Finanzen

Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag: Lohnt sich eine Sofortrente?

Immer mehr Menschen sorgen sich darum, ob das aktuelle deutsche Rentensystem in Zukunft überhaupt noch tragbar ist. Fest steht: Die private Vorsorge für den Lebensabend wird immer wichtiger. Eine Alternative ist das Abschließen einer Sofortrente. Doch davor warnen einige Fachleute.
28.05.2025 10:58
Lesezeit: 3 min
Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag: Lohnt sich eine Sofortrente?
Private Vorsorge statt Altersarmut: Lohnt sich eine Sofortente? Hierbei wird einmalig ein hoher Betrag eingezahlt, den die Versicherung unmittelbar in eine lebenslange Rente umwandelt. (Foto: dpa) Foto: Stefan Sauer

Die Frührente wird in Deutschland immer beliebter. Was gäbe es Schöneres als eine Sofortrente: Eine Sofortrente ist eine private Rentenversicherung, bei der Sie einen Einmalbeitrag zahlen und ab sofort eine lebenslange, garantierte Rente erhalten. Diese Rente wird dann regelmäßig über Ihre gesamte Lebenszeit ausgezahlt.

Sofortrente: Unterschied zur klassischen Rentenversicherung

Die Sofortrente ist eine besondere Form der privaten Altersvorsorge. Hierbei wird einmalig ein hoher Betrag eingezahlt, den die Versicherung unmittelbar in eine lebenslange Rente umwandelt. Die regelmäßige Auszahlung läuft ein Leben lang und ist damit an das Leben der versicherten Person gekoppelt. Sie wird deshalb auch als „Leibrente“ bezeichnet.

Im Unterschied zur klassischen aufgeschobenen Rentenversicherung wird der eingezahlte Einmalbeitrag direkt in eine lebenslange Leistung umgerechnet und wird nicht über einen längeren Zeitraum hinweg angespart. Sowohl die aufgeschobene als auch die sofort beginnende klassische Rentenversicherung bieten die gleiche Sicherheit in Form einer lebenslangen Rentenzahlung.

Faktoren zur Berechnung der Sofortrente

Um die regelmäßige Rentenzahlung zu berechnen, müssen verschiedene Faktoren beachtet werden. Dabei ist die Höhe der Rente abhängig von verschiedenen Faktoren:

  • der Höhe des Einmalbeitrags
  • der gewählten Rentenbezugsvariante (dynamisch, teildynamisch oder flexibel)
  • gewählten Zusatzleistungen (Hinterbliebenenrente, Rentengarantiezeit)
  • dem Alter bei Rentenbeginn (Rentenalter)
  • der Höhe der erwirtschafteten Überschüsse der Versicherungsgesellschaft
  • den Verwaltungs- und Vertriebskosten des Versicherers

Sofortrente: sofortige Auszahlung möglich

In der Regel startet die regelmäßige Auszahlung der Sofortrente unverzüglich nach Versicherungsbeginn bzw. zum nächstmöglichen Zeitpunkt entsprechend den Versicherungsbedingungen. In manchen Fällen ist der Start auch zu einem festgelegten, späteren Zeitpunkt möglich. Die Sofortrente wird, wie andere Rentenversicherungen auch, meistens monatlich ausgezahlt. Alternativ zur monatlichen Sofortrente kann jedoch auch eine jährliche, halbjährliche oder vierteljährliche Auszahlung gewählt werden.

Zusätzlich wird die Auszahlung von der gewählten Rentenbezugsvariante bestimmt. Je nach Rentenbezugsvariante zahlt die Versicherung bei unveränderte Überschussbeteiligung entweder eine gleichbleibende Rente oder nach und nach steigende Rente. Folgende Rentenbezugsvarianten sind bei der Sofortrente möglich:

  • Dynamische Rente: Die Auszahlung beginnt mit einer relativ niedrigen Rente, die mit der Zeit relativ stark ansteigt.
  • Teildynamische Rente: Die Auszahlung startet mit einer etwas höheren Rente, die dafür nicht mehr so stark ansteigt.
  • Flexible Rente: Es wird die höchste Rente ausgezahlt. Die Höhe der Rente bleibt gleich, solange sich die Höhe der Überschussbeteiligung nicht verändert.

Sofortrente: Wie wird sie besteuert?

Im Gegensatz zu Rürup-Rente, (Basisrente), Riester-Rente oder betrieblichen Altersvorsorge wird die Sofortrente bei der Einzahlung nicht staatlich gefördert. Bei der Auszahlung hingegen wird sie steuerlich begünstigt. Dabei wird die Rente gegen Einmalzahlung nicht vollständig versteuert, sondern nur der sogenannte Ertragsanteil. Das bedeutet, es wird nur ein relativ geringer Anteil als Einkommenssteuer abgeführt.

Der Anteil der Rentenzahlung, der steuerpflichtig ist, wird „Ertragsanteil“ genannt (= Ertragsanteilsbesteuerung). Dieser ist abhängig vom Alter der versicherten Person bei Rentenbeginn. Bei erstmaliger Auszahlung wird er einmalig festgelegt und gilt dann für den Rest des Lebens.

Ein Beispiel: Ist die versicherte Person zum Rentenbeginn 63 Jahre alt, sind 20 % seiner Rente steuerpflichtig. Dieser Anteil wird mit dem persönlichen Steuersatz versteuert.

Sofortrente als Geldanlage: Wie sinnvoll ist diese Art der Rente?

Wie seriös die Anbieter für eine Sofortrente sind, wollte das ZDF-Verbrauchermagazin WISO herausfinden: Im Laufe der Sendung kam ein Betroffener, Herr K., zu Wort, der 500.000 Euro geerbt hatte. Seine Hausbank empfahl im daraufhin, das Geld in eine Sofortrente zu stecken. Ab dem Zeitpunkt der Einzahlung stand ihm eine Sofortrente von 461,42 Euro pro Monat zur Verfügung. Zusätzlich sollte er im Alter von 84 Jahren eine Einmalzahlung von 94.900 Euro erhalten.

Dass sich die Zahlen nicht zu seinem Vorteil auslegen würden, bedachte Herr K. damals nicht, er war nach eigener Aussage überfordert mit dem Erbe. Bei einer monatlichen Sofortrente von 461,42 Euro würde er pro Jahr 5537,04 Euro erhalten. Selbst bei einer Auszahlung der 94.900 Euro im Alter von 84 Jahren würde es demnach 73 Jahre dauern, bis der Betroffene sein ursprüngliches Investment von 500.000 Euro wieder ausbezahlt bekommen hätte.

Sofortrente: Wie seriös ist eine„Wette auf ein langes Leben“?

Obwohl die meisten Versicherer eine Sofortrente anbieten, zeigte sich auf Anfrage von WISO nur die Ergo zu einem Interview bereit. René Wördemann von der Ergo gab an, dass sich die Sofortrente für alle Menschen lohnen würde, die ein angesammeltes Vermögen in einen regelmäßigen Einkommensstrom umwandeln wollen.

Laut WISO ergaben sich bei einigen Versicherern zwar höhere monatliche Beiträge, wirklich lohnen würde sich allerdings kein Angebot. Auch dort würde Herr K. erst ab dem 96. bis 106. Lebensjahr von der Sofortrente profitieren.

Die „Wette auf ein langes Leben“, wie Sofortrenten bei WISO genannt werden, wurde bereits von vielen Seiten kritisiert. Laut der Verbraucherzentrale Hamburg sind nicht nur die monatlichen Zahlungen viel zu gering, damit sie sich wirklich lohnen. Viele Versicherungsgesellschaften fordern zudem oft hohe Abschluss- und Vertriebskosten für Sofortrentenverträge. Bei überprüften Unternehmen würden dabei bis zu sechs Prozent des Verrentungsbetrags für Abschluss- und Vertriebskosten fällig.

Fazit:

Man sollte also gut überlegen, ob sich eine Sofortrente wirklich lohnt. Eventuell ist es sinnvoller, das Geld anderweitig fürs Alter anzulegen. Denn auch nach 45 Versicherungsjahren ist unter bestimmten Bedingungen mit Abschlägen bei der Rente zu rechnen. Oft wird auch darüber diskutiert, ob das österreichische Rentensystem vorteilhafter ist.

Sicher ist nur eins: Die gesetzliche Rente wird für viele im Alter nicht reichen. Sie müssen selbst und bestenfalls auch mit Unterstützung Ihres Chefs finanziell für den Ruhestand vorsorgen.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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