DAX aktuell um 24.000 Punkte - wie geht es weiter?
Nachdem US-Präsident Donald Trump bei der Einführung der zunächst für Anfang Juni angekündigten neuen Abgaben auf Einfuhren aus der EU nun Aufschub bis zum 9. Juli gewährt hat, "ist der große Showdown verschoben", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Und das reicht für die Börsen, um erleichtert aufzuatmen." Da die Aktienmärkte in Großbritannien und den Vereinigten Staaten feiertagsbedingt geschlossen bleiben, zeichnet sich zu Wochenbeginn ein ruhiges Handelsgeschehen ab.
Zum Auftakt in den Börsenhandel am Montag sprang der DAX-Kurs über die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten, im frühen Handel notiert der DAX aktuell (09:25 Uhr) bei 23.950 Punkten annähernd 1,4 Prozent im Plus.
Am Freitag hatten bereits die US-Indizes einen Teil ihrer ursprünglichen Kursabschläge wieder aufgeholt. Nachdem Trump nun mit den EU-Zöllen zurückgerudert hat, steuern sie auf eine weitere Erholung zu. An den asiatischen Handelsplätzen fiel die Kursentwicklung zuletzt durchwachsen aus. Am deutschen Markt steht die Thyssenkrupp-Aktie nach einem Medienbericht im Fokus. Der "Bild" zufolge soll der Industriekonzern in eine Finanzholding umgebaut werden. Der Vorstand um Konzernchef Miguel Lopez wolle damit die Basis schaffen, um weitere Teile zu verkaufen, berichtete das Blatt unter Berufung auf Konzernkreise. Dazu sollen Stellen eingespart werden. Händler sprachen von einer positiven Nachricht. Denn Thyssenkrupp versuche bereits seit einiger Zeit mit mäßigem Erfolg, sich von Aktivitäten zu trennen. Im frühen Montagshandel legte die Thyssenkrupp-Aktien um kräftige 5 Prozent zu.
Doch wie geht es nun für den DAX weiter? Steuert der deutsche Aktienindex auf ein neues Allzeithoch zu?
Trump verschiebt geplante Zölle USA gegen die EU
US-Präsident Donald Trump will die Einführung der für Anfang Juni geplanten Zölle USA auf Einfuhren aus der EU um etwas mehr als einen Monat aufschieben. Damit soll mehr Raum für Verhandlungen entstehen. Die zusätzlichen Einfuhrgebühren in Höhe von 50 Prozent sollen nun am 9. Juli in Kraft treten, wie Trump nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekannt gab. Diese habe versprochen, dass Gespräche unverzüglich aufgenommen würden, schrieb Trump auf Truth Social.
Kurz vor Trumps Mitteilung erklärte von der Leyen auf der Plattform X, dass die Europäische Union und die Vereinigten Staaten eine der bedeutendsten Handelsbeziehungen weltweit pflegten. "Europa ist bereit, Gespräche rasch und entschlossen zu führen", betonte sie. Bis zum 9. Juli werde jedoch noch Zeit benötigt. Dieses Datum markiert das Ende eines von Trump im April beschlossenen Zoll-Aufschub für bereits angekündigte Maßnahmen. Zuvor hatte Trump nach Börsenturbulenzen neue Zölle USA für 90 Tage verschoben. Der nun geschaffene Zeitraum soll zur Fortsetzung der Verhandlungen genutzt werden. Damals hatte auch die EU angekündigt, eigene Gegenzölle auf US-Waren für drei Monate auszusetzen.
Trump droht mit Strafmaßnahmen ab Juni
Noch am Freitag hatte Trump überraschend angekündigt, ab 1. Juni Zölle USA von 50 Prozent gegen die EU zu verhängen – und zeigte sich wenig kompromissbereit. "Ich bin nicht auf der Suche nach einem Deal", erklärte er im Weißen Haus. Er führte die Drohung auf gescheiterte Gespräche zurück. In der Folge fiel der DAX auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen. Europäische Waren, insbesondere aus Deutschland, könnten bei Umsetzung der Strafzölle in den USA deutlich teurer werden. Die Zölle auf EU-Importe würden auch Verbraucher betreffen.
Trotz Trumps Aussagen war zunächst unklar, ob die angekündigten Zölle auf EU-Importe tatsächlich so kurzfristig kommen würden. Der Präsident hat in der Vergangenheit mehrfach mit Zölle USA gedroht – um sie dann später wieder auszusetzen. Beobachter sehen darin eine häufig genutzte Verhandlungstaktik des Republikaners. Zuletzt hatten die USA mit Großbritannien ein Handelsabkommen geschlossen, um hohe Einfuhrgebühren zu vermeiden. Auch mit China wurde eine Senkung wechselseitiger Zölle vereinbart.
Neue Optionen für Einigung im Handelskonflikt
Die EU hat Washington bereits vorgeschlagen, sämtliche Zölle auf Industriegüter beidseitig aufzuheben, um eine Einigung im Zollkonflikt zu erzielen. Die US-Regierung hat diesen Vorschlag bisher nicht angenommen. Neben Zoll-Aufschub und Abkommen sind auch andere Optionen im Gespräch. Laut EU-Kommission könnte ein neuer Deal etwa den US-Export von Flüssiggas (LNG) fördern. Außerdem wäre es denkbar, dass mehr US-Militärtechnik und Agrarprodukte importiert werden, um das Handelsdefizit mit der EU zu verringern.
Aus Brüssel heißt es, die Zölle USA seien ungerechtfertigt und widersprächen den WTO-Regeln. Man sei bereit, im Falle eines Scheiterns der Gespräche entschlossene Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dazu zählen auch Einfuhrgebühren auf US-Waren.
Trump beschuldigt EU der Ausbeutung
Trump wirft der EU regelmäßig vor, die Vereinigten Staaten wirtschaftlich auszunutzen. Seiner Meinung nach sei die EU primär gegründet worden, um die USA im internationalen Handel zu benachteiligen. Auf Truth Social attackierte er Europa mit Worten über "drakonische Handelshürden, Mehrwertsteuern, absurde Unternehmensstrafen, nicht-monetäre Handelshemmnisse, Währungsmanipulationen, ungerechte Klagen gegen US-Firmen und vieles mehr".
Durch höhere Zölle USA will Trump ein gerechteres Handelsgleichgewicht erzwingen. Ob diese Strategie Erfolg hat, bleibt fraglich. Auch innenpolitisch sind die Maßnahmen nicht ohne Risiko: Sie könnten die Preise für Verbraucher steigen lassen. Denn Einfuhrgebühren wirken wie Steuern – sie müssen von importierenden US-Firmen entrichtet werden. Es ist wahrscheinlich, dass diese Kosten an die Konsumenten weitergegeben werden.
DAX-Kurs: Richtung Allzeithoch?
Ob die Erholung nachhaltig ist, muss der Handel zum Start in die neue Börsenwoche erst noch zeigen. Die 24.000-Punkte-Marke, die der DAX in der Vorwoche erstmals überwunden hatte, ist nun eine entscheidende Hürde für den DAX. Am Freitag war das Frankfurter Börsenbarometer zunächst bis auf drei Punkte an seinen jüngsten Rekord bei 24.152 Zählern herangelaufen, dann aber nach der Zoll-Drohung bis auf 23.274 Punkte eingebrochen.
Die gute Nachricht lautete bereits vergangene Woche: Die für den kurzfristigen Trend wichtige 21-Tage-Linie konnte standhalten und eine kleine Top-Bildung konnte gerade noch abgewendet werden.
"Die nach Trumps Pfeife tanzende Börse folgt einem inzwischen vertrauten Ablauf: Zuerst eine Drohung, dann ein Rücksetzer, unmittelbar gefolgt von einem schnellen Wiedereinstieg spekulativer Anleger in der Erwartung eines Einlenkens des US-Präsidenten", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Broker IG. "Diese Erwartung hat sich nun erneut bestätigt, weshalb sich das sogenannte 'Trump-Muster' für risikofreudige Investoren zunehmend als erfolgreiche Strategie erweist."