Finanzielle Anreize statt Sanktionen
Während Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) auf härtere Sanktionen bei Pflichtverletzungen von Bürgergeld-Empfängern setzt, wählt das Jobcenter Dortmund einen anderen Weg. Seit dem 27. Mai erhalten Empfänger des Bürgergelds eine Sonderzahlung von bis zu 5000 Euro für den Autokauf. Zusätzlich werden bis zu 3000 Euro für den Erwerb eines Führerscheins gezahlt – sofern die Empfänger einen Job als Lieferfahrer, Pizzabote oder in der ambulanten Pflege antreten. Voraussetzung ist ein unbefristeter Arbeitsvertrag und ein Arbeitsort, der nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist.
Diese Maßnahme sorgt bundesweit für Diskussionen – nicht zuletzt wegen des wachsenden Unmuts über das Bürgergeld selbst. Viele Bürger empfinden es laut Umfragen als zu hoch und sehen darin einen Anreiz, nicht zu arbeiten. Der Ansatz in Dortmund könnte diese Debatte weiter anheizen.
Ein Schlag ins Gesicht für Geringverdiener
Ein Beispiel verdeutlicht die Brisanz: Ein arbeitsloses Paar mit zwei Kindern im Teenageralter bezieht monatlich 1954 Euro netto Bürgergeld. Hinzu kommen Erstattungen für Wohnkosten, Heizkosten, Krankenversicherung und Zahnersatz. Insgesamt summieren sich die Leistungen auf etwa 3000 Euro netto pro Monat. Für viele Geringverdiener, die täglich arbeiten gehen, ist das kaum mehr als sie selbst verdienen – trotz voller Erwerbstätigkeit.
Mit der neuen Regelung zur Sonderzahlung in Höhe von 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf wird dieser soziale Spalt weiter vertieft. Während Erwerbstätige ihre Fahrzeuge selbst finanzieren müssen, erhalten Bürgergeld-Empfänger erhebliche Zuschüsse – eine Tatsache, die für Empörung sorgt.
Kritik auch aus den eigenen Reihen
Ein Sachbearbeiter des Dortmunder Jobcenters warnte gegenüber der "Bild"-Zeitung vor Missbrauch und sagte zu dieser Maßnahme: „Das ist doch irre!“ Er fürchtet, dass Bürgergeld-Empfänger gezielt die Sonderzahlung von bis zu 8000 Euro für Auto und Führerschein einstreichen, sich dann von ihrem Arbeitgeber das Geld teilen lassen – und das Arbeitsverhältnis nach kurzer Zeit wieder kündigen. In einem fiktiven Beispiel könnte ein Pizzabäcker einen Boten einstellen, die Zahlung einstreichen und das Arbeitsverhältnis nach sechs Monaten beenden.
Diese Möglichkeit zur Manipulation sei real, sagt der Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Bislang habe er selbst diese Regelung nicht angewendet. Für ihn öffnet das neue Konzept "Betrügern Tür und Tor".
5000 Euro Bürgergeld: Autokauf laut Jobcenter Einzelfälle
Das Jobcenter Dortmund selbst bezeichnet die Maßnahme als absolute Ausnahmeregelung. Laut Geschäftsführer Marcus Weichert sei nur mit maximal zehn Fällen pro Jahr zu rechnen – das entspräche einer Förderungssumme von rund 50.000 Euro. Seine Behörde betreut etwa 90.000 Bürgergeld-Bezieher.
In der offiziellen „Ermessenslenkenden Weisung“ des Jobcenters heißt es, der Zuschuss für ein Auto betrage maximal 5000 Euro, für einen Roller bis zu 3000 Euro, für ein E-Bike oder Mofa bis zu 2000 Euro. Die Förderung erfolge nur, wenn die Tätigkeit ein eigenes Fahrzeug erfordere und der Arbeitsort mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer erreichbar sei. Auch müsse der Zuschuss angemessen sein und werde in der Regel nicht in voller Höhe übernommen.
Weichert zeigt Verständnis für Kritik, betont aber, dass sich der Zuschuss an aktuellen Gebrauchtwagenpreisen orientiere. Er hoffe, dass sich die Investition durch entstehende unbefristete Arbeitsverhältnisse gesamtwirtschaftlich auszahle.
Was bedeutet das für das Bürgergeld?
Die Maßnahme des Jobcenters Dortmund wirft ein Schlaglicht auf den Spagat zwischen Anreizen und Gerechtigkeit im Sozialsystem. Während bundesweit über die Einführung schärferer Sanktionen beim Bürgergeld diskutiert wird, stellt sich die Frage, ob eine Sonderzahlung von 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf wirklich der richtige Weg ist – oder ob sie das Gerechtigkeitsempfinden weiter untergräbt.
Insbesondere für jene, die trotz niedriger Löhne täglich zur Arbeit gehen, ist die Vorstellung schwer zu akzeptieren, dass andere mit Steuergeldern beim Autokauf unterstützt werden. Auch wenn es sich laut dem Jobcenter nur um Einzelfälle handeln soll, wird das Thema "5000 Euro Bürgergeld" zum Symbol einer Grundsatzfrage: Wie lässt sich soziale Unterstützung sinnvoll gestalten, ohne Fehlanreize zu setzen?
Fazit: Bürgergeld zum Autokauf bleibt umstritten
Ob das Bürgergeld zum Autokauf langfristig mehr Menschen in Arbeit bringt oder das Vertrauen in das Sozialsystem weiter erschüttert, bleibt offen. Klar ist nur: Der Begriff "5000 Euro Bürgergeld" wird in den kommenden Wochen nicht nur bei Geringverdienern für Gesprächsstoff sorgen.