Tiefe Einschnitte bei ZF: Droht weiterer Milliardenverlust?
Der Autozulieferer ZF kommt nicht aus dem Krisenmodus. Das Stiftungsunternehmen verzeichnete im ersten Halbjahr einen Verlust von 195 Millionen Euro, wie ZF-Finanzchef Michael Frick mitteilte. Da die Märkte äußerst instabil seien, rechne er damit, dass man auch im Gesamtjahr ein Minus verbuchen werde. Wie hoch dieses ausfallen werde, sei offen. Damit würde der Konzern im zweiten Jahr in Folge Verluste schreiben. Gleichzeitig kündigte ZF-Chef Holger Klein eine Fortsetzung des rigiden Sparkurses an.
Schwächelnde Autoproduktion trifft Zulieferer
ZF leidet – wie die Konkurrenten Bosch, Continental und Schaeffler – derzeit unter ausbleibenden Aufträgen der Hersteller, bedingt durch die schwache Fahrzeugproduktion. Auch die hohen Ausgaben für den Wandel zum Elektromotor schlagen zu Buche. Das Unternehmen bietet neben Getrieben unter anderem auch Lenksysteme, Antriebe, Bremsen, Sicherheitstechnik und Fahrwerkskomponenten an.
Schuldenlast und Umbaukosten drücken Ergebnis
Negativ auf das Ergebnis von Januar bis Ende Juni wirkten sich unter anderem die Kosten für die Restrukturierung sowie die Zinslast für die hohen Schulden aus. Die Nettoverbindlichkeiten beliefen sich Ende Juni auf rund 10,5 Milliarden Euro. Frick erklärte, es sei denkbar, dass die Verschuldung in diesem Jahr leicht zulege. Die Schulden resultieren vor allem aus dem Erwerb des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco.
Kein Ende des Personalabbaus in Sicht
Konzernchef Klein machte den Beschäftigten keine Hoffnung auf ein baldiges Ende des Personalabbaus. Der schleppende Hochlauf der Elektromobilität und die Unsicherheit infolge der US-Zölle führten zu rückläufigen Umsätzen und steigenden Kosten, teilte er mit. Das Restrukturierungsprogramm solle beschleunigt und intensiviert werden. "Damit ist ZF auf einem zwar schwierigen, aber erkennbar richtigen Weg." Weitere konkrete Pläne zum Stellenabbau nannte der Manager nicht.
Der zweitgrößte deutsche Zulieferer hat seit Anfang 2024 weltweit 11.200 Vollzeitstellen gestrichen, davon 5.700 in Deutschland. Für weitere 4.700 Vollzeitstellen seien bereits Altersteilzeitverträge geschlossen worden – oder die Beschäftigten gingen planmäßig in den Ruhestand. Man komme voran und wolle diese Reduzierung weiterhin möglichst sozialverträglich umsetzen.
Operatives Ergebnis verbessert sich leicht
Klein schloss betriebsbedingte Kündigungen weiterhin nicht aus. Bis Ende 2028 will ZF bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen. Das entsprach zum Zeitpunkt der Ankündigung etwa jedem vierten ZF-Arbeitsplatz im Inland. An dieser Zahl werde vorerst festgehalten – man könne jedoch perspektivisch keine Zusagen machen. Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen sich unter anderem die 8.500 Beschäftigten im Saarland. Der Standort habe Zukunft. Eine Schließung sei langfristig nicht geplant, sagte Klein.
Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen vom Bodensee das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 780 auf 874 Millionen Euro. Der Umsatz sank um 10,3 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Der Rückgang geht auf einen Sondereffekt zurück. Damals war der Bereich Achsmontage, der inzwischen in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Apple -Zulieferer Foxconn überführt wurde, noch Teil des Konzerns.
Ungewisse Zukunft der Antriebssparte
Am Dienstag protestierten bundesweit mehr als 10.000 Beschäftigte gegen eine Verschärfung der Sparmaßnahmen. Besonders schlecht steht es um die Kernsparte, intern "Division E" genannt. Sie ist derzeit in Teilen nicht wettbewerbsfähig. Der Bereich, der elektrische, hybride und konventionelle Antriebe umfasst, leidet besonders unter dem langsamen Hochlauf der E-Mobilität.
Weltweit ist in der Division etwa jeder fünfte ZF-Beschäftigte tätig. Klein betonte, im Mittelpunkt stehe die Restrukturierung. Zuletzt kursierten Gerüchte über einen möglichen Verkauf des Bereichs oder die Suche nach einem Partner. Management und Gesamtbetriebsrat wollen in den kommenden Wochen über die Neuausrichtung der Sparte verhandeln. Die Gespräche dürften hart werden. Vorstandschef Klein kündigte in diesem Bereich bereits "erneute schmerzhafte Entscheidungen" an.


