Politik

Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu

Trotz internationaler Warnungen treibt der Iran sein Atomprogramm unbeirrt voran – mit Uranmengen, die für den Bau mehrerer Bomben reichen würden. Während Teheran die IAEA behindert und mit dem Feuer spielt, ringt der Westen um eine Strategie – und riskiert den nächsten großen Konflikt im Nahen Osten.
03.06.2025 05:51
Lesezeit: 2 min
Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu
IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi ist in ernsthafter Sorge. (Foto: dpa) Foto: Vahid Salemi

IAEA schlägt Alarm: Uranproduktion auf Rekordniveau – Iran überschreitet rote Linien

Iran hat eine bislang beispiellose Menge an hochangereichertem Uran produziert, deren Anreicherung nur knapp unterhalb der Schwelle liegt, die für den Bau von Atomwaffen erforderlich ist. Diese Entwicklung erschwert die internationalen Bemühungen, mit der Islamischen Republik eine friedliche Lösung im Streit um ihr Atomprogramm zu finden.

In ihrem ersten Bericht seit dem Beginn neuer Gespräche zwischen der US-Regierung unter Donald Trump und Teheran meldet die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), dass sich Irans Vorräte an hochangereichertem Uran in den vergangenen drei Monaten um nahezu 50 Prozent auf 409 Kilogramm erhöht haben. Wie die litauische Wirtschaftszeitung Verslo žinios berichtet, könnte diese Menge Uran bei entsprechender Weiteranreicherung ausreichen, um etwa zehn Atombomben herzustellen – falls sich der Iran für den Bau von Nuklearwaffen entscheiden sollte.

"Ernsthafte Besorgnis" – IAEA verliert Kontrolle über Irans Atomprogramm

„Die rasche Anhäufung hochangereicherten Urans gibt ernsthaften Anlass zur Sorge“, heißt es in dem 22-seitigen Bericht von IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi. Die Behörde könne nicht garantieren, dass Irans Atomprogramm ausschließlich zivilen Zwecken diene.

Laut dem Bericht wird es für Iran zunehmend schwieriger, das Vertrauen internationaler Beobachter wiederzugewinnen. Diese überwachen derzeit das Atomprogramm des Landes. Trotz diplomatischer Bemühungen Teherans um eine Entspannung im Verhältnis zu den USA behindern iranische Stellen weiterhin IAEA-Untersuchungen von Uranpartikeln, die an nicht deklarierten Standorten entdeckt wurden. „Die Agentur kommt zu dem Schluss, dass Iran nukleares Material sowie mit Atomaktivitäten in Verbindung stehende Vorgänge an drei nicht gemeldeten Orten nicht deklariert hat“, heißt es in Grossis Bericht.

Scheinfortschritte in Rom – Trump lobt Gespräche mit Teheran

Erst kürzlich trafen sich Vertreter der USA und des Iran zu Gesprächen über Teherans Atomprogramm in Rom. Beide Seiten sprachen im Anschluss von gewissen Fortschritten. Ex-Präsident Donald Trump bewertete die Verhandlungen als „sehr gut“. Die IAEA wird die jüngsten Entwicklungen am 9. Juni in Wien im Rahmen einer Vorstandssitzung erörtern. Europäische Staaten haben die Möglichkeit offengelassen, den Fall Iran erneut an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu übergeben. Dieser könnte dann umfassende internationale Sanktionen wiedereinführen.

„Wiederholte Aussagen ehemaliger hochrangiger iranischer Funktionäre, wonach Iran über alle Mittel zur Herstellung von Atomwaffen verfüge, geben weiterhin Anlass zur Besorgnis“, heißt es im Bericht weiter. Obwohl der Iran derzeit weniger stark angereichertes Uran produziert, sorgt vor allem die wachsende Menge der Bestände für Beunruhigung. Diese kann relativ schnell auf einen Grad angereichert werden, der für die Herstellung von Atomwaffen üblich ist – ein Umstand, der die USA, Europa und Israel seit langem alarmiert.

Teherans Doppelspiel: Frieden predigen, Aufrüstung betreiben – Ölpreise steigen

Teheran bestreitet indes weiterhin, dass sein Atomprogramm militärischen Zwecken dient. Der Fokus liege auf der Energiegewinnung und zivilen Technologien, so die offizielle Linie der iranischen Regierung. Donald Trump, der während seiner ersten Amtszeit aus dem internationalen Atomabkommen ausgestiegen war, schwankt derzeit zwischen Unterstützung der laufenden Gespräche und einer Rückkehr zur Strategie des maximalen Drucks, um die Wirtschaft in der Golfregion zu schwächen.

In der vergangenen Woche sprangen die Ölpreise kurzfristig an, nachdem Berichte über angebliche israelische Vorbereitungen auf Luftangriffe gegen iranische Atomanlagen bekannt wurden – ein Szenario, das auch die USA in einen weiteren Konflikt im Nahen Osten verwickeln könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gender Pay Gap in der EU: Was die neue Richtlinie wirklich fordert
13.11.2025

Die EU hat mit der Richtlinie 2023/970 zur Gehaltstransparenz die Gender Pay Gap im Fokus. Unternehmen stehen vor neuen Pflichten bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Telekom-Aktie: US-Geschäft treibt Umsatz trotz schwachem Heimatmarkt
13.11.2025

Die Telekom-Aktie profitiert weiter vom starken US-Geschäft und einer angehobenen Jahresprognose. Während T-Mobile US kräftig wächst,...

DWN
Politik
Politik Shutdown in den USA: Demokraten beenden 43-tägigen Stillstand
13.11.2025

Haben die US-Demokraten ein politisches Eigentor geschossen? Sie haben sich dem Willen der Republikaner gebeugt und dem Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Droneshield-Aktie stürzt ab: Insiderverkäufe und Börsenaufsicht verunsichern Anleger – die Hintergründe
13.11.2025

Die Droneshield-Aktie sorgt nach ihrem drastischen Kurseinbruch für Unruhe am Markt. Massive Insiderverkäufe, Kommunikationspannen und...

DWN
Politik
Politik Finnland im Schatten Russlands: Grenzregion kollabiert wirtschaftlich
13.11.2025

Finnlands Grenzregionen rutschen in eine wirtschaftliche und sicherheitspolitische Krise. Der einst florierende Handel mit Russland ist...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Zwischen Rekorden, Stimmungswechsel und Ende des US-Shutdowns
13.11.2025

Der DAX zeigt am Donnerstag Stärke, hat alte Rekorde im Blick. Doch der deutsche Leitindex profitiert noch nicht von der politischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirecard-Aktionäre: BGH blockiert Schadenersatz im Insolvenzverfahren
13.11.2025

Die Ansprüche von Wirecard-Aktionären auf Schadenersatz sind vorerst blockiert. Der Bundesgerichtshof stellte klar, dass einfache...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Gelbes Edelmetall nähert sich der Marke von 4.300 US Dollar
13.11.2025

Der Goldpreis zeigt am Donnerstag erneut eine auffällige Dynamik, während die Aktienmärkte zwischen Zinserwartungen, Inflationsrisiken...