Finanzen

Nvidia-Aktie: Eine Sache darf jetzt nicht scheitern

Die Nvidia-Aktie hat Anlegern Traumrenditen beschert – doch das Wachstum muss anhalten, um die Bewertung zu rechtfertigen. Drohen geopolitische Risiken und China-Konflikte das Boom-Szenario zu kippen? Dieser Artikel analysiert, warum die Nvidia-Aktie mehr ist als ein Tech-Titel – sie ist zum Gradmesser für die Zukunft der KI-Wirtschaft geworden.
26.08.2025 05:53
Aktualisiert: 26.08.2025 06:03
Lesezeit: 3 min
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Nvidia-Aktie: Eine Sache darf jetzt nicht scheitern
Die Nvidia-Aktie ist auf dem Gipfel: Was passiert, wenn das Wachstum stockt? (Foto: dpa) Foto: Andrej Sokolow

Nvidia-Aktie: Wachstumsraten im Rekordtempo – doch wie lange noch?

Die Nvidia-Aktie hat sich in den vergangenen fünf Jahren vervierzehnfacht – ein Kursplus von nahezu 1.300 Prozent. Damit zählt das Unternehmen nicht nur zu den wachstumsstärksten Technologiewerten der Welt, sondern ist längst fester Bestandteil der US-Tech-Elite „The Magnificent Seven“. Mit Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla teilen sich diese sieben Titel inzwischen über 20 Prozent der weltweiten Börsenbewertung – Tendenz steigend.

Doch trotz dieser beispiellosen Rally stellen sich zunehmend kritische Fragen. Wie lange kann das extreme Wachstumstempo aufrechterhalten werden? Und welche Risiken könnten das Bewertungsniveau der Nvidia-Aktie ins Wanken bringen?

Der aktuelle Optimismus an den Märkten ist ungebrochen: Analysten erwarten für das kommende Quartal ein Umsatzwachstum von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von 79 befragten Experten bei Bloomberg empfehlen 70 weiterhin den Kauf der Nvidia-Aktie. Auch die Nachfrage privater Investoren bleibt hoch: In Dänemark etwa ist Nvidia inzwischen die beliebteste Auslandsaktie unter Privatanlegern – mit einem Anlagevolumen von umgerechnet fast 1,3 Milliarden Euro.

Bewertung der Nvidia-Aktie auf hohem Niveau – Rückschlaggefahr bei Wachstumseinbruch

Die fundamentale Entwicklung untermauert die Kursdynamik: Zwischen 2021 und dem letzten Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 16,7 auf 130,5 Milliarden Dollar, der Gewinn pro Aktie von 0,25 auf 2,99 Dollar. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit 203 Milliarden Dollar Umsatz und 4,41 Dollar Gewinn je Aktie.

Doch diese Wachstumsraten haben ihren Preis. Aktuell zahlen Anleger rund das 40-Fache des erwarteten Gewinns – ein Bewertungsniveau, das nur dann gerechtfertigt ist, wenn Umsatz und Margen weiterhin mit außergewöhnlicher Dynamik zulegen. Sollte das Wachstum der Nvidia-Aktie jedoch ins Stocken geraten, droht eine abrupte Neubewertung. Historisch gesehen trifft dies vor allem hoch bewertete Wachstumswerte besonders hart.

Noch ist davon nichts zu sehen. Nach Einschätzung von Strategen wie Jacob Falkenberg (Saxo Bank) ist die Nachfrage nach KI-Rechenleistung nahezu unersättlich. Selbst bei wachsender Produktionskapazität sichern sich Kunden maximale Chipkontingente. Nvidia bleibt damit der Engpasslieferant der KI-Wirtschaft.

Geopolitik als Achillesferse der Nvidia-Aktie

Neben Bewertung und Wachstum birgt vor allem die geopolitische Lage Risiken für die Nvidia-Aktie. Das Unternehmen ist nicht nur führender Anbieter im Bereich hochleistungsfähiger Grafikprozessoren (GPU), sondern zentraler Partner von Amazon, Google, Microsoft und OpenAI – und damit Herzstück der globalen KI-Infrastruktur.

Doch gerade diese Bedeutung rückt Nvidia ins Visier politischer Spannungen. Die US-Regierung unter Präsident Trump hat Exporte hochentwickelter Chips nach China untersagt. Zwar reagierte Nvidia mit speziell angepassten Modellen wie dem H20-Chip für den chinesischen Markt, doch die Maßnahme reichte nicht aus, um die Folgen zu kompensieren. Chinesische Käufer reagierten empfindlich auf Aussagen von US-Handelsvertretern, die China explizit auf „Zweitklassetechnologie“ beschränken wollten. Peking erwägt nun, seinerseits den Import von US-Halbleitern zu limitieren.

Diese Restriktionen haben bereits reale Folgen: Umsätze in China sind eingebrochen, während lokale Anbieter Marktanteile gewinnen – angetrieben von hoher Inlandsnachfrage. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten chinesische Wettbewerber mittel- bis langfristig auch auf globalen Märkten zur Konkurrenz werden.

Ein weiteres geopolitisches Risiko betrifft die Lieferkette: Nvidia lässt seine Chips bei TSMC auf Taiwan fertigen – ein geopolitisch sensibler Standort, dessen Status seit Jahren im Zentrum chinesischer Souveränitätsansprüche steht. Sollte sich der Taiwan-Konflikt verschärfen, wären Produktion und Versorgung der Nvidia-Aktie direkt betroffen.

Die Nvidia-Aktie bleibt ein Ausnahmefall – mit wachsendem Risikoprofil

Auch in Deutschland zählt die Nvidia-Aktie mittlerweile zu den meistgehandelten US-Titeln. In ETF-Portfolios, in Robo-Advisors und in Direktdepots ist Nvidia prominent vertreten – nicht zuletzt wegen der KI-Euphorie in der Industrie. Doch mit wachsender Bewertung steigen auch die Rückschlagpotenziale. Für deutsche Anleger stellt sich zunehmend die Frage, ob der Einstieg jetzt noch gerechtfertigt ist – oder ob Gewinnmitnahmen die vernünftigere Option darstellen.

Die Nvidia-Aktie ist das Symbol eines neuen digitalen Zeitalters – getrieben von KI, Datenzentren und globaler Tech-Infrastruktur. Doch mit jeder weiteren Kursexplosion steigt auch die Fallhöhe. Geopolitik, Bewertung und Wettbewerb bilden ein komplexes Risikofeld, das Anleger nicht ignorieren können. Noch überwiegt die Euphorie – doch die Schwelle zur Ernüchterung könnte schnell erreicht sein, sollte das Wachstum auch nur leicht nachlassen. Wer in die Nvidia-Aktie investiert, setzt auf ein Hochgeschwindigkeitsunternehmen mit all seinen Chancen – und den dazugehörigen Risiken.

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