Unternehmen

Start-ups: Bayern zieht bei Finanzierungsrunden an Berlin vorbei

Bayerns Start-ups sichern sich Milliarden – und lassen Berlin hinter sich. Besonders Firmen aus den Bereichen Rüstung, KI und Energietechnik profitieren vom neuen Investorenfokus. Das verändert nicht nur die Rangfolge unter den Gründerstandorten, sondern auch die Spielregeln der gesamten Branche.
17.07.2025 15:01
Aktualisiert: 17.07.2025 15:08
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Start-ups: Bayern zieht bei Finanzierungsrunden an Berlin vorbei
Da "gfrein" sich die Bayern: Das Wagniskapital zieht von Berlin in den Freistaat. (Foto: dpa) Foto: Andreas Gebert

Milliarden für Start-ups: Bayern überholt Berlin

Die Vormachtstellung der Gründerhochburg Berlin bröckelt: Start-ups aus Bayern nutzen den Boom in Schlüsselbranchen – und überholen beim Geld von Investoren. Das verändert die Start-up-Landschaft grundlegend.

Bayern zieht Berlin bei Investorengeldern davon

Harte Konkurrenz für die Gründermetropole Berlin: Start-ups aus Bayern ziehen immer mehr Geld von Investoren an – und lassen die bislang unangefochtene Hauptstadt hinter sich. Im ersten Halbjahr sammelten bayerische Wachstumsfirmen knapp 2,1 Milliarden Euro Wagniskapital ein und damit deutlich mehr als Start-ups aus Berlin (1,5 Milliarden), zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY.

Dabei profitieren bayerische Start-ups vom Boom bei Rüstung und Künstlicher Intelligenz (KI), schreibt EY und spricht von einer "Wachablösung". Demnach floss vom gesamten Wagniskapital für deutsche Start-ups, das im ersten Halbjahr um ein Drittel auf 4,6 Milliarden Euro stieg, knapp jeder zweite Euro nach Bayern.

Während Wachstumsfirmen aus dem Freistaat die Gelder binnen Jahresfrist fast vervierfachen konnten, verbuchte Berlin ein Plus von 41 Prozent; in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gingen die Summen hingegen zurück. Das Wagniskapital, mit dem sich Fonds und Konzerne an Start-ups beteiligen, ist entscheidend für das Wachstum der Gründerbranche.

"Gewichte verschieben sich"

Bereits 2024 lag Bayern hauchdünn vor Berlin, nun ist der Vorsprung deutlich, resümiert EY. "Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert, die Gewichte verschieben sich", sagt EY-Partner Thomas Prüver.

Auch unter den größten Finanzierungsrunden führt Bayern – mit großen Geldspritzen für die KI-Firma Helsing (600 Millionen Euro) und den Batteriespeicheranbieter Green Flexibility aus Kempten (400 Millionen Euro). Es folgen das Rüstungsunternehmen Quantum Systems und die Finanzplattform Scalable Capital. Unter den Top fünf landet aus Berlin nur die Softwarefirma Amboss, so die Studie, die auf der Datenbank "Crunchbase" und Angaben von Start-ups und Investoren basiert.

Fokus der Investoren verschiebt sich

Zwar bleibt Berlin mit 132 Finanzierungsrunden klar vor Bayern (76) und führt weiterhin im Online-Handel. Doch setzen Geldgeber derzeit den Schwerpunkt auf Rüstung, KI und Energietechnologien – wo der Freistaat besonders stark ist.

Zudem profitiert der Start-up-Standort von der Wirtschaftskraft Bayerns, sagt Prüver. "Das hilft vor allem, wenn es darum geht, die eigenen Dienstleistungen, Anwendungen oder Produkte traditionellen Industrien anzubieten, wie beispielsweise dem Automobil- und Maschinenbau oder der Medizintechnik, oder hier Kooperationspartner und Investoren zu finden."

Mehr Finanzierungsrunden, mehr Mega-Deals

Die Studie zeigt zudem, dass sich die Gründerbranche von ihrer Krise nach dem Ende des Corona-Booms erholt. Mit der Summe von 4,6 Milliarden Euro Wagniskapital bundesweit verbuchten deutsche Start-ups das drittbeste erste Halbjahr seit 2015, so EY. Auch stieg die Zahl der Finanzierungsrunden und der großen Deals jenseits von 100 Millionen Euro. Die Start-up-Branche habe nach dem Rekordjahr 2021 eine harte Landung erlebt, als Ganzes sei sie "aber offenbar gestärkt aus dieser Phase hervorgegangen".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...

DWN
Panorama
Panorama Boot kaufen: Was Sie dabei unbedingt beachten sollten
06.09.2025

Mit einer frischen Meeresbrise im Gesicht das eigene Boot über die Wellen zu steuern, ist für viele Menschen ein Traum – doch dieser...

DWN
Immobilien
Immobilien Indexmiete: Eine gute Wahl?
06.09.2025

Wenn Mieter einen neuen Vertrag unterschreiben, fällt ihnen vielleicht ein ganz spezielles Wort im der Vertragsüberschrift auf: der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grönländischer Schlamm: Vom Zufallsfund zum Milliardenprojekt
06.09.2025

Grönländischer Schlamm soll Ernten steigern und CO2 binden. Investoren wittern Milliardenpotenzial – und Deutschland könnte davon...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verarbeitete Lebensmittel: Wie Konzerne Gesundheitsrisiken herunterspielen
06.09.2025

Coca-Cola, Kraft und Mondelez gewinnen einen Prozess zu verarbeiteten Lebensmitteln. Doch Studien zeigen deutliche Gesundheitsgefahren –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland und China üben Druck aus – NASA plant Mond-Reaktor bis 2030
06.09.2025

Die NASA will bis 2030 einen Mond-Reaktor bauen – im Wettlauf mit China und Russland. Hinter der Technik stehen geopolitische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strengere Homeoffice-Regeln: Eine Bank geht den entgegengesetzten Weg
06.09.2025

Während viele Banken strengere Homeoffice-Regeln einführen, setzt eine Bank auf maximale Flexibilität – ein Modell, das auch für...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Zeigt her eure Schuhe! Wie die Heute Maschinenfabrik im 21. Jahrhundert erfolgreich bleibt
05.09.2025

Die Schuhputzgeräte der Heute Maschinenfabrik mit rotierenden Bürsten sind weltweit im Einsatz. Im Laufe der über 100jährigen...