Eurozone mit neuem Schwung: Industrie auf Erholungskurs, Dienstleistungen im Aufwind
Die Konjunktur in der Eurozone hat im Juli spürbar an Dynamik gewonnen. Zum siebten Mal in Folge stieg die Geschäftstätigkeit – und erreichte laut einer neuen Umfrage den höchsten Stand seit elf Monaten. Der von S&P Global ermittelte vorläufige Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Währungsraum kletterte von 50,6 Punkten im Juni auf 51 Zähler. Ein Wert über 50 signalisiert ein Wachstum der wirtschaftlichen Aktivität, ein Wert darunter eine Schrumpfung. Auch wenn die Dynamik noch verhalten bleibt, hat sich das Expansionstempo laut Studie den zweiten Monat in Folge beschleunigt – so stark wie seit August 2023 nicht mehr.
„Die Wirtschaft der Eurozone gewinnt schrittweise an Tempo“, so Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Die Rezession im verarbeitenden Gewerbe gehe allmählich zu Ende, während der Dienstleistungssektor etwas an Fahrt aufnehme. Konkret stieg der Index für die Industrieproduktion im Juli von 49,5 auf 49,8 Punkte – er bleibt damit zwar knapp unter der Wachstumsschwelle, bewegt sich aber weiter auf sie zu. Im Dienstleistungssektor wurde mit 51,2 Punkten der höchste Wert seit sechs Monaten erreicht.
Deutschland stabilisiert, Frankreich bremst
Besonders im Fokus steht Deutschland. Die größte Volkswirtschaft der Eurozone zeigt laut Umfrage „ermutigende Erholungstendenzen“. Zwar ging der zusammengesetzte PMI im Juli leicht von 50,4 auf 50,3 Punkte zurück, doch bleibt die Aktivität im Privatsektor im Plus – und damit den zweiten Monat in Folge über der Schwelle zum Wachstum.
Frankreich hingegen bleibt ein Sorgenkind: Zwar verlangsamte sich der Rückgang der Geschäftstätigkeit, doch auch der auf 49,6 Punkte gestiegene PMI liegt weiter unter der 50er-Marke. De la Rubia betont: „Die französische Industrie muss sich mit erholen, wenn die Eurozone dauerhaft wachsen will.“
Was die europäische Entwicklung für die deutsche Wirtschaft bedeutet
Die aktuelle Entwicklung ist insbesondere für die deutsche Wirtschaft von hoher Relevanz. Als Industriestandort mit enger Verflechtung zu anderen Ländern der Eurozone profitiert Deutschland unmittelbar von einem anziehenden Wachstum im Währungsraum. Vor allem der sich stabilisierende Dienstleistungssektor kann in Kombination mit einer sich erholenden Industrieproduktion neue Impulse für Investitionen und Beschäftigung liefern. Eine nachhaltige Rückkehr auf den Wachstumspfad setzt jedoch voraus, dass Frankreich, Italiens Industrie und andere schwächelnde Regionen ebenfalls Tritt fassen.