriebliche Planung erleichtern und unnötige Bürokratie abbauen. Zudem schlägt man die Einführung und staatliche Förderung digitaler Zeiterfassungssysteme vor, die automatisch mit der Lohnabrechnung verknüpft sind.

Für stationäre Maschinen ließen sich die Prüfintervalle von zwei auf sieben Jahre und für mobile Maschinen von einem auf zwei Jahre verlängern. Zudem wird vorgeschlagen, standardisierte Mustervorlagen wie die der Berufsgenossenschaft direkt zu nutzen, statt jeweils komplett neue Dokumentationen zu erstellen. Dies reduzierte den Verwaltungsaufwand für die Betriebe deutlich.

Politik muss jetzt handeln

„Mit dieser Studie können wir gegenüber der Bundes- und Landespolitik nicht nur ganz klar sagen, wie hoch die bürokratische Belastung für kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk inzwischen ist, sondern zeigen klar auf, wie die Betriebe entlastet werden können“, betont Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich. Besonders im Hinblick auf das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz der Bundesregierung sieht er die Politik nun in der Pflicht zu handeln.

Das Drehen an kleinen Schnellschrauben oder der Verzicht auf ein paar Vorschriften genüge nicht mehr, sagte Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski. „Dieses Land ist komplex reguliert.“ Tatsächlich hat sich die neue Bundesregierung beim Bürokratieabbau einiges vorgenommen. Dazu sollen unter anderem die bereits von der Vorgängerregierung erfolgreich betriebenen Praxischecks beitragen.

Die komplette Studie „Mehr Zeit fürs Handwerk, weniger Papier“ finden Sie unter www.hwk-dresden.de/buerokratiestudie

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