Donald Trump hat laut einem Medienbericht den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu einem möglichen Angriff auf Moskau befragt. Experten sprechen von Taktik – und warnen.
Trump soll Selenskyj gefragt haben: „Könnt ihr Moskau treffen?“
Laut Informationen der Financial Times hat Donald Trump in einem Telefongespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am 4. Juli die Frage aufgeworfen, ob die Ukraine in der Lage sei, Moskau mit Raketen anzugreifen – vorausgesetzt, die USA liefern die entsprechenden Waffensysteme. Zwei mit dem Vorgang vertraute Personen bestätigten der Zeitung, dass Trump die Frage stellte:
„Wolodymyr, kannst du Moskau treffen? Kannst du auch Sankt Petersburg treffen?“
Selenskyj soll geantwortet haben: „Absolut. Das können wir, wenn Sie uns die Waffen geben.“
Trump bezeichnete die Idee als Möglichkeit, „den Russen Schmerzen zuzufügen“, um Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen. Auch das sei laut Financial Times Bestandteil des Gesprächs gewesen.
Neue Eskalationsstufe oder gezieltes Täuschungsmanöver?
Flemming Splidsboel Hansen, leitender Forscher am Dänischen Institut für Internationale Studien (Diis), wertet die Aussagen als mutmaßlichen Verhandlungstrick: „Es könnte sich durchaus um eine Taktik gegenüber Russland handeln.“
Das Gespräch mit Selenskyj fand offenbar nur einen Tag nach einem Telefonat Trumps mit Wladimir Putin statt – ein Austausch, den Trump später als „schlecht“ bezeichnete. Der abrupte Tonwechsel überrascht viele Beobachter, denn bislang hatte Trump stets betont, die USA aus dem Ukrainekrieg heraushalten zu wollen.
Hansen hält es jedoch für „nicht realistisch“, dass die Ukraine Moskau mit amerikanischen Raketen angreifen wird. Auch russische Medien stuften das Szenario als „unwahrscheinlich“ ein – und warnten vor einer ganz anderen russischen Reaktion bei einem direkten Schlag gegen die Hauptstadt.
Deutschland unter Druck: Neue Waffen, neue Fronten?
Für Deutschland hätte ein ukrainischer Angriff auf Moskau mit US-Unterstützung enorme sicherheitspolitische Folgen. Die Bundesregierung befürwortet derzeit zwar weitere Waffenlieferungen, setzt aber nach wie vor auf „strategische Zurückhaltung“. Sollte die NATO sich infolge amerikanischer Eskalation ungewollt in eine direkte Konfrontation mit Russland verstricken, würde Deutschland sowohl diplomatisch als auch militärisch erheblich unter Druck geraten – insbesondere angesichts seiner geografischen Lage und seiner Rolle in der europäischen Rüstungslogistik.
Der frühere dänische Geheimdienstanalyst Jacob Kaarsbo sieht das Ganze skeptisch: „Ich glaube nicht, dass die Ukrainer wild und blutig auf Moskau schießen werden.“ Trump selbst hat in den vergangenen Wochen seine Unzufriedenheit mit Wladimir Putin offen artikuliert. Gegenüber der BBC erklärte er: „Wir stehen kurz vor einem Friedensabkommen, und dann zerstört er wieder ein Gebäude in Kiew.“
Neue Waffen und wirtschaftlicher Druck gegen Russland
Nur wenige Tage nach dem Trump-Selenskyj-Telefonat kündigten die USA ein neues Waffenpaket für Kiew an. Parallel dazu drohte Trump mit neuen Strafzöllen gegen Russland – eine Kombination aus militärischem und wirtschaftlichem Druck.
Bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte betonte Trump zudem, dass er „bereit sei, rasch neue Waffen zu liefern“. Ob dies Teil einer größeren Eskalationsstrategie oder nur politische Rhetorik ist, bleibt unklar – doch das geopolitische Risiko wächst.