Politik

Rente: Zusätzliche Mittel vom Bund könnten Beiträge senken

Rente in Gefahr? Milliarden fehlen im System, obwohl der Staat zahlt. Doch was, wenn er mehr gäbe? Stehen Beiträge und Rentenniveau vor einer entscheidenden Wende?
23.05.2025 16:02
Lesezeit: 1 min
Rente: Zusätzliche Mittel vom Bund könnten Beiträge senken
Deutsche Rentenversicherung - könnten Renten in Deutschland höher sein? (Foto: dpa) Foto: Bernd Weißbrod

Rente verbessern? So hilft der Bundeszuschuss

Die Rente könnte deutlich steigen oder die Beiträge deutlich sinken, wenn der Staat laut Rentenversicherung konsequent alle politisch veranlassten Leistungen steuerlich finanzieren würde. Nach Angaben von Experten der Deutschen Rentenversicherung in Berlin fehlten allein im Jahr 2023 rund 40 Milliarden Euro im Bundeszuschuss.

Laut Imke Brüggemann-Borck, Finanzexpertin der Rentenversicherung, ließe sich der aktuelle Beitragssatz von 18,6 Prozent „um zwei Prozentpunkte senken, wenn wir diese 40 Milliarden nun einrechnen könnten“. Alternativ könnte das Niveau der Rente von aktuell 48 Prozent um vier Punkte höher ausfallen: „Eine einfache Formel besagt, dass ein Prozentpunkt beim Rentenniveau einem halben Prozentpunkt beim Beitragssatz entspricht“, erläuterte sie.

Milliardenzuflüsse vom Staat

Im Jahr 2024 lagen die Ausgaben der Rentenversicherung bei 397,4 Milliarden Euro. Etwa 77 Prozent davon – 305,3 Milliarden Euro – wurden über Beitragszahlungen finanziert. Zusätzlich steuerte der Bund 87,8 Milliarden Euro bei, was rund 22,1 Prozent entspricht. Diese direkten Zuschüsse decken auch politisch gewollte Leistungen ab, für die keine Beiträge entrichtet wurden – sogenannte nicht beitragsgedeckte Leistungen im System der Rente.

Dazu zählen laut Rentenversicherung beispielsweise Ausbildungszeiten oder die finanziellen Folgen von früheren, abschlagsfreien Renteneintritten. Besonders kostspielig sind laut Angaben Kindererziehungszeiten, die vom Staat nicht vollständig mit Beiträgen zur Rentenversicherung kompensiert wurden. Auch die „Höherwertung“ ostdeutscher Einkommen belastet die Finanzen stark. In einer Modellrechnung kalkulierte die Rentenversicherung für 2023 insgesamt 124,1 Milliarden Euro an „nicht beitragsgedeckten Leistungen“. Der tatsächliche Bundeszuschuss lag mit 84,3 Milliarden Euro deutlich darunter – die Lücke beträgt somit besagte 40 Milliarden Euro.

Komplexe Finanzstruktur

Verwirrend ist, dass der Bundeszuschuss nur ein Teil des Gesamtvolumens ist, das der Bund an die Rentenversicherung überweist. Daneben fließen Beiträge für Kindererziehung oder andere Zuschüsse, die als Einnahmen der Rente gelten. Insgesamt flossen 2024 rund 117 Milliarden Euro vom Bund an die Rentenversicherung.

Politisch ist diese Größenordnung regelmäßig umstritten. Statistikfachmann Edgar Kruse betont: „Diese Bundesmittel sind keine Subvention.“ Eine Kürzung des Bundeszuschusses würde laut ihm die Beitragspflichtigen belasten – der Beitragssatz zur Rente müsste dann früher steigen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die fetten Jahre sind vorbei: Deutschlands Autoindustrie ist gegen den Baum gefahren
31.07.2025

Der Wohlstand des gesamten Landes ist bedroht: Deutschlands Vorzeigekonzerne verlieren an Glanz. Porsche, Mercedes und Audi rutschen bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW Aktie: Gewinn bei BMW bricht um mehr als ein Viertel ein
31.07.2025

BMW verdient im ersten Halbjahr fast ein Drittel weniger – und kommt dennoch vergleichsweise gut durch die Krise. Während Mercedes und...

DWN
Technologie
Technologie Bioprinting: Wie 3D-gedruckte Gewebe die Medizin revolutionieren
31.07.2025

Gewebe aus dem Drucker klingen wie Science-Fiction – und sind teils schon Realität. Forscherinnen und Forscher arbeiten weltweit an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ticketsteuer Luftverkehr: Bundesregierung verzichtet auf Senkung 2026
31.07.2025

Die Bundesregierung hält an der hohen Ticketsteuer im Luftverkehr fest – trotz wachsender Kritik aus der Branche. Eine kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen auf Kosten der Wirtschaft: Russland vor dem ökonomischen Kollaps
31.07.2025

Russland steuert auf einen wirtschaftlichen Kipppunkt zu: Während Militärausgaben Rekordhöhen erreichen, kollabieren zivile Sektoren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...