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Wenn der Chef den Hund mitbringt: Sind Haustiere im Büro eine Revolution im Büroalltag?

Ein Hund im Büro bringt gute Laune, sorgt für Entspannung und fördert das Teamgefühl – doch nicht alle sind begeistert. Warum tierische Kollegen die Unternehmenskultur verändern, welche Regeln gelten müssen und wie Unternehmen daraus einen echten Wettbewerbsvorteil machen, lesen Sie in diesem Artikel.
13.06.2025 13:57
Lesezeit: 3 min
Wenn der Chef den Hund mitbringt: Sind Haustiere im Büro eine Revolution im Büroalltag?
Haustiere im Büro können helfen, die Stimmung zu heben. (Foto: dpa) Foto: Jens Kalaene

Kuscheln statt Konzentration – ist das Büro ein Streichelzoo?

Wenn im Büro ein Hund oder eine Katze „arbeitet“, wird die Atmosphäre lebendiger, Menschen lächeln häufiger, die Anspannung lässt nach. Haustiere helfen, sich zu entspannen – und werden oft zu einem unerwarteten Bindeglied im Team: Sie regen Gespräche an und bieten Anlass zur Kontaktaufnahme.

„Solche Dinge verändern unbewusst auch die allgemeine Stimmung – wenn schwanzwedelnde Kollegen umherschwirren, bleibt weniger Platz für Strenge. Wichtig ist jedoch, klare Regeln zu haben: Respekt gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, Ordnung einhalten, die Fähigkeit zu erkennen, ob das Tier in dem Moment die Arbeit stört oder nicht. Diese Praxis funktioniert gut in Büros, aber nicht unbedingt in der Kundenbetreuung oder anderen Sektoren. Solche Lösungen passen meist zu Unternehmen mit einer flexiblen, weniger formellen und offen für unkonventionelle Ideen geprägten Unternehmenskultur“, so eine Expertin.

Arbeitgeber erkennen den Nutzen – und handeln

Arūnas Mickevičius, Geschäftsführer von „Bitė Lietuva“, ist überzeugt: Die Aufmerksamkeit des Arbeitgebers für die Haustiere seiner Mitarbeiter zahlt sich aus. Das Unternehmen hat kürzlich ein neues Motivationsinstrument eingeführt: Mitarbeitende, die einen Hund oder eine Katze halten, können tierärztliche Leistungen in Anspruch nehmen, zeitweise im Homeoffice arbeiten oder einen speziellen Urlaubstag erhalten.

Diese Zusatzleistungen für Tierhalter wurden von den Beschäftigten selbst konzipiert und umgesetzt: Rund 300 Mitarbeitende besitzen mindestens ein Haustier. Einer der Initiatoren, Kommunikationsleiter Jaunius Špakauskas, räumt ein, dass die Umsetzung deutlich schwieriger war als erwartet. Ursprünglich wurde überlegt, eine Tierkrankenversicherung anzubieten. Doch es stellte sich heraus, doch nur weniger Anbieter vertreiben solche Policen. Daher wurden Alternativen gesucht – und man einigte sich auf einige große Unternehmen mit landesweiten Tierkliniken.

„Dann haben wir unsere Gesundheitspläne um weitere Leistungen ergänzt – etwa eine Eingewöhnungsphase nach Anschaffung eines Tieres oder einen Abschiedsurlaub. Daraus wurde ein Leistungspaket für Haustierbesitzer. Wobei meine persönliche Erfahrung mit einer Bengal-Katze durchaus Zweifel daran aufkommen lässt, wer hier eigentlich wen hält“, schmunzelt Špakauskas. Bei „Bitė“ dürfen Tiere täglich mit ins Büro gebracht werden – natürlich unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Situation und Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen. Selbst bei Allergien ließen sich Lösungen finden.

Die andere Seite: Allergien und stille Konflikte

In Unternehmen, in denen Haustiere willkommen sind, gilt deren Anwesenheit oft schon als selbstverständlich. Doch es gibt auch eine gegenteilige Meinung: Hunde haben im Büro nichts zu suchen – so argumentiert etwa das deutsche Wirtschaftsportal „WiWo“. Der wichtigste, fast alleinige Grund: Nicht alle Menschen sind Hundefreunde. In der Regel werden Hunde aus allergischen Gründen gemieden. Betroffene müssen nicht einmal ein Tier berühren – es genügt, im selben Raum zu sein, um Symptome wie Niesen, tränende Augen, Juckreiz oder Atemnot zu entwickeln.

Allerdings ist der Anteil der Allergiker in der Regel gering. Doch viele sagen nichts – aus Angst, als hartherzig zu erscheinen, obwohl sie innerlich gegen Kollegen mit Hund im Büro eine stille Abneigung entwickeln. Das sei ein Fehler. Über eine Allergie müsse offen gesprochen werden. Und niemand sollte sich fürchten, denn auch hier gilt: Die persönliche Freiheit endet dort, wo sie die Freiheit anderer einschränkt. Freiheit bedeutet nicht, mit dem Hund ins Büro zu kommen und dessen Fressnapf aufzustellen – sondern, vorher zu fragen, ob dies für die anderen in Ordnung ist.

Übrigens: Auch Allergiker haben laut Erfahrungsberichten oft kein grundsätzliches Problem mit Hunden – sie möchten lediglich im Voraus wissen, wann ein tierischer Kollege kommt, um rechtzeitig eine Allergietablette einnehmen zu können.

„Wie jede Maßnahme zur Förderung des Mitarbeiterwohlbefindens sollte auch diese verantwortungsvoll umgesetzt werden – unter Berücksichtigung nicht nur des Wunsches nach Freude, sondern auch der Besonderheiten des Unternehmens und der Bedürfnisse aller Teammitglieder“, fasst A. Jurėnienė von „Atrankų 360“ zusammen.

Emotionale Bindung ja – aber mit klaren Grenzen

Tiere im Büro fördern das Wohlbefinden, stärken das Gemeinschaftsgefühl und können einen positiven Einfluss auf die Unternehmenskultur haben. Doch sie ersetzen keine Struktur. Klare Regeln, Rücksicht und offene Kommunikation sind notwendig, um Konflikte zu vermeiden. Wer das berücksichtigt, gewinnt – an Loyalität, Motivation und einem echten Plus an Lebensqualität am Arbeitsplatz.

 

 

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