BMW-Aktie im Fokus: Recycling-Versprechen zwischen Marketing und Realität
BMW hat beim neuen iX3, dem ersten vollelektrischen Modell der „Neue Klasse“-Baureihe, erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks über die gesamte Lieferkette, Produktion und Nutzungsphase umgesetzt. Wir erläutern die Maßnahmen zur Emissionsminderung. Mit dem Aufkommen von Elektrofahrzeugen, die nur während der Fahrt emissionsfrei sind, rückte zunehmend die Frage nach den Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung in den Fokus. Auch die Herkunft des Stroms spielt für den CO₂-Fußabdruck eine Rolle – hierauf haben Autohersteller jedoch keinen direkten Einfluss.
In anderen Nachhaltigkeitsbereichen wurde in den vergangenen zehn Jahren viel erreicht, und BMW gilt hier als Vorreiter. Mit dem neuen iX3, der im Juli in München vorgestellt wurde (öffentliche Enthüllung im September), hat der Hersteller erstmals einen systematischen Ansatz verfolgt, um den CO₂-Ausstoß in der gesamten Kette zu reduzieren. Den größten Effekt erzielte BMW durch den Einsatz von Sekundär- bzw. Recyclingmaterialien, die ein Drittel des Fahrzeugs ausmachen.
Grüner Move bei BMW – was das konkret bedeutet
Dekarbonisierung in der Lieferkette
BMW senkte die CO₂-Emissionen in der Lieferkette durch den Einsatz von Recyclingmaterialien, erneuerbaren Energien sowie Produkt- und Prozessinnovationen. Diese Kombination ermöglichte bereits in der Entwicklungsphase eine Verringerung der CO₂-Emissionen um bis zu 35 Prozent.
Batterien mit halbem Recyclinganteil
Die Gen6-Batteriezellen des BMW iX3 bestehen zu 50 Prozent aus recyceltem Kobalt, Lithium und Nickel. Zudem wird bei der Herstellung von Anoden- und Kathodenmaterialien sowie der Zellen selbst ausschließlich erneuerbare Energie genutzt. So sank der CO₂-Ausstoß pro Wattstunde um 42 Prozent im Vergleich zu den Gen5-Zellen des Vorgängers.
Weitere Einsatzbeispiele
30 Prozent der Rohstoffe für die Motorraumabdeckung und den vorderen Stauraum bestehen aus recyceltem Meeresplastik (alte Fischernetze und -taue). Der Recyclingaluminium-Anteil beträgt 80 Prozent bei Radträgern und Achsschenkeln sowie 70 Prozent bei den Alufelgen.
Kreislaufwirtschaft als Grundlage
Das Design folgt klar dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft: Wo immer möglich, werden recycelte Materialien vorrangig eingesetzt. BMW legte bereits in der Entwicklungsphase die Materialwahl auf einen reduzierten CO₂-Fußabdruck aus und optimierte die Demontagefähigkeit. Ergebnis: ein Recyclinganteil von rund einem Drittel in der Gesamtkonstruktion des iX3 50 xDrive.
Innenraum: Bezüge, Armaturenbrett …
Ein Beispiel ist der Sitzbezug „econeers“ (Basisausstattung „essential“), bei dem Stoff, Kleber und Vlies aus recyceltem PET bestehen. Monomaterial erhöht die Recyclingfähigkeit. Auch das Garn ist vollständig aus recyceltem PET. Weitere nach Kreislaufprinzip entwickelte Bauteile sind Mittelkonsole, Armaturenbrett und Bodenbeläge.
20 Prozent weniger Verbrauch als beim Vorgänger
Das Nachhaltigkeitsprinzip wurde auf alle Teilsysteme übertragen, was eine Verbrauchsreduzierung um 20 Prozent gegenüber dem Vorgänger ergab. Verantwortlich sind optimierte Aerodynamik, geringerer Rollwiderstand, niedrigere Bordstromaufnahme sowie eine verbesserte Effizienz-Dynamik-Balance des Antriebs.
Nächster Schritt für BMW: Nachhaltige Fabrik in Debrecen
Das neue BMW-Werk im ungarischen Debrecen, nach iFactory-Prinzipien konzipiert, arbeitet ohne fossile Brennstoffe. Strom stammt zu 25 Prozent aus einer eigenen PV-Anlage, der Rest aus erneuerbaren Quellen. Überschüsse werden in einem Wärmespeicher gesammelt und zum Aufheizen der Lackiererei genutzt.
Die Produktion eines iX3 verursacht nur 0,1 Tonnen CO₂ – rund zwei Drittel weniger als in anderen BMW-Werken. Zum Vergleich: Der Bau eines BMW i5 erzeugt 0,7 Tonnen CO₂. Beim iX3 liegt der Recyclinganteil höher als beim i5, dessen Materialmix erstmals detailliert bilanziert wurde. Ein eDrive-40-i5 besteht zu 32 Prozent aus Stahl, 24 Prozent aus Leichtmetallen (meist Aluminium) und zu 19 Prozent aus Polymeren, überwiegend recycelt. Der Teppichboden enthält 50 Prozent Recycling-Polyamid, teils aus Fischernetzen. Die Übergabe eines i5 an den Kunden ist mit einem CO₂-Rucksack von 17 Tonnen verbunden, wovon 16,3 Tonnen auf Rohstoffgewinnung, Bauteilfertigung und Logistik entfallen. Auch das Werk Dingolfing wird schrittweise klimaneutral. Dort stammen 50 Prozent des Prozesswassers aus Grundwasser, Lackierabwasser wird wiederverwendet, und künftig sollen 50 Prozent der Heizenergie aus regionaler Biomasse kommen.
Ökobilanz des neuen iX3
Laut BMW gleichen sich die CO₂-Emissionen des neuen iX3 im Vergleich zu einem Benzin- oder Dieselmodell bereits nach einem Jahr Nutzung aus. Bei Strom aus dem europäischen Energiemix liegt der Break-even bei rund 21.500 Kilometern, bei reinem Ökostrom bei nur 17.500 Kilometern – beides innerhalb des ersten Nutzungsjahres erreichbar. Mit diesem Ansatz will BMW bis 2030 den CO₂-Ausstoß um 40 Millionen Tonnen gegenüber 2019 senken und bekennt sich zu den Zielen des Pariser Abkommens, das Netto-Null-Emissionen bis spätestens 2050 fordert.
BMW-Aktie: Das sagen die Analysten
Die BMW-Aktie steht derzeit im Fokus zahlreicher Analysten, die sich nach Veröffentlichung der jüngsten Geschäftszahlen und Unternehmensankündigungen zu Wort gemeldet haben. Die Einschätzungen zeigen ein überwiegend positives Bild, wobei verschiedene Faktoren für die zukünftige Entwicklung hervorgehoben werden.
Am 07. August bestätigte die DZ Bank ihre Kaufempfehlung mit einem fairen Wert von 98 Euro. Analyst Michael Punzet lobte den technologieoffenen Ansatz des Unternehmens, der auch unter Berücksichtigung der US-Zollpolitik Vorteile biete. Trotz bestehender Zollthematik habe BMW die Jahresziele nach einem soliden zweiten Quartal bekräftigt. Bereits am 05. August beließ Deutsche Bank Research die Bewertung auf "Buy" mit einem Kursziel von 90 Euro. Tim Rokossa betonte, dass Anleger zunehmend erkennen, dass BMW den Investitionshöhepunkt bereits im Vorjahr erreicht habe. Dies wirke sich positiv auf Erträge und Barmittelzuflüsse aus. Einen Tag vorher bestätigte Bernstein Research die Einstufung "Outperform" mit einem Kursziel von 92 Euro. Stephen Reitman bezeichnete die Einführung der Plattform "Neue Klasse" als größten Sprung in der Geschichte des Unternehmens und als Schlüssel zur möglichen Branchenführerschaft unter den etablierten Autobauern.
Zum Quartalsbericht vom 31. Juli hoben gleich mehrere Institute ihre Einschätzungen hervor: UBS erhöhte das Kursziel von 90 auf 103 Euro bei unverändertem "Buy"-Votum und lobte Margen- und Free-Cashflow-Entwicklung. Die Privatbank Berenberg passte ihr Kursziel leicht von 91 auf 93 Euro an und verwies auf stärkeren als erwarteten Free Cashflow trotz schwächerer Umsatz- und Profitabilitätszahlen. JPMorgan beließ die Bewertung auf "Overweight" mit einem Kursziel von 89 Euro und hob die Vorteile geringerer Investitions- und Forschungsausgaben im zweiten Halbjahr hervor, ebenso wie die positiven Vergleichszahlen aus dem Vorjahr.
Insgesamt deutet die Vielzahl positiver Einschätzungen darauf hin, dass die BMW-Aktie von soliden Fundamentaldaten, strategischen Produktinnovationen und günstigen Rahmenbedingungen profitieren könnte. Die Analysten sehen in dem Konzern sowohl technologisches Potenzial als auch finanzielle Stabilität. Abschließend lässt sich festhalten, dass die BMW-Aktie in den Augen vieler Experten weiterhin attraktives Kurspotenzial bietet. Die Kombination aus strategischer Weitsicht, starken Produktinitiativen und verbesserten finanziellen Rahmenbedingungen könnte den Kurs mittelfristig weiter beflügeln. Anleger sollten jedoch das Marktumfeld aufmerksam beobachten.