Wirtschaft

Trumps Deal mit China: Wie es von den Zöllen profitiert

Donald Trump hat seine Zollpolitik neu geordnet – doch anstatt China hart zu treffen, verschont er Peking weitgehend. Europa hingegen muss Milliardenlasten schultern. Besonders für Deutschland, das Herz der europäischen Exportwirtschaft, sind die Folgen dramatisch.
22.08.2025 16:00
Lesezeit: 4 min
Trumps Deal mit China: Wie es von den Zöllen profitiert
Die US-Zölle auf China sind nicht der Rede wert. Der Verlierer wird wohl Europa bleiben. (Foto: dpa) Foto: Marcus Brandt

US-Zölle auf China bleiben aus

Alle, die behaupteten, Trump gehe härter gegen Europa vor als gegen China, hatten recht. Das ist logisch. Höhere US-Zölle auf China würden Trump und den USA selbst stärker schaden. Vereinfacht gesagt: China ist das einzige der „normalen“ Länder, das keine zusätzlichen US-Zölle zahlen muss, sondern auf den alten Niveaus vor Trumps „Tag der Befreiung“ verharrt. Von China will man sich eben nicht „befreien“. Das zeitweilige Zoll-Waffenstillstand zwischen den USA und China, das die Zölle auf den alten Niveaus festschreibt – also 30 Prozent US-Zölle auf China und 10 Prozent chinesische Zölle auf die USA –, wird damit faktisch dauerhaft.

Der US-Finanzminister betont, wie zufrieden man mit diesem Status quo sei. Die Inflation in den USA sei wegen der bestehenden Zölle nicht explodiert. Würde man China härter treffen, wäre das Ergebnis jedoch ein anderes. Trump wiederum kann es kaum erwarten, Xi Jinping zu treffen. Das amerikanisch-chinesische Leben sei „schön und einfach“. Was gut läuft, solle man nicht zerstören.

Welche „unnormalen“ Länder zusätzliche US-Zölle zahlen müssen

Nordkorea, Kuba, Belarus und Russland waren von Beginn an von Trumps reziproken Zöllen ausgenommen. Der Grund: Sie haben ohnehin einen Sanktionsstatus, unterliegen Strafmaßnahmen und sind durch alte Beschränkungen in ihrer Handelsaktivität limitiert. Der Warenhandel mit Russland ist inzwischen zehnmal kleiner als noch 2021 – also vor dem Angriff auf die Ukraine. Dennoch handeln die USA 2024 immer noch mehr mit Russland als mit Brunei, das zusätzlich 25 Prozent Zoll aufgebrummt bekam.

Was aktuell für die US-Zölle auf China gilt

Das Zoll-Waffenstillstand zwischen den USA und China wurde bis November verlängert. Damit gilt generell: 30 Prozent US-Zoll auf chinesische Waren und 10 Prozent chinesischer Zoll auf US-Waren. Natürlich gibt es zahlreiche Ausnahmen; die genauen Zollsätze sind im Detail geregelt.

Für andere Partnerländer sieht es ganz anders aus: Kanada zahlt 35 Prozent, Mexiko 25 Prozent, das Vereinigte Königreich 10 Prozent, die EU 15 Prozent und die Schweiz sogar 39 Prozent. Die Liste der zusätzlichen Tarife ist hier. Alle, die meinten, Trump bestrafe Europa stärker als China, hatten recht. Das ist für die USA einfacher, sicherer und weniger kostspielig. Trump selbst erklärte mehrfach, die EU sei „schlimmer als China“ und Europäer seien „Parasiten“.

US-Finanzminister Scott Bessent erklärte gegenüber Fox, die USA seien mit dem Status quo überaus zufrieden. Das temporäre Zollmoratorium sei de facto dauerhaft. „Die derzeitigen Zölle funktionieren hervorragend. China bringt die höchsten Einnahmen aus Zöllen. Was nicht kaputt ist, repariert man nicht“, so Bessent.

Warum härtere Zölle die USA selbst gefährden würden

Die USA und China stehen auf unzähligen Fronten gegeneinander: unausgeglichener Handel, Technologiediebstahl, Chinas Dominanz bei seltenen Erden, Investitionshemmnisse, US-Exportverbote für die besten Chips und vieles mehr. Doch die Wahrheit ist: Die USA können nicht ohne chinesische Importe überleben, wenn das Leben der Mittel- und Unterschicht bezahlbar, sicher und stabil bleiben soll. Zusätzliche Zölle auf chinesische Importe würden nicht nur diese Produkte verteuern, sondern auch die Preise für inländische Erzeugnisse nach oben treiben – einfach, weil es die Hersteller können. Höhere Zölle wären daher ein Risiko, kein Nutzen.

Weil die Zölle auf China nicht auf 200 Prozent angehoben wurden, sind Inflation und Wohlstandsverluste in den USA bislang nicht so drastisch ausgefallen wie befürchtet. Dennoch zeigen sich Warnzeichen: Die Inflation liegt bei 2,7 Prozent, steigt weiter, während die Schaffung neuer Arbeitsplätze zurückgeht. Die Arbeitslosigkeit steigt nicht – sehr wahrscheinlich, weil Trump Migranten und ausländische Arbeitskräfte vertrieben hat. Doch das macht Arbeit teuer, erhöht den Lohndruck und damit die Preise oder schmälert Gewinne. Menschen und Unternehmen agieren vorsichtig. „Jetzt wird es ernst. In den kommenden sechs Monaten wird sich zeigen, ob die Zölle der Wirtschaft stärker schaden, als es jetzt aussieht“, kommentierte die New York Times. An den Börsen herrscht zwar Hochstimmung, doch in der Industrie fehlt der Optimismus, den die Kapitalmärkte ausstrahlen. Mit zusätzlichen hohen Zöllen auf chinesische Waren würden sich alle Indikatoren weiter verschlechtern.

Aus Sicht der Unabhängigkeit der Zentralbank, der institutionellen Stabilität und der Rechtsstaatlichkeit ist es untragbar, dass Trump so weit geht, den Fed-Vorsitzenden Powell oder andere Schlüsselpersonen zu entlassen, die die Geldpolitik nicht lockern. Doch aus Sicht eines Politikers, der den Amerikanern eine „Goldene Ära“ verspricht, ist nachvollziehbar, dass Trump niedrigere Zinsen erzwingen will – koste es, was es wolle. Die Mehrheit der Fed-Entscheider sieht das Risiko steigender Inflation durch Zölle weiterhin als größere Gefahr als die Abkühlung am Arbeitsmarkt. Einige tendieren jedoch bereits dazu, die Zinsen zu senken, anstatt auf weitere Daten und Prognosen zu warten.

Alles deutet darauf hin, dass es am klügsten ist, den Status quo bei den US-Zöllen auf China zu wahren. Wenn im November die Frist des gegenseitigen Zollaufschubs ausläuft, dürfte es zu einem freundschaftlichen Treffen zwischen den Präsidenten Chinas und der USA kommen. Europa jedoch wird der große Verlierer bleiben – bei Zöllen, Handel, Technologie und Einfluss. Ein Museum, nichts weiter.

Trump gegen Europa, nicht China: Wie die Zölle deutsche Exporte treffen

Europa bleibt der große Verlierer von Trumps Zollpolitik. Während China mit einem dauerhaften Sonderstatus davonkommt, wird die EU stärker belastet. Besonders Deutschland als Exportnation spürt die Folgen der US-Zölle: Autos, Maschinen und Chemieprodukte werden durch die Abgaben unattraktiver. Gleichzeitig profitieren chinesische Produzenten, die weiterhin den Zugang zum US-Markt behalten. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen und zwingt sie, Absatzmärkte in Asien oder Afrika stärker ins Visier zu nehmen.

Die US-Zölle auf China bleiben moderat, weil ein harter Kurs die eigene Wirtschaft massiv belasten würde. Europa hingegen trägt die Hauptlast der Strafmaßnahmen. Trump setzt damit ein klares Signal: Strategisch ist China zu wichtig, um es wirtschaftlich zu schwächen – Europa dagegen bleibt der bequeme Gegner.

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Simona Toplak

Simona Toplak ist Chefredakteurin der slowenischen Wirtschaftszeitung Casnik Finance.

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