Wirtschaft

Warum Investoren Europas Energieunternehmen den Rüstungsaktien vorziehen sollten

Investoren setzen auf Panzer – doch die wahre Rendite liegt im Stromnetz: Wer jetzt in Europas Energieinfrastruktur investiert, profitiert vom geopolitischen Umbruch.
10.06.2025 10:57
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Kapitalrotation: USA raus, Europa rein

Die Erholung der europäischen Aktienmärkte hat gerade erst begonnen – davon zeigt sich die schwedische Makroforschungsfirma Gavekal überzeugt. Doch wer von den geopolitischen Verschiebungen der US-Sicherheitspolitik profitieren will, sollte sein Kapital nicht in die Rüstungsindustrie, sondern in den Energiesektor lenken. Das erklärte Louis-Vincent Gave, CEO und Mitgründer von Gavekal, bei einem Vortrag in Stockholm.

Bereits zu Jahresbeginn kam es zu einer massiven Kapitalumschichtung – raus aus den USA, rein nach Europa. Doch dies sei nur der Auftakt einer umfassenden Neubewertung europäischer Vermögenswerte, so Cedric Gemehl, Europa-Ökonom bei Gavekal. Viele der Unsicherheiten, die Europa lange belastet hätten, verwandelten sich nun in Chancen.

Er verweist auf die Stabilisierung der politischen Lage in zwei wirtschaftlichen Schwergewichten – Frankreich und Deutschland. Und: Die Rückkehr von Donald Trump in das Rennen um das US-Präsidentenamt habe laut Gemehl einen Reformimpuls für Europa ausgelöst. „Trump 2.0 hat Europas Wirtschaftspolitik zu einem grundlegenden Kurswechsel gezwungen – hin zu wachstumsorientierten Maßnahmen.“

Deutschland lockert die Schuldenbremse – und investiert

Besonders deutlich sei dieser Wandel am Beispiel Deutschlands, wo die Regierung jüngst die Schuldenbremse aufgeweicht und neue Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur beschlossen habe. Für Gemehl ist das der Beginn einer völlig neuen fiskalpolitischen Philosophie in Europa. Die niedrige Bewertung europäischer Aktien habe zudem nichts mit einer vermeintlich schwächeren Tech-Landschaft zu tun. Vielmehr sei es die fiskalpolitische Austerität gewesen, die über Jahre hinweg die Binnennachfrage gebremst habe.

Jetzt jedoch sieht Gemehl erhebliches Potenzial für eine zweite Erholungswelle an Europas Börsen – bis Mitte 2027.

Europas Rüstungsboom als Trugschluss?

Für Louis-Vincent Gave war die wohl wichtigste globale Zäsur dieses Jahres die Rede des US-Vizepräsidenten J. D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Diese habe deutlich gemacht, dass die USA nicht länger gewillt seien, Europa militärisch zu schützen. Das führte zunächst zu einem massiven Kurssprung bei europäischen Rüstungsaktien.

Doch Gave warnt: Dieser Trend sei trügerisch. Die Kriege der Zukunft würden nicht mit Panzern, Kanonen und Kriegsschiffen geführt – sondern mit neuen Technologien wie Drohnen, Cyberwaffen und Weltraumsystemen. „Ja, die Verteidigungshaushalte werden steigen. Aber das Geld fließt nicht in Panzer oder Roboter, sondern in Cybersicherheit und den Orbit.“

Energiesicherheit wird zur strategischen Schwachstelle

Eine weit größere Herausforderung für Europa wäre laut Gave der Rückzug der USA aus der Sicherung globaler Handels- und Rohstoffrouten. Dies könnte zu erheblichen Turbulenzen auf den Rohstoffmärkten führen.

Ein Blick zurück: In der Energiekrise 2022 hatte die Biden-Regierung die US-Ölreserven angezapft, um den Preisverfall zu dämpfen – ein Rettungsanker für Europa. Doch sollte sich heute eine ähnliche Situation ereignen, hält Gave es für unwahrscheinlich, dass ein Präsident Trump ähnlich handeln würde. „Dass Europa keine strategischen Ölreserven besitzt, bedeutet faktisch, dass wir unsere Energieabhängigkeit von den USA akzeptieren. Das war 80 Jahre lang hinnehmbar – aber J.D. Vance hat uns deutlich gemacht, dass diese Ära vorbei ist.“

Energieinfrastruktur statt Panzer

Für Gave ergibt sich daraus eine klare Handlungsanweisung: Europa muss eigene strategische Reserven aufbauen und massiv in den Ausbau seiner Energieinfrastruktur investieren – insbesondere in die Stromnetze. „Sie fragen sich, ob Sie in Rheinmetall oder Siemens investieren sollten? Oder vielleicht in Mitsubishi Electric? Ich meine: Siemens zu kaufen ist klüger als Waffen zu kaufen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen COME Mining App Officially Launches: Supports BTC, USDC, and XRP, Start a Bitcoin Miner for Free, and Easily Earn $11,700 Daily

New York, October 2025—With the global cryptocurrency bull market in full swing, investor demand for stable and sustainable passive...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Von der Leyens Kommission übersteht weitere Misstrauensvoten
09.10.2025

Rechte und Linke attackieren von der Leyen scharf - doch ihre Kommission hält stand. Wie geht es nach den erneuten Misstrauensvoten und...

DWN
Finanzen
Finanzen Gerresheimer-Aktie stürzt ab: Schwächerer Geschäftsverlauf und gesenkte Gerresheimer-Prognose
09.10.2025

Die Gerresheimer-Aktie steht erneut massiv unter Druck. Nach schwächeren Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2025 hat der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDMA: Deutsche Maschinenbauer blicken pessimistisch in die Zukunft
09.10.2025

Zollkonflikte, China-Konkurrenz und schwächelnde Autoindustrie: Warum viele Maschinenbauer ihre Lage aktuell als „schlecht“ einstufen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ehrliche Narren scheitern: Warum Moral ohne Macht im Management untergeht
09.10.2025

Unternehmen lieben die Rhetorik von Ethik und Empathie – doch wer in Führungspositionen nur auf Redlichkeit setzt, geht unter....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Exporte in die USA sinken im fünften Monat in Folge
09.10.2025

Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor Deutschlands wichtigster Handelspartner. Doch die Geschäfte erodieren seit Monaten. Auch in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Absatz weiter im Sinkflug – China bleibt Sorgenkind
09.10.2025

Die Verkaufszahlen bei Porsche sehen weiter mau aus. Insbesondere das China-Geschäft läuft nicht rund. Und auch in anderen Märkten...

DWN
Finanzen
Finanzen Starker Ottobock-Börsengang: Ottobock-Aktie legt bei IPO deutlich über Ausgabepreis los
09.10.2025

Der weltweite Marktführer für Prothesen, Orthesen und Mobilitätshilfen ist erfolgreich an die Börse gegangen. Die Ottobock-Aktie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Experten warnen vor russischer Eskalation in Europa
09.10.2025

In Europa wächst die Besorgnis über die Dynamik des Ukraine-Kriegs. Analysten sehen eine zunehmende Gefahr, dass Russland seine...