Politik

Trump-Krise: Mit bizarrer Aussage offenbart der US-Präsident seine größte Schwäche

Donald Trump gesteht erstmals einen historischen Fehler ein: Seine angebliche Freundschaft zu Wladimir Putin habe „nichts bedeutet“. Während Russland seinen Krieg eskaliert, steht der Westen vor einem geopolitischen Wendepunkt. Die Trump-Krise offenbart, wie gefährlich politische Selbstüberschätzung geworden ist.
13.10.2025 16:59
Lesezeit: 3 min
Trump-Krise: Mit bizarrer Aussage offenbart der US-Präsident seine größte Schwäche
Donald Trump hat nun erkannt, dass seine persönliche Beziehung zu Wladimir Putin nicht ausreicht, um den Krieg in der Ukraine einzudämmen. Die Schlüsselfrage ist, was der Präsident der Vereinigten Staaten tut. (Foto: dpa) Foto: Evan Vucci

Trump-Krise: Selbstüberschätzung als politisches Risiko

Selbstvertrauen ist notwendig, Selbstüberschätzung führt zum Fall. Diese Erkenntnis scheint US-Präsident Donald Trump nach wie vor zu ignorieren. Seit Jahren betont Trump in einer kaum übersehbaren Vielzahl von Äußerungen, er sei der fähigste oder kenntnisreichste Mensch der Welt – auch in Bereichen, in denen er keinerlei Kompetenz besitzt. Das allein wäre eine persönliche Eigenart. Doch gefährlich wird sie, weil der Präsident sich heute ausschließlich mit Menschen umgibt, die ihn in dieser Illusion bestärken.

Sein jüngster Auftritt offenbart dies auf drastische Weise: Er selbst gab zu, einen zentralen geopolitischen Fehler begangen zu haben.

„Mein Verhältnis zu Putin bedeutete nichts“ – US-Präsident Donald Trump

In einer ungewöhnlich offenen Erklärung räumte Trump ein, sich bei seiner Friedensstrategie im Ukraine-Krieg getäuscht zu haben. Er habe geglaubt, dieser Konflikt sei „der einfachste“, um Frieden zu schaffen – wegen seines angeblich guten Verhältnisses zu Russlands Präsident Wladimir Putin. „Aber leider bedeutete diese Beziehung nichts“, sagte Trump.

Die Aussage wirkt bizarr, geradezu grotesk. Denn wer ernsthaft glaubt, ein „freundschaftliches Verhältnis“ könne einen autokratischen Herrscher von dessen historischen Zielen abbringen, unterschätzt die Realität. Putin verfolgt erklärtermaßen das Ziel, den Zusammenbruch der Sowjetunion rückgängig zu machen, ein Ereignis, das er selbst als „die größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts“ bezeichnete.

Trotzdem lässt Trumps Verhalten vermuten, dass er tatsächlich überzeugt war, Putin könne ihm zuliebe Frieden schließen. Schon im August hatte ein offenes Mikrofon festgehalten, wie Trump dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sagte: „Putin wird einen Deal machen – meinetwegen.“ Damit liegen nun Trumps eigene Worte vor, die seine schwerste Fehleinschätzung dokumentieren. Und das mitten in einer Epoche, in der die globalen Machtstrukturen in Bewegung geraten und der Westen der größten Herausforderung seit Jahrzehnten gegenübersteht.

Ein historischer Irrtum mit Folgen

Die entscheidende Frage lautet, wie der US-Präsident auf diese Erkenntnis reagiert. Wird er nun den wirtschaftlichen Druck auf Russland erhöhen? Wird er der Ukraine Zugang zu moderneren Waffen ermöglichen? Wird er die Lieferung von Satellitendaten und Aufklärungsmaterial verstärken, um der ukrainischen Armee zu helfen, das Momentum zurückzugewinnen? Oder wird er sich, wie viele befürchten, einfach abwenden?

Mehrere europäische Diplomaten warnen, dass letzteres Szenario real ist. Sollte die US-Regierung die Unterstützung für Kiew zurückfahren, hätte das unüberschaubare Konsequenzen für Europa. Gleichzeitig hoffen Beobachter, dass Trump die Demütigung durch Putin erkennt: Während der Kremlchef seine Kriegsziele ungebremst vorantreibt, hat der Präsident der „freien Welt“ ihm symbolisch den roten Teppich ausgerollt.

Noch besteht eine Chance, dass der Westen das strategische Gleichgewicht wiedergewinnt, etwa durch eine groß angelegte Finanzierung der ukrainischen Verteidigung, abgesichert durch beschlagnahmte russische Vermögenswerte. Doch dazu müssten die USA und Europa politische Einigkeit zeigen und rasch handeln.

Europa steht vor einem Marathon in Gegenwind

Europa muss nun entscheiden, ob es in der Lage ist, die Lücke zu füllen, die die zögerliche US-Politik hinterlässt. Eine historische Aufrüstung wäre nötig, um die eigene Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Doch viele Regierungen sind wirtschaftlich geschwächt und innenpolitisch unter Druck, geprägt von stagnierenden Volkswirtschaften und dem Aufstieg extremer Parteien.

Die Trump-Krise zeigt exemplarisch, wie gefährlich politische Selbstüberschätzung in einem multipolaren Zeitalter geworden ist. Der Westen hat wertvolle Zeit verloren, weil der amerikanische Präsident glaubte, geopolitische Konflikte ließen sich durch persönliche Sympathie lösen. Nun steht er vor der Wahl: erkennt er die Realität oder bleibt er Gefangener seines eigenen Egos?

Sicherheitspolitik im Schatten der Trump-Krise

Für Deutschland hat Trumps Fehleinschätzung unmittelbare Konsequenzen. Als größter EU-Staat und zentrale Macht im transatlantischen Bündnis hängt die deutsche Sicherheitspolitik weiterhin stark von Washington ab. Bundeskanzler Friedrich Merz betonte zuletzt, dass Deutschland und die EU auch ohne amerikanische Rückendeckung handlungsfähig bleiben müssen. Doch die Realität zeigt: Europas militärische und wirtschaftliche Unabhängigkeit ist begrenzt.

Sollte sich Trump von der Ukraine abwenden, stünde Deutschland vor der Aufgabe, gemeinsam mit Frankreich und Polen eine eigenständige Verteidigungsinitiative zu organisieren. Das ist jedoch ein politisches Unterfangen, das wirtschaftliche Opfer und strategische Klarheit erfordert. Ob daraus politische Stärke entsteht oder eine neue Spaltung, hängt davon ab, ob die westlichen Demokratien (und insbesondere Europa) die Trump-Krise als Weckruf verstehen.

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