Unternehmen

United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen Roaming mit Vodafone. Welche Folgen das für Anleger, den Mutterkonzern United Internet und die Marktstrategie hat. Den Investoren gefällt die Nachricht jedenfalls nicht: Die United Internet-Aktie steht zum Wochenauftakt unter Druck.
30.06.2025 15:29
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
United-Internet-Zentral in Montabaur: Die Aktie des Internetkonzerns ist zum Wochenauftakt unter Druck geraten (Foto: dpa).

1&1 reduziert Prognose – und United Internet-Aktie fällt

Der Telekommunikationskonzern 1&1 hat seine Gewinnerwartung nach unten korrigiert. Grund dafür sind unerwartet hohe Ausgaben für die Nutzung des Vodafone-Netzes. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im laufenden Jahr um etwa acht Prozent auf rund 545 Millionen Euro sinken, wie das United-Internet-Unternehmen am Freitagabend in Montabaur mitteilte. Zuvor lag das Ziel bei rund 571 Millionen Euro. Die Hauptursache für die Absenkung der Prognose sind über den Plan hinausgehende Kosten für Vorleistungen im Rahmen des sogenannten National Roaming mit Vodafone. Die Börse reagierte enttäuscht.

Die im SDAX notierte 1&1-Aktie verlor am Montagmorgen zunächst bis zu 1,4 Prozent, konnte das Minus jedoch später eingrenzen – und am Nachmittag sogar ins Plus drehen. Die Tage davor war die 1&1-Aktie stark gefragt – nicht zuletzt deshalb, weil die Muttergesellschaft United Internet im Mai bekanntgab, den Anteil an 1&1 um rund zehn Prozentpunkte auf 90 Prozent auszubauen. Die Marktkapitalisierung von 1&1 liegt derzeit bei rund 3,3 Milliarden Euro. Auch die im MDAX gelisteten Anteile von United Internet verloren an Wert. Zuletzt betrug das Minus rund 0,6 Prozent. Bei der United Internet-Aktie stand aber auch am Montagnachmittag ein kräftiges Minus. Zeitweise büßten die Papiere des Mutterkonzerns annähernd zwei Prozent ein.

Tochterfirma Ionos treibt United Internet

Die Aktien von United Internet konnten zuletzt deutlich zulegen, insbesondere durch die Kursentwicklung der Tochter Ionos <DE000A3E00M1>. Der Anbieter von Webhosting-, Domain- und Cloud-Lösungen ist seit Anfang 2023 börsennotiert. In den vergangenen Monaten verzeichnete die Ionos-Aktie eine erhöhte Nachfrage. Seit Ende 2024 stieg der Börsenwert um rund 80 Prozent auf etwa 5,5 Milliarden Euro. Das knapp 64-prozentige Ionos-Aktienpaket im Besitz von United Internet ist damit etwa 3,5 Milliarden Euro wert. Der Gesamtwert von United Internet liegt bei rund 4,7 Milliarden Euro.

Prognoseanpassung wegen Datenvolumen im Vodafone-Netz

Basierend auf der tatsächlichen Netzwerknutzung geht 1&1 davon aus, dass die eigenen Schätzungen zum Datenwachstum im Vodafone-Netz für das Jahr 2025 zu optimistisch waren. Daher müsse 1&1 einen prozentual höheren als ursprünglich kalkulierten Anteil des Vodafone-Netzes zur Versorgung seiner Mobilfunkkunden in Anspruch nehmen, hieß es zur Begründung für die Prognosekorrektur. Die dadurch entstehenden Mehrkosten könnten nur teilweise durch Einsparungen in anderen Bereichen ausgeglichen werden, so das Unternehmen weiter.

Die gestiegenen Kosten für Vorleistungen beim Vodafone-Netz ergeben sich laut 1&1 aus den vertraglichen Rahmenbedingungen mit dem britischen Anbieter. Der zugrunde liegende Vertrag basiert auf einem sogenannten Kapazitätsmodell, bei dem 1&1 für jeden prozentual genutzten Anteil des Vodafone-Netzes in Deutschland einen Festpreis entrichtet.

Annahmen zum Datenwachstum zu optimistisch

Für die 2025er-Planung hatte 1&1 unter Berücksichtigung historischer Entwicklungen Annahmen zum monatlichen Datenzuwachs im Vodafone-Netz getroffen. "Basierend auf dem von Vodafone bei der Rechnungsstellung ermittelten 1&1-Nutzungsanteil geht das Unternehmen nun davon aus, dass seine Annahmen zum Datenwachstum des Vodafone-Netzes im laufenden Jahr zu optimistisch waren", hieß es in der Mitteilung.

Dementsprechend müsse 1&1 für seine Mobilfunkkunden einen höheren Anteil des Vodafone-Netzes verwenden als ursprünglich eingeplant. "Die zusätzlich entstehenden Kosten werden nur teilweise durch Einsparungen in anderen Bereichen kompensiert werden können." Daher wurde die Ergebnisprognose im Bereich mobiler Internetdienste und privater Breitbandanschlüsse um etwa 26 Millionen Euro auf 810 Millionen Euro reduziert (Vorjahr: 856).

Mobilfunksparte bleibt defizitär

Im Mobilfunksegment rechnet 1&1 weiterhin mit einem Ebitda-Verlust von rund 265 Millionen Euro. Der operative Fehlbetrag wäre damit auf Vorjahresniveau. In dieser Zahl sind etwa 100 Millionen Euro enthalten, die für die Kundenmigration und Vorleistungen für das Netz anfallen, welche ab 2026 mit Abschluss der vollständigen Migration wegfallen sollen.

Umsatzziele und Investitionen bleiben unverändert

Im Gegensatz zur Gewinnprognose wurden die Erwartungen hinsichtlich Service-Umsatz, Vertragsbestand und Investitionsausgaben nicht geändert. Für den operativen Umsatz rechnet 1&1 weiterhin mit einer Summe auf Vorjahresniveau von 3,3 Milliarden Euro. Auch das Investitionsvolumen (Cash-Capex) soll wie bisher bei rund 450 Millionen Euro liegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abwanderung von Fachkräften: Immer mehr deutsche Arbeitnehmer verlassen ihr Heimatland
21.08.2025

Immer mehr Deutsche sagen Adieu und wandern aus: 2024 waren es 270.000 Ausreisewillige, 2025 wird ein neuer Rekordwert erwartet. Doch wer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freiwillige vor: Neuer Bahnchef gesucht
21.08.2025

Die Deutsche Bahn steckt in ihrer tiefsten Krise, doch der Verkehrsminister drängt auf schnellen Wechsel an der Spitze. Während geeignete...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenanzeigen: Firmen verschenken Potenzial mit fehlender Familienfreundlichkeit
21.08.2025

Deutsche Unternehmen reden gern über Familienfreundlichkeit, doch in den Stellenanzeigen bleibt davon wenig übrig. Eine neue Analyse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Importzoll auf Autos aus EU soll rückwirkend sinken
21.08.2025

Washington senkt seine Importzölle auf Autos aus der EU – rückwirkend und überraschend deutlich. Für Europas Autobauer ist das zwar...

DWN
Panorama
Panorama Nord-Stream-Anschlag: Carabinieri verhaften Ukrainer wegen Sprengstoff-Operation
21.08.2025

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines. Nun gerät ein Ukrainer ins Visier, den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Homeoffice auf Rezept? Ärztliches Attest bedeutet keinen Anspruch aufs Homeoffice – was zu beachten ist
21.08.2025

Ärztliche Homeoffice-Atteste liefern Hinweise, sind aber kein automatischer Freifahrtschein. Fehlen verbindliche Regeln und ein...

DWN
Politik
Politik Russland erklärt, in die Sicherheitsgarantien für die Ukraine „einbezogen“ werden zu wollen
21.08.2025

Russland will bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitreden – und verlangt ein Vetorecht. Experten warnen: Damit droht Moskau,...

DWN
Finanzen
Finanzen Millionen PayPal-Zugangsdaten im Umlauf – das sollten Nutzer jetzt tun
21.08.2025

Millionen PayPal-Zugangsdaten sollen im Darknet zum Verkauf stehen – zu einem erstaunlich niedrigen Preis. Ob es sich um aktuelle Daten...