Wirtschaft

Personalabbau – nach Automobil- und Chemieindustrie trifft es jetzt die Pharmabranche

Alarmstimmung in der Pharmabranche: Rund 4.000 Menschen protestierten in Marburg gegen Stellenstreichungen in der Pharmabranche. Betroffen sind die Unternehmen Biontech, CSL Behring und das Start-up Nexelis.
06.08.2025 13:29
Lesezeit: 1 min
Personalabbau – nach Automobil- und Chemieindustrie trifft es jetzt die Pharmabranche
Nach Automobil und Chemie trifft es die Pharmabranche: In Marburg protestieren tausende Menschen gegen Jobabbau bei Biontech, CSL und Nexelis. (Foto: dpa) Foto: Arne Dedert

Rund 4.000 Menschen protestierten in Marburg gegen Stellenstreichungen in der Pharmabranche. Betroffen sind die Unternehmen Biontech, CSL Behring und das Start-up Nexelis. Die Lage im Industriepark Behringwerke spitzt sich dramatisch zu. Immer mehr Betriebe bauen massiv Personal ab, während die Region um den Erhalt ihrer wirtschaftlichen Stabilität ringt.

Stellenabbau: Alarmstimmung in der Pharmabranche

Die Demonstration begann symbolisch um fünf vor zwölf in der Nähe des Pharma-Standorts bei Michelbach. Die Gewerkschaften DGB und IG BCE hatten zu der Aktion aufgerufen, um gegen den Abbau von Arbeitsplätzen zu mobilisieren. Unter dem Slogan „Erst wir, dann ihr!“ protestierten die Teilnehmer gegen die geplanten Einschnitte bei Biontech, CSL und Nexelis – allesamt Unternehmen der Pharmabranche mit Sitz in Marburg.

Biontech will etwa 335 Vollzeitstellen streichen. CSL plant, rund 500 Stellen zu kürzen. Beim Start-up Nexelis droht sogar die vollständige Werksschließung. Die Nachricht traf Belegschaften, Stadt und Region gleichermaßen hart.

Existenzen in Gefahr

„Es geht um 1.000 Beschäftigte, und das sind nicht irgendwelche Beschäftigten, sondern das sind Menschen mit ihren Schicksalen.“ Mit diesen Worten kritisierte Sabine Süpke, Landesbezirksleiterin der IG BCE, die aktuellen Pläne scharf. Auch Oberbürgermeister Thomas Spies zeigte sich tief betroffen und sprach von einem „schweren Schlag für die Region“.

Vor allem der Rückzug von CSL aus der Forschung sorgt für Unverständnis. Erst vor drei Jahren hatte der Konzern diesen Bereich am Standort Marburg aufgebaut. Nun soll er vollständig verschwinden – begründet mit einer fehlenden Wettbewerbsfähigkeit und einer globalen Neuausrichtung. Gleichzeitig kündigte CSL Investitionen von rund 400 Millionen Euro in die Produktion an.

Pharmabranche kämpft mit Marktschwankungen

Biontech, einst gefeiert für seinen Corona-Impfstoff, steckt in der Krise. Wegen der stark gesunkenen Nachfrage nach Covid-Vakzinen verbuchte das Unternehmen 2024 einen Verlust von rund 700 Millionen Euro. Noch 2022 hatte der Gewinn 9,4 Milliarden Euro betragen. Der Konzern betonte jedoch, dass Marburg als Standort erhalten bleiben soll und künftig eine Rolle als Exzellenzzentrum für mRNA-Technologie übernehmen könnte.

Trotz dieser Ankündigung fehlt vielen Beschäftigten die Perspektive. Die Unsicherheit wächst, denn große Investitionspläne können die unmittelbare Bedrohung für Hunderte Arbeitsplätze nicht aufwiegen. Die Proteste zeigen: Die Menschen in Marburg fordern mehr als symbolische Gesten – sie verlangen verbindliche Zusagen zur Zukunft ihrer Jobs in der Pharmabranche.

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