Finanzen

Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe

Der Goldpreis steigt erneut auf ein beeindruckendes Niveau – doch die deutsche Nachfrage sinkt. Was steckt hinter dieser paradoxen Entwicklung und wie beeinflusst sie die Goldpreis-Entwicklung weltweit?
04.06.2025 16:12
Aktualisiert: 04.06.2025 16:12
Lesezeit: 3 min
Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe
Obwohl der Goldpreis aktuell auf Rekordkurs ist, sinkt die Goldnachfrage in Deutschland (Foto: iStockphoto.com/style-photography) Foto: style-photography

Goldpreis aktuell auf Höhenflug

Der Goldpreis befindet sich weiter auf einem beeindruckenden Höhenflug und nähert sich erneut seinem Allzeithoch. Während die internationale Goldnachfrage wächst und geopolitische Spannungen den Goldkurs stützen, zeigt sich in Deutschland ein gegenläufiger Trend: Die Goldnachfrage in Deutschland sinkt.

Am Dienstag erreichte das Edelmetall im US-Futures-Handel einen Wert von 3.356 US-Dollar pro Unze – umgerechnet 2.950 Euro. Damit liegt der Goldpreis aktuell nur noch annähernd 2 Prozent unter seinem Höchststand vom Mai. Im Monatsdurchschnitt stieg der Goldpreis in Euro auf 2.905 Euro und erreichte damit ein neues Rekordniveau. Das entspricht einem Anstieg von 1,6 Prozent.

Gestützt wird diese Entwicklung durch verschiedene Faktoren: Neben neuen Käufen im asiatischen Raum sind es vor allem geopolitische Spannungen, die für Rückenwind sorgen. Die Verdopplung der Zölle auf Stahl und Aluminium durch die USA sowie der wieder eskalierende Handelsstreit mit China sorgen für Unsicherheit an den Märkten – und machen Gold als sicheren Hafen erneut attraktiv.

Handelskriegssorgen und Zinspolitik stützen den Goldkurs

Nach einem Einbruch Mitte Mai auf 3.120 US-Dollar pro Unze hat sich der Goldpreis wieder deutlich erholt. Am Mittwoch stieg der Goldkurs um 0,6 Prozent auf 3.372 US-Dollar, während der US-Dollar-Index leicht nachgab. Besonders die Aussagen von US-Präsident Donald Trump über "extrem schwierige" Verhandlungen mit Chinas Präsident Xi Jinping ließen die Märkte aufhorchen.

Ein weiterer Treiber für die aktuelle Goldpreis-Entwicklung ist die Zinspolitik. Die Märkte rechnen mit einer Zinssenkung der US-Notenbank im September – ein Szenario, das den Gold-Preis zusätzlich stützt, da niedrigere Zinsen zinslose Edelmetalle im Vergleich attraktiver machen.

Charttechnik deutet auf neue Dynamik beim Goldpreis hin

Aus charttechnischer Sicht zeigt sich beim Goldpreis ein vielversprechendes Bild. Die Marke von 3.331 US-Dollar wurde überwunden, der Widerstand bei 3.375 US-Dollar mehrfach getestet. Sollte nun auch der Sprung über 3.400 US-Dollar gelingen, ist ein Anstieg bis zur nächsten Zielmarke von 3.438 US-Dollar wahrscheinlich. Ein anschließender Rallyschub könnte den Goldpreis sogar bis auf 3.545 US-Dollar treiben – und damit deutlich über das bisherige Allzeithoch. Ein Rückfall unter die Unterstützung bei 3.320 US-Dollar würde dagegen eine Korrektur einleiten. Im Extremfall droht dann ein Rücksetzer bis auf 2.958 US-Dollar.

Auch in Euro gerechnet zeigt sich der Goldpreis stark. Der jüngste Ausbruch aus dem vierwöchigen Abwärtstrend signalisiert Potenzial. Damit die Gold-Preisentwicklung jedoch neue Höchstmarken erreicht, müsste kurzfristig die Marke von 2.955/2.960 Euro überwunden werden. Der nächste Widerstand liegt bei 2.980 Euro, das Rekordhoch bei 2.998 Euro. Auf der Unterseite wirkt die 2.920-Euro-Marke als entscheidende Unterstützung. Die 200-Tage-Linie liegt aktuell rund 13 Prozent unter dem aktuellen Niveau.

Goldnachfrage in Deutschland auf historischem Tief

Trotz des anhaltend hohen Goldkurses ist die Goldnachfrage in Deutschland rückläufig. Der aktuelle Gold-Investor-Index Deutschland (GII DE) fiel im Mai um 0,2 Punkte auf 55,5 Punkte – den niedrigsten Stand seit Januar. Zum Vergleich: Der globale Index (ohne Deutschland) stieg um 0,7 Punkte auf denselben Wert. Damit liegt die Goldnachfrage in Deutschland erstmals auf gleichem Niveau wie im Rest der westlichen Welt.

„Es ist nicht so, dass internationale Goldanleger die deutsche Strategie übernommen hätten, sondern vielmehr, dass Deutschlands außergewöhnlicher Appetit auf Gold nachgelassen hat“, erklärt Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault.

Langfristige Goldpreis-Entwicklung beeinflusst Anlegerverhalten

Ein Blick zurück zeigt: Zwischen 2014 und 2022 war die Goldnachfrage in Deutschland besonders stark – angetrieben durch negative Zinssätze. Der GII DE lag damals durchschnittlich 5,0 Punkte über dem globalen Index. Heute beträgt der Abstand nur noch 1,6 Punkte.

Ein Grund dafür könnte sein, dass viele deutsche Anleger bereits in der Vergangenheit Gold gekauft haben – und nun eher verkaufen, um Gewinne zu realisieren. Laut BullionVault zeigt sich: Es gibt weniger potenzielle Erstkäufer und mehr Investoren mit realisierten Gewinnen.

Goldpreis steigt, aber nicht alle profitieren

Die Goldpreis-Entwicklung bleibt spannend. Während internationale Anleger verstärkt auf Gold setzen, zeigt sich die Goldnachfrage in Deutschland verhalten. Der Goldkurs profitiert von geopolitischen Risiken, der expansiven Geldpolitik und technischen Kaufsignalen. Ob der Goldpreis das Rekordhoch bald durchbrechen kann, hängt auch von den nächsten wirtschaftlichen Impulsen – insbesondere aus den USA – ab.

Trotz Rekordständen bleibt Gold für viele Anleger ein sicherer Hafen – vor allem in unsicheren Zeiten. Die nächsten Tage könnten entscheidend für die weitere Gold-Preisentwicklung sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen KGHM-Aktie aktuell: Warum der Kupfer-Boom jetzt zur globalen Gefahr wird
16.12.2025

Die Kupferpreise steigen schneller als jede Prognose und die KGHM-Aktie jagt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Doch Analysten preisen nun...

DWN
Politik
Politik Deutsche Soldaten für Ukraine? Europäer bieten Schutztruppe an
16.12.2025

Eine Schutztruppe für die Ukraine? Bundeskanzler Merz und europäische Staatschefs haben einen Plan vorgestellt. Doch wie reagieren die...

DWN
Politik
Politik Bundestag Offline: Internet-Ausfall im Bundestag - kein russischer Cyberangriff
16.12.2025

Das Computernetzwerk des Deutschen Bundestags war flächendeckend ausgefallen. Da das Problem ungefähr zeitgleich mit dem Besuch des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückstand bei Bezahlung: Frauen verdienen weiterhin weniger als Männer
16.12.2025

Hartnäckig hält sich der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern. Nur ein Teil der Lohnlücke ist erklärbar.

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalwährung: EU-Finanzminister beschließen digitalen Euro
16.12.2025

Der „Digitale Euro“ soll ab 2029 Realität werden: Die Pläne für eine Digitalwährung in der Euro-Zone schreiten voran. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rentenkommission startet: Experten sollen Reform ohne feste Vorgaben prüfen
16.12.2025

Nach langem Hin und Her um das erste Rentenpaket nimmt ein neues Gremium seine Arbeit auf. Die Kommission aus Fachleuten soll Vorschläge...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Impfschäden: Wann haften Hersteller für Gesundheitsfolgen?
16.12.2025

Kopfschmerzen, Fieber oder sogar Hörverlust – treten nach einer Corona-Impfung gesundheitliche Probleme auf, suchen Betroffene häufig...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...