Mercedes-Benz-Aktie steigt trott Gewinneinbruch: Erwartungen geschlagen
Die Mercedes-Benz-Aktie hat nach der Veröffentlichung der neuen Mercedes-Benz-Zahlen zum dritten Quartal deutlich zugelegt – obwohl der Stuttgarter Autobauer einen massiven Gewinnrückgang hinnehmen musste. Analysten hatten mit noch schwächeren Ergebnissen gerechnet, sodass die Bilanz an der Börse überraschend positiv aufgenommen wurde.
Laut den aktuellen Mercedes-Benz-Quartalszahlen sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30,8 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro. Insgesamt entstanden Sonderbelastungen vor Zinsen und Steuern in Höhe von 1,35 Milliarden Euro – davon entfielen rund 876 Millionen Euro auf ein freiwilliges Personalabbauprogramm, das vor allem den Standort Deutschland betrifft. Ohne diese Sondereffekte verringerte sich das operative Ergebnis (EBIT) um 17,3 Prozent auf 2,10 Milliarden Euro.
Das Konzernergebnis fiel im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 31 Prozent von 1,71 Milliarden Euro auf 1,19 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten des Jahres gab es sogar ein Minus von 50,3 Prozent – von 7,80 Milliarden Euro auf 3,87 Milliarden Euro. Der Umsatz sank um 6,9 Prozent auf 32,14 Milliarden Euro.
Absatzrückgang und schwache Märkte belasten Bilanz
Die Mercedes-Benz-Bilanz zeigt, dass der Absatz im dritten Quartal erneut zurückging. Von Juli bis September setzte der Konzern 525.300 Pkw und Vans an die Händler ab – zwölf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den ersten neun Monaten lag der Rückgang bei neun Prozent auf rund 1,6 Millionen Fahrzeuge. Damit setzt sich der Abwärtstrend aus dem Vorjahr fort, als Mercedes-Benz bereits einen Rückgang um vier Prozent auf 2,4 Millionen Fahrzeuge verzeichnete.
Besonders problematisch sind die schwachen Geschäfte in China und den USA. Hinzu kommen gestiegene Zölle und ungünstige Wechselkursentwicklungen, die das Ergebnis zusätzlich belasteten. Trotzdem gelang es Mercedes-Benz, in der Pkw-Sparte die bereinigte operative Marge leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent zu erhöhen – ein besseres Ergebnis als viele Analysten erwartet hatten.
Kostensenkungen und Personalabbau in Deutschland
Um die Profitabilität wieder zu steigern, hat der Vorstand im Februar ein umfassendes Sparprogramm angekündigt. Die Produktionskosten sollen bis 2027 um zehn Prozent sinken, ebenso die Fixkosten. Auch die Materialkosten sollen gesenkt werden. Das Programm hat laut Management ein Volumen von rund fünf Milliarden Euro im Vergleich zu früheren Planungen.
Ein zentraler Bestandteil ist der Personalabbau in Deutschland, der über Abfindungsprogramme in den indirekten Bereichen umgesetzt wird. Ein Großteil der Sonderbelastungen von 1,34 Milliarden Euro entfällt auf diese Maßnahmen. Ziel ist es, die Mercedes-Benz-Bilanz langfristig zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Neue Modelle sollen Trendwende bringen
Trotz des Gewinnrückgangs bestätigte Konzernchef Ola Källenius die Jahresprognose: "Die Quartalsergebnisse stehen im Einklang mit unserer Prognose für das Gesamtjahr. Mit dem neuen CLA und dem vollelektrischen GLC haben wir die größte Produkt- und Technologieoffensive unserer Geschichte gestartet." Der Konzern bringe über alle Segmente hinweg neue Modelle auf den Markt, um das Kundenerlebnis zu verbessern und die Effizienz nachhaltig zu steigern.
Mercedes-Benz betrachtet die Jahre 2025 und 2026 als Übergangsphase. In dieser Zeit sollen die zahlreichen Modellneuerungen und die Elektrooffensive ihre Wirkung entfalten. Analysten rechnen damit, dass sich die Ertragslage ab 2026 deutlich verbessert.
Reaktion der Anleger: Mercedes-Benz-Aktie steigt deutlich
Trotz des Gewinneinbruchs stieg die Mercedes-Benz-Aktie am Morgen kräftig. Der Grund: Die vorgelegten Mercedes-Benz-Zahlen übertrafen die Markterwartungen.
Der RBC-Analyst Tom Narayan erklärte in einer ersten Einschätzung, Mercedes-Benz habe im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen – im Einklang mit dem bisherigen Verlauf der Berichtssaison im Automobilsektor. Im frühen Xetra-Handel kletterte die Mercedes-Benz-Aktie daraufhin um fast acht Prozent, erreichte ein Hoch seit März und schloss eine damals entstandene Kurslücke. Damit setzte sich das Papier in der Jahresbilanz klar ins Plus.
"Alles in allem ein sehr starkes Quartal im Kontext des globalen Zoll- und Wirtschaftsumfelds", lobte Jose Asumendi von der Bank JPMorgan. Er bestätigte das "Overweight"-Rating für die Mercedes-Benz-Aktie und lobte die Ergebnisstabilität. Zwar wurde der Ausblick lediglich bestätigt, doch viele Experten bewerten dies als Zeichen für eine konservative und realistische Planung. Auch Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets zeigte sich zuversichtlich: "Nach einem deutlichen Gewinnrückgang im Zuge eines umfassenden Sparprogramms zeigen sich im dritten Quartal wieder verbesserte Margen." Offenbar habe das Management, so Molnar, "alles Negative bereits in die Zahlen gepackt."
Aktienrückkauf wird vorerst reduziert
Ein Wermutstropfen bleibt: Der Autobauer wird zunächst weniger Geld in sein neues Aktienrückkaufprogramm investieren als ursprünglich angekündigt. Statt der ursprünglich geplanten fünf Milliarden Euro über 24 Monate sollen nun in den kommenden zwölf Monaten nur zwei Milliarden Euro in den Rückkauf eigener Papiere fließen.
Der Schritt gilt als Reaktion auf das schwache Chinageschäft und die erhöhten Einfuhrzölle, insbesondere in die USA. Dennoch interpretieren Börsenexperten die Entscheidung als vorsichtige, aber rationale Maßnahme, um Liquidität zu sichern und finanzielle Flexibilität zu wahren.
Ausblick: Geduld gefragt bei der Mercedes-Benz-Aktie
Charttechnisch wäre ein Sprung über das Juli-Hoch bei 56,84 Euro ein wichtiges positives Signal für die Mercedes-Benz-Aktie. Anleger hoffen, dass die eingeleiteten Maßnahmen und die neue Modelloffensive mittelfristig Früchte tragen. Die Mercedes-Benz-Quartalszahlen zeigen zwar eine deutliche Delle, doch die Perspektive auf eine stabilere Mercedes-Bilanz und steigende Gewinne ab 2026 lässt viele Investoren optimistisch bleiben.


