Panorama

Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte und Betriebe waren betroffen, viele von ihnen stundenlang ohne Energieversorgung. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung, ob es sich um einen gezielten Anschlag handelt, ist jedoch noch unklar.
09.09.2025 15:12
Lesezeit: 3 min
Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
Polizei steht vor dem teilweise beschädigten Strommast im Königsheideweg. Wegen des Stromausfalls im Berliner Südosten funktionieren auch die Ampeln nicht (Foto: dpa). Foto: Jens Kalaene

Polizei ermittelt, ob es ein politischer Anschlag war

Nach dem Brandanschlag auf Strommasten und Kabel in Berlin prüft die Polizei ein Bekennerschreiben. In dem auf der linksradikalen Internetseite „Indymedia“ veröffentlichten Text hieß es, der Anschlag habe sich gegen den Technologiepark Adlershof im Südosten Berlins gerichtet.

Weiter schrieben die Autoren: „Den technologischen Angriff sabotieren – dem militärisch-industriellen Komplex den Saft abdrehen.“ Unterzeichnet wurde das Schreiben mit: „Einige Anarchist:innen“.

Bis zu 50.000 Haushalte vom Blackout betroffen

Der Alarm ging um 3.30 Uhr ein. Das Feuer zerstörte mehrere dicke Starkstromleitungen am Fuß der Masten am Königsheideweg im Bezirk Treptow-Köpenick nahe einem Wohnviertel mit Einfamilienhäusern und viel Grün. Eine Stunde brauchten Feuerwehrleute, um den Brand zu löschen. Die Täter hatten nach ersten Erkenntnissen einen sogenannten Brandbeschleuniger, also etwa Benzin, eingesetzt.

Betroffen waren von dem Stromausfall seit der Nacht nach Angaben von Stromnetz Berlin 50.000 Kunden. Die Feuerwehr sprach von mehr als 43.000 Haushalten und 3.000 Firmen. Außerdem waren Schulen, Kitas und zwei Pflegeheime ohne Strom. Ampeln und Straßenbeleuchtung fielen aus. Die Feuerwehr kümmerte sich um die Pflegeheime. Mehrere Patienten, die etwa auf Beatmungen angewiesen waren, wurden in Krankenhäuser verlegt.

Mobilfunk- und Festnetzverbindungen sowie die Erreichbarkeit der Notrufe 110 und 112 waren teilweise gestört. Die Polizei forderte dazu auf, sich in dringenden Notfällen direkt an die nächstgelegene Wache zu wenden.

In Berlin kommt es immer wieder zu Stromausfällen, allerdings von kleinerem Ausmaß. „Diese Dimension ist die absolute Ausnahme“, sagte ein Sprecher von Stromnetz Berlin.

Auf den großen Durchgangsstraßen von Köpenick Richtung Innenstadt und auch in den Wohnvierteln blieb es laut Polizei ruhig. Auch von mehr Unfällen oder sonstigen Zwischenfällen wurde nichts bekannt.

Spurensuche läuft - Reparatur kann noch viele Stunden dauern

Die Arbeiten an der Stromversorgung könnten noch bis Mittwoch dauern. „Wir richten uns darauf ein, dass wir nicht heute damit fertig werden“, sagte Stromnetz Berlin-Geschäftsführer Erik Landeck vor Ort. Die technischen Arbeiten können erst beginnen, wenn die Polizei mit der Spurensuche vor Ort fertig sei.

Kurz nach 10.00 Uhr seien bereits mehr als 14.000 Kunden wieder versorgt gewesen, sagte Landeck. Das sei durch die Inbetriebnahme von Kabeln, die eigentlich außer Betrieb waren, gelungen. Für die restlichen Kunden werde es wegen der Reparaturen etwas länger dauern. „Wir werden keine neuen Masten aufstellen können.“

Stromausfall legt Ampeln und Geschäfte lahm

Polizisten regelten an Kreuzungen mit ausgefallenen Ampeln den Verkehr. „Wir sind auch sonst auf den Straßen präsent, um ansprechbar zu sein“, sagte eine Polizeisprecherin. Die S-Bahnen fuhren, aber viele Lautsprecheransagen, Anzeigen, Aufzüge und Fahrkartenautomaten funktionierten nicht.

Das große Einkaufszentrum Schöneweide wirkte wie ausgestorben, am Vormittag waren die Geschäfte dunkel, Verkäufer saßen drinnen. Nur ein großer Supermarkt war hell erleuchtet. Bei einem anderen stand ein Einkaufswagen mit einem Schild quer in der geöffneten Ladentür: „Geschlossen Stromausfall !!!!“

Ein Friseur sagte, er habe sich schon beim Aufstehen gewundert: „Alles war so dunkel.“ Im Laden habe es dann am Morgen geheißen: „Wir können nicht arbeiten.“ Bis mittags habe sich das auch nicht geändert, es sei zu dunkel in den Räumen.

Eine Apothekerin sagte: „Wir müssen Kunden wegschicken, wir können nicht kassieren, wir können die Rezepte nicht einlösen. Wir mussten unsere Kühlware woanders hinbringen und das ganz, ganz schnell.“ Heutzutage sei alles digital und das mache es ohne Strom sehr schwierig.

Senatorin schickt Lautsprecherwagen für Infos an die Anwohner

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) schickte Lautsprecherwagen in die betroffenen Ortsteile. Sie sollen „die Bevölkerung unter anderem über Anlaufpunkte informieren“. Sie habe vereinbart, dass noch am Dienstag zwei sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme, das sind Anlaufstellen mit Personal und Stromversorgung, aufgebaut und in Betrieb genommen werden sollten.

Nach Angaben der Stromnetz-Betreiber ist der Fall vergleichbar mit einer Störung 2019 in Köpenick. Damals war ein Kabel bei Bauarbeiten beschädigt worden. Der Stromausfall traf mehr als 30.000 Haushalte und 2.000 Gewerbebetriebe und dauerte rund 30 Stunden.

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