Wirtschaft

2 Prozent Inflation: Kerninflation zieht Verbrauchern das Geld aus den Taschen

Die Inflation liegt genau im Zielkorridor der EZB – ein scheinbar gutes Zeichen. Doch die Kerninflation bleibt hoch, vor allem Dienstleistungen treiben die Preise. Warum die Europäische Zentralbank dennoch nicht eingreift und was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet, zeigt ein Blick auf Zahlen, Entwicklungen und Risiken im Detail.
31.07.2025 14:49
Aktualisiert: 31.07.2025 14:49
Lesezeit: 2 min
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2 Prozent Inflation: Kerninflation zieht Verbrauchern das Geld aus den Taschen
Höhere Preise als im Vorjahr - und alles wird für Verbraucher immer teurer. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Inflation bleibt stabil bei 2,0 Prozent

Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen weiterhin konstant. Die Inflationsrate von 2,0 Prozent entspricht exakt dem Ziel der Europäischen Zentralbank.

Preisentwicklung im Juli unverändert

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Juli mit gleichbleibendem Tempo gestiegen. Wie schon im Juni verteuerten sich Waren und Dienstleistungen im Schnitt um 2,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

Vorläufige Daten zeigen, dass insbesondere Dienstleistungen mit einem Anstieg von 3,1 Prozent und Lebensmittel mit einem Plus von 2,2 Prozent die Entwicklung treiben. Die Energiepreise bremsten dagegen erneut die Teuerung, wenn auch weniger stark als in den Vormonaten. Energie war 3,4 Prozent günstiger als im Juli 2024.

Kerninflation weiterhin erhöht

Die sogenannte Kerninflation – also die Rate ohne die stark schwankenden Preise für Nahrungsmittel und Energie – bleibt auf höherem Niveau: Wie im Juni beträgt sie 2,7 Prozent. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer nennt das einen "Schönheitsfehler", da dies bei einer anziehenden Konjunktur ein Inflationsrisiko darstelle.

Dienstleistungen bleiben Kostentreiber

Die überdurchschnittlich starke Teuerung bei Dienstleistungen hält sich seit Monaten hartnäckig. Die 3,1 Prozent in diesem Segment liegen nur 0,2 Punkte unter dem Wert im Juni. Einer der Gründe sind gestiegene Löhne.

EZB pausiert bei Zinsschritten

Die Europäische Zentralbank hat sich bei ihrer jüngsten Zinssitzung vor einer Woche zunächst in die Beobachterrolle begeben. Nach sieben aufeinanderfolgenden Zinssenkungen sahen die Währungshüter die Inflation offenbar so weit gebremst, dass ein weiterer Schritt vorerst nicht nötig erschien. Der Leitzins blieb daher unverändert bei 2,0 Prozent. Für den Herbst zeichnen sich Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern einer noch lockereren Geldpolitik ab.

Preisstabilität erreicht – aber Risiken bleiben

Bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent sieht die EZB ihr Ziel der Preisstabilität als erreicht. Geringere Preissteigerungen könnten jedoch das wirtschaftliche Wachstum bremsen, weil private Haushalte und Unternehmen in Erwartung weiter sinkender Preise Investitionen aufschieben könnten.

Ausblick auf das Gesamtjahr

Im Vergleich zum Juni stiegen die Preise um 0,3 Prozent, meldet die Behörde.

Die Bundesbank geht davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland in den kommenden Monaten um die Zwei-Prozent-Marke pendeln wird. Der Sachverständigenrat ("Wirtschaftsweise") erwartet ebenfalls, dass sich für das Gesamtjahr 2025 ein Durchschnittswert von etwa zwei Prozent ergibt.

Im Jahr 2022 war die Inflation in Deutschland auf 6,9 Prozent gestiegen, 2023 lag sie bei 5,9 Prozent. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 waren die Preise für Energie und Lebensmittel sprunghaft angestiegen. Im vergangenen Jahr schwächte sich die Teuerung auf 2,2 Prozent ab. Je höher die Inflationsrate, desto geringer die Kaufkraft der Menschen.

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