Wer als Anleger auf den Dax setzt, ist in diesem Jahr gut gefahren – ganz anders als an den US-Börsen. Warum trotz aller Krisen die Kurse steigen.
Der Dax hat am Dienstag erneut einen Rekord erzielt. In der Spitze stieg er bis auf 24.161 Punkte. Ungeachtet zahlreicher Unsicherheiten verzeichnet der deutsche Leitindex im laufenden Jahr bereits ein Plus von rund 21 Prozent, während die US-Börsen Verluste hinnehmen mussten.
Hoffnung auf Aufschwung in den USA
Anleger blicken gespannt auf die US-Aktienmärkte, die am Vorabend feiertagsbedingt geschlossen blieben. Hinweise lassen auch in New York Kurszuwächse erwarten. Sie würden damit die Erleichterung widerspiegeln, dass US-Präsident Donald Trump den Europäern nach seiner jüngsten Zoll-Drohung Aufschub gewährte.
Rüstungsaktien auf Höhenflug
Weiter im Blick blieb, dass im Ukraine-Krieg keine Friedenslösung erkennbar ist. Während unter den Nato-Staaten die Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts diskutiert wird, setzte sich die Rekordrally bei Rüstungswerten fort. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte die Aufhebung der Beschränkungen für den Einsatz deutscher Waffen gegen russisches Territorium an.
Mit Rheinmetall, Renk und Hensoldt erreichten die drei bekannten deutschen Rüstungswerte erneut Bestmarken. Rheinmetall wurden im frühen Handel bei bis zu 1.883 Euro notiert. Inzwischen haben sie sich 2025 bereits mehr als verdreifacht – zusätzlich zur Rally, die schon 2022 mit dem russischen Überfall auf das Nachbarland begann. Seither haben sie sich mehr als das Zwanzigfache vervielfacht.
Schuldenpaket sorgt für Zuversicht
Der jüngste Börsenaufschwung basiert laut Analysten auf einer Mischung aus abnehmenden geopolitischen Spannungen – insbesondere im Zollkonflikt –, soliden Quartalszahlen und einem Anflug von Entspannung bei den Inflationsdaten. In Deutschland weckt zudem das geplante staatliche Investitionspaket Hoffnung unter Börsianern. Ein schuldenfinanzierter Fonds von bis zu 500 Milliarden Euro soll für Infrastruktur und Klimaschutz bereitgestellt werden.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, den zwei größten Volkswirtschaften der Welt, hatte die Finanzmärkte über Wochen belastet. Die Furcht vor einer globalen Rezession war groß. Experten warnen jedoch vor vorschnellem Optimismus. Denn weiterhin ist offen, ob sich der Handel zwischen den USA und China normalisiert.
Warum die Kurse trotz Krise steigen
Die Rally an den Börsen steht im scharfen Kontrast zur Wirtschaftskrise in Deutschland. Die Aufmerksamkeit der Investoren richtet sich jedoch häufig nicht auf die Gegenwart, sondern auf künftige Gewinne. Zudem sind die vierzig im Dax gelisteten Konzerne international aufgestellt und erwirtschaften den Großteil ihrer Umsätze im Ausland.
In Europa haben Aktien seit Jahresbeginn deutlich stärker zugelegt als in den USA – dank vielfach positiver Unternehmensbilanzen, der weiterhin aktienfreundlichen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der im Vergleich zu US-Aktien niedrigeren Bewertungen.
Zinserwartungen beflügeln Märkte
Die Börse wird zudem von der Erwartung sinkender Zinsen in der Eurozone getragen, mit denen die EZB die schwächelnde Konjunktur stimulieren möchte. Die Inflationsängste haben zuletzt nachgelassen, viele Ökonomen rechnen mit niedrigeren Leitzinsen in den kommenden Monaten.
Für Aktienanleger sind Aussichten auf sinkende Zinsen erfreuliche Nachrichten. Aktien erscheinen dann gegenüber festverzinslichen Papieren attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich leichter finanzieren, und auch Bauherren kommen günstiger an Darlehen. Investitionen werden insgesamt erschwinglicher, was die Konjunktur stützt.


