Regulierer winken durch – Milliardenfusion stellt Branche auf den Kopf
Fast ein Jahr nach der Absichtserklärung des dänischen DSV zur Übernahme des deutschen Logistikriesen DB Schenker wurde der Deal in der vergangenen Woche offiziell vollzogen. Sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Kartellbehörden gaben ihre Zustimmung, womit es für den Kauf keine Hürden mehr gibt. Es handelt sich um eine Investition in Höhe von 14,3 Milliarden Euro, durch die DSV zum größten Logistikunternehmen der Welt aufsteigt.
DB Schenker befand sich bislang im Besitz der Deutschen Bahn, des deutschen Staatsbahnkonzerns, der sich stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren und zugleich seine Schuldenlast reduzieren will. Diese belief sich zum Jahresende 2024 auf 32,6 Milliarden Euro – nur gut 1,3 Milliarden weniger als im Jahr zuvor. In der Praxis bedeutet dies, dass mit dem Kaufpreis weniger als die Hälfte der Verbindlichkeiten getilgt werden kann.
DSV will mit der Übernahme seine Präsenz auf dem globalen Logistikmarkt deutlich ausbauen. Dass die Pläne mit dem deutschen Unternehmen ernst gemeint sind, zeigt auch die Investitionsankündigung: Innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahre sollen in Deutschland zahlreiche Projekte im Gesamtwert von einer Milliarde Euro umgesetzt werden. Diese Maßnahmen sollen auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitragen.
Gesamtumsatz von 40 Milliarden Euro
Der Verkaufsprozess von DB Schenker begann – gemeinsam mit der Bahntochter Arriva – bereits 2023. Im Dezember desselben Jahres wurde DSV als bester Partner ausgewählt, da der Konzern der Deutschen Bahn den überzeugendsten Finanzplan vorgelegt haben soll. Am Verfahren beteiligte sich auch CVC Capital Partners, ein globaler Private-Equity-Fonds mit einem verwalteten Vermögen von 193 Milliarden Euro, der in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien investiert. Die Anteile des Fonds sind an der Euronext in Amsterdam notiert. CVC genoss zudem die größte Unterstützung der Gewerkschaft Verdi.
Sechs bis sieben Prozent Marktanteil
Mit der Fusion werden DSV und DB Schenker zum weltgrößten Logistiker aufsteigen. Der gemeinsame Umsatz im vergangenen Jahr lag bei 40,3 Milliarden Euro – 9,7 Milliarden mehr als der von DHL auf Platz zwei und 11,7 Milliarden mehr als der von Kuehne + Nagel. Der Marktanteil der vereinten Gruppe soll bei sechs bis sieben Prozent liegen. Insgesamt werden rund 160.000 Beschäftigte erwartet, wobei DSV betont, dass nach dem Zusammenschluss keine Entlassungen geplant seien. In der Fachpresse ist von möglichen unerwünschten Effekten die Rede. So sollen Mitarbeiter von Schenker das Unternehmen bereits verlassen, während Wettbewerber nur darauf warten, qualifizierte Kräfte abzuwerben. Diese Veränderungen könnten die Kräfteverhältnisse im Logistiksektor spürbar verschieben. Zudem wurde diese Woche bekannt, dass Jochen Theves, CEO von Schenker, dem Verwaltungsrat von DSV entgegen ursprünglicher Planung nicht beitreten wird.