Politik

Genosse Xi empfängt Genosse Putin – Kim Jong Un an seiner Seite

Beim Xi-Putin-Treffen in China zeigt sich die autoritäre Allianz geschlossen. Mit Kim Jong Un an ihrer Seite senden Chinas Machthaber Xi und Russland Präsident Putin ein Signal an den Westen – auch an Deutschland.
01.09.2025 11:00
Lesezeit: 2 min
Genosse Xi empfängt Genosse Putin – Kim Jong Un an seiner Seite
Das Xi-Putin-Treffen verdeutlicht die strategische Partnerschaft zwischen Russland und China inmitten globaler Spannungen. (Foto:dpa) Foto: Alexander Zemlianichenko

Xi-Putin-Treffen als Signal an den Westen

Moskau will seine „strategische Zusammenarbeit“ mit Peking weiter vertiefen. Der russische Präsident Wladimir Putin trifft sich diese Woche in China mit Xi Jinping. Auch der belarussische Machthaber Aljaksandr Lukaschenka traf am Sonntag in der nordchinesischen Stadt Tianjin ein, um am Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) teilzunehmen.

Die SCO wurde 2001 gegründet, um politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Kooperation zu fördern. Mitglieder sind neben China, Russland und dem jüngsten Neumitglied Belarus auch Indien, Iran, Kasachstan und Usbekistan. Von Tianjin aus reisen die Teilnehmer nach Peking weiter, wo am 3. September eine große Militärparade zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs stattfinden wird, den China als „Krieg des Widerstands gegen die japanische Aggression“ bezeichnet. Auch Nordkoreas Diktator Kim Jong Un ist vor Ort, womit insgesamt 26 Staats- und Regierungschefs in Tianjin zu Besuch sind. Die Parade auf dem Tiananmen-Platz soll von allen Staatsoberhäuptern verfolgt werden.

Analysten werten die gleichrangige Position Kims neben Xi und Putin als Signal an den Westen, dass autoritäre Staaten ihre Einheit demonstrieren – insbesondere vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. In Peking ist zudem ein bilaterales Xi-Putin-Treffen geplant. Xi betonte Anfang der Woche bei einem Treffen mit dem russischen Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin, die Beziehungen zu Moskau seien „stabil, ausgereift und strategisch bedeutend“. Diese Zusammenarbeit habe seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine erheblich an Tiefe gewonnen. China hat den Krieg nicht verurteilt und Moskau nicht zum Abzug aufgefordert. Viele westliche Beobachter sehen in Peking einen indirekten Unterstützer Russlands.

China selbst präsentiert sich als neutral, fordert regelmäßig einen Waffenstillstand und gibt dem Westen die Schuld an einer Verlängerung des Konflikts durch Waffenlieferungen. Xi sagte zu Putin, er begrüße eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Moskau und Washington.

Bedeutung für Deutschland

Für Deutschland hat das Xi-Putin-Treffen weitreichende Bedeutung. Berlin befindet sich energiepolitisch und wirtschaftlich zwischen den Machtblöcken. Während China und Russland ihre Kooperation intensivieren, wächst der Druck auf die Bundesregierung, ihre Abhängigkeiten von beiden Staaten zu reduzieren. Gerade für die exportorientierte deutsche Industrie, die auf stabile Handelsbeziehungen mit China angewiesen ist, wirft die enge Partnerschaft zwischen Moskau und Peking Fragen auf. Sie könnte die deutsche Strategie zwischen geopolitischer Loyalität gegenüber den USA und ökonomischer Bindung an China weiter erschweren.

Auch US-Präsident Donald Trump ist offiziell nach Peking eingeladen, eine Bestätigung seines Besuchs steht jedoch aus. Wahrscheinlich wird Washington durch Vizepräsident JD Vance oder Außenminister Marco Rubio vertreten sein. Nach Angaben des Weißen Hauses könnte Trump im Herbst oder Anfang des kommenden Jahres zu einem separaten China-Besuch reisen.

avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...