Politik

Nach Luftschlägen: Iran kündigt Neustart seines Atomprogramms an

Die Waffen ruhen – doch im Hintergrund laufen die Zentrifugen. Trotz US- und israelischer Angriffe auf seine Atomanlagen kündigt der Iran an, sein Nuklearprogramm unbeirrt fortzusetzen. Teheran spricht von „notwendigen Maßnahmen“, droht mit dem Ende der Zusammenarbeit mit der UNO und setzt ein klares Signal: Das Spiel um die Bombe ist längst nicht entschieden.
25.06.2025 10:03
Lesezeit: 2 min
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Nach Luftschlägen: Iran kündigt Neustart seines Atomprogramms an
Teheran provoziert gezielt mit der Fotführung des Atomprogramms. (Foto: dpa) Foto: Oded Balilty

Iran trotzt den USA mit dem Atomprogramm

Wenige Stunden nach dem verkündeten Waffenstillstand zwischen Iran und Israel sendet Teheran eine klare Kampfansage an den Westen: Trotz massiver US- und israelischer Luftangriffe auf zentrale Nuklearanlagen kündigt die iranische Führung die unverzügliche Fortsetzung ihres Atomprogramms an. Die „notwendigen Maßnahmen“ seien bereits eingeleitet, erklärt der Chef der iranischen Atombehörde. Die Botschaft ist unmissverständlich: Die Zentrifugen drehen weiter, das geopolitische Spiel um die Bombe bleibt brandgefährlich.

Die US-Luftwaffe hatte am Sonntag Urananreicherungsanlagen in Fordo, Isfahan und Natanz angegriffen. Präsident Donald Trump sprach anschließend von einer „beeindruckenden militärischen Leistung“ und erklärte, Iran werde seine Nuklearstrukturen „nie wieder aufbauen“. Doch aus Teheran kommen andere Töne: Ayatollah Khameneis Berater spricht von ungebrochenen Uranvorräten und erklärt, das „Spiel sei noch lange nicht vorbei“.

Auch Israel setzt militärisch nach: Weitere Angriffe auf den unterirdischen Fordo-Komplex sollen angeblich „Zugangsrouten zerschlagen“ und Irans atomare Fähigkeiten dauerhaft einschränken. Die israelische Regierung erklärte, ihr Ziel sei erreicht – die „doppelte existenzielle Bedrohung“ durch Nuklearwaffen und ballistische Raketen sei beseitigt.

Politisches Nachspiel: UNO-Kooperation auf der Kippe

Parallel zu den militärischen Entwicklungen droht Teheran nun mit einem diplomatischen Bruch. Das iranische Parlament erwägt, die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) komplett einzustellen. Parlamentspräsident Mohammad Bagher Ghalibaf warf der UNO-Behörde vor, „objektivitäts- und professionalitätsfern“ zu handeln. Die IAEO hatte erst im Juni eine Resolution gegen Teheran verabschiedet, in der mangelnde Kooperation und fehlende Transparenz in der Nuklearfrage kritisiert wurden. Sollte Iran die Zusammenarbeit abbrechen, wären unabhängige Kontrollen der Nuklearaktivitäten faktisch unmöglich – und der internationale Atomkonflikt eskaliert auf eine neue Stufe.

Die jüngsten Entwicklungen belegen: Die Waffenruhe zwischen Israel und Iran ist brüchig, die Spannungen bleiben hoch. Mit der Fortführung seines Nuklearprogramms setzt Teheran gezielt auf Provokation und Risikobereitschaft. Die Region steuert auf eine neue Eskalationsphase zu – mit potenziell globalen Auswirkungen. Die Rhetorik Washingtons und Jerusalems mag nach Erfolg klingen, doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Das Ringen um Irans Atombombe ist keineswegs beendet.

Ein Konflikt am Siedepunkt

Die angekündigten „notwendigen Maßnahmen“ Teherans sind mehr als ein bloßes Symbol – sie markieren den Beginn eines gefährlichen neuen Kapitels im Atomstreit. Die Drohung, sich von internationalen Kontrollen zu verabschieden, erhöht den Druck auf alle Akteure. Was folgt, könnte das fragile Gleichgewicht im Nahen Osten endgültig zerstören. Während Israel auf Präventivschläge setzt und Washington verbal eskaliert, spielt Teheran auf Zeit – mit Uran, Zentrifugen und geopolitischem Kalkül. Die Atomkrise erreicht ihren nächsten Siedepunkt.

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