Politik

Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?

Mitten in den Vorbereitungen für neue Friedensverhandlungen in Istanbul verpasst die Ukraine dem Kreml einen historischen Schlag: Mit gezielten Drohnenangriffen auf russische Militärflugplätze zerstört Kiew Dutzende strategischer Bomber – im Wert von mehreren Milliarden Dollar. Was als Waffengang beginnt, könnte das diplomatische Kräfteverhältnis neu ordnen. Droht nun eine Eskalation – oder ist dies der Druck, der Moskau zu echten Zugeständnissen zwingt?
02.06.2025 11:04
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?
Mehr als 40 russische Flugzeuge sollen im Visier der Drohnenoffensive gewesen sein. (Foto: dpa) Foto: Dmytro Smolienko

Drohnenoffensive der Ukraine trifft 41 Flugzeuge – Schaden von sieben Milliarden Dollar

Ukrainische Sicherheitsdienste haben am Sonntag nach eigenen Angaben eine koordinierte Großoffensive gegen mehrere russische Luftwaffenstützpunkte tief im Hinterland des Aggressorstaaten durchgeführt, berichten litauische Quellen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von der „bisher entferntesten Operation“ der Ukraine im seit über drei Jahren andauernden Krieg. Das Ziel: strategische Bomber zerstören, die für Angriffe auf ukrainische Städte genutzt werden.

Nach Angaben eines Vertreters der ukrainischen Sicherheitsdienste (SBU) wurde bei dem koordinierten Drohneneinsatz in bis zu vier russischen Militärflugplätzen insgesamt auf 40 bis 41 Flugzeuge gezielt – darunter auch A-50-Aufklärer sowie die Langstreckenbomber vom Typ Tu-95 und Tu-22M. Diese wurden in der Vergangenheit regelmäßig für Raketenangriffe auf zivile Ziele in der Ukraine eingesetzt.

Die Aktion verursachte laut SBU Schäden in Höhe von rund sieben Milliarden US-Dollar. Zuvor war die Rede von zwei Milliarden gewesen. Auf russischer Seite wurde eingeräumt, dass mehrere Flugzeuge „in Brand geraten“ seien, Details zur Zahl der Verluste wurden nicht bestätigt. Nach Angaben russischer Medien sollen die Drohnen angeblich aus LKWs gestartet sein, die auf Tankstellen geparkt waren.

Selenskyj: Agenten rechtzeitig aus Russland evakuiert

Laut Präsident Selenskyj wurden an der Operation beteiligte Agenten rechtzeitig aus dem russischen Staatsgebiet abgezogen. Der Drohnenangriff sei lange vorbereitet worden – Berichten zufolge über eineinhalb Jahre –, unter persönlicher Leitung des ukrainischen Präsidenten.

Ein SBU-Insider sprach gegenüber der Kyiv Post von einem „Wendepunkt“. Die Ukraine habe nun die Fähigkeit entwickelt, gezielt in das russische Hinterland zu operieren und dort militärische Schlüsselressourcen zu vernichten. Die Zeiten der russischen Straflosigkeit seien vorbei, so der Beamte.

Drohnenattacke vor Friedensgesprächen – Symbolik oder Taktik?

Bemerkenswert ist der Zeitpunkt der Offensive: Nur Stunden später sollen ukrainische und russische Delegationen erneut in Istanbul zusammenkommen, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Die Ukraine forderte im Vorfeld einen „bedingungslosen vollständigen Waffenstillstand“ sowie die Rückgabe von Kriegsgefangenen und deportierten Kindern. Die russische Delegation unter Leitung des Putin-Vertrauten Wladimir Medinski soll laut Medien bereits auf dem Weg in die Türkei sein.

Offiziell betonte Selenskyj, dass die Operation nicht die Gespräche gefährden solle. Vielmehr handele es sich um eine notwendige Verteidigungsmaßnahme, um den Rückzug der russischen Luftwaffe aus dem Kriegsgeschehen zu erzwingen.

Polen: Russland verliert 4.000 Panzer – langfristige Schwächung

Der polnische Außenminister Radosław Sikorski verwies am Sonntag auf weitere gravierende russische Verluste. Die Ukraine habe seit Beginn des Krieges etwa 4.000 russische Panzer zerstört – eine Zahl, die laut dem Analyseportal Oryx auf öffentlich zugänglichem Bildmaterial basiert. Das entspräche etwa der Menge, die Russland in 20 Jahren neu produzieren könne.

Sikorski sprach von einem „gigantischen Schlag“ gegen die russischen Landstreitkräfte und bedankte sich bei der Ukraine für die Verteidigung Europas gegen die imperiale Aggression Moskaus.

Geopolitische Bewertung

Die jüngste Drohnenoffensive stellt eine neue Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg dar – und gleichzeitig ein starkes Signal an den Westen. Kiew demonstriert technologische Fähigkeiten zur asymmetrischen Kriegsführung tief im feindlichen Raum – ein Novum, das auch Moskau alarmieren dürfte. Dass die Operation unmittelbar vor neuen Friedensgesprächen stattfand, ist kein Zufall: Sie unterstreicht die militärische Entschlossenheit der Ukraine und erhöht den diplomatischen Druck auf Russland.

Die Reaktion westlicher Hauptstädte auf diesen Präventivschlag wird entscheidend sein. Während die USA zuletzt zögerten, der Ukraine weitreichende Angriffsoptionen zuzugestehen, könnte sich nun eine neue Dynamik entwickeln – insbesondere, falls Russland mit massiven Repressalien antwortet. Gleichzeitig nimmt der geopolitische Einfluss der Türkei zu, die sich erneut als Vermittler ins Spiel bringt – ein diplomatischer Balanceakt zwischen NATO, Ukraine und Kreml.

Fazit

Die gezielte Zerstörung russischer Bomberflotten markiert einen geopolitischen Wendepunkt im Ukraine-Krieg. Der Erfolg dieser Operation zeigt, dass Kiew nicht nur zur Verteidigung, sondern auch zu strategischer Offensive in der Lage ist – und zwar weit außerhalb des eigenen Territoriums. Gleichzeitig demonstriert die Ukraine eine neue Form asymmetrischer Kriegsführung, die Moskaus operative Planung massiv unter Druck setzt. Dass dieser Angriff kurz vor Friedensverhandlungen erfolgt, ist kein Zufall: Kiew will Stärke zeigen – militärisch wie politisch. Ob Russland verhandlungsbereit ist oder weiter eskaliert, entscheidet auch über die sicherheitspolitische Zukunft Europas.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Beginnen Sie mit dem Cloud-Mining mit der COME Mining-App und steigern Sie Ihr Vermögen auf bis zu 10.000 US-Dollar pro Tag

Seit der globalen Wirtschaftsrezession im Jahr 2020 schwanken die Kryptowährungspreise stark, was für viele Anleger erhebliche Risiken...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Frauenarbeitsplätze verschwinden: Bekommen wir mehr Kinder, wenn Frauen zu Hause bleiben?
26.08.2025

Die EU warnt: Künstliche Intelligenz gefährdet vor allem Frauenarbeitsplätze. Während männlich dominierte Jobs in Handwerk und Technik...

DWN
Politik
Politik „Ohne jede gesetzliche Grundlage“ - Ex-Verfassungsgerichtspräsident kritisiert Richterwahl-Praxis
26.08.2025

Ex-Verfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier kritisiert die informellen Vorschlagsregeln bei Richterwahlen in Karlsruhe. Sie...

DWN
Politik
Politik Schloss Bellevue: Bekommt Deutschland 2027 eine Bundespräsidentin?
26.08.2025

Im Jahr 2027 endet die Amtszeit von Bundespräsident Steinmeier. Kanzler Merz kann sich sehr gut eine Frau für das Amt vorstellen. Warum...

DWN
Finanzen
Finanzen Drohende Rentenlücke: Inflation bremst viele Menschen bei privater Altersvorsorge
26.08.2025

Die Preissteigerungen in allen Lebensbereichen stellen viele Menschen vor große finanzielle Herausforderungen – auch in Bezug auf die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen US-Start-up will Northvolt mit Lithium-Schwefel-Batterien wiederbeleben
26.08.2025

Das US-Start-up Lyten will mit Lithium-Schwefel-Batterien Northvolt neues Leben einhauchen – und Europa eine zweite Chance im globalen...

DWN
Technologie
Technologie Energie-Experte Rainer Klute von Nuklearia: "Deutschland braucht die Kernkraft"
26.08.2025

Die erneuerbaren Energien sind auf dem Vormarsch, werden immer günstiger und effizienter. Aber das reicht nicht, um eine stabile,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Autobranche streicht über 50.000 Jobs in einem Jahr
26.08.2025

In der Wirtschaftskrise gehen der deutschen Industrie immer mehr Stellen verloren. Allein in der Autobranche wurden innerhalb eines Jahres...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie unter Druck: Analystenabstufung und Übernahmepläne sorgen für Turbulenzen
26.08.2025

Die Commerzbank-Aktie steht im Zentrum turbulenter Entwicklungen: Kursrutsch, Übernahmespekulationen und politische Widerstände. Was...