Goldpreis aktuell um 4.000 US-Dollar: Beginn einer neuen Aufwärtsrallye?
Der Goldpreis zeigt sich nach der jüngsten Talfahrt wieder fester. Nach einem kurzen Absturz in der vergangenen Woche konnte sich das Edelmetall über der psychologisch wichtigen Marke von 4.000 US-Dollar je Feinunze behaupten. Anleger atmen auf, denn die heftigen Ausschläge am Goldmarkt hatten in den letzten Tagen für Unruhe gesorgt. Nun scheint sich die Lage etwas zu beruhigen – und viele fragen sich: Wie geht es mit der Goldpreis-Entwicklung weiter?
Am Mittwochmorgen notierte der Goldpreis in London bei 4.027 US-Dollar je Feinunze. Damit lag der Goldkurs rund 75 Dollar über dem Vortag. Zuvor war das Edelmetall am Dienstag auf ein Tief von 3.886 US-Dollar gefallen, nachdem es am 20. Oktober mit 4.381 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreicht hatte. Seitdem hat der Goldpreis rund acht Prozent verloren, bleibt aber im Jahresverlauf mit einem Plus von mehr als 50 Prozent weiterhin beeindruckend stark.
Die Erholung des Goldkurses hängt eng mit den Zinserwartungen in den USA zusammen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung am Mittwochabend den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte senken wird. Weil Gold keine Zinsen abwirft, profitieren Edelmetalle in der Regel von sinkenden Zinsen. Anleger sehen darin eine Chance, sich gegen mögliche wirtschaftliche Turbulenzen abzusichern.
Neue Impulse von der Fed – Atempause oder Aufwärtstrend?
Der jüngste Goldpreis-Anstieg wird von vielen Marktteilnehmern als Reaktion auf die erwartete Lockerung der Geldpolitik interpretiert. „Wenn es uns gelingt, uns in diesem Bereich von 3.920 bis 4.020 Dollar pro Unze zu konsolidieren, könnte dies die Grundlage für eine Bodenbildung vor der nächsten Aufwärtsbewegung schaffen“, sagt Christopher Wong, Währungsstratege bei der Oversea-Chinese Banking Corp. Gelingt diese Stabilisierung, dürfte der Goldpreis wieder Kurs auf die Rekordmarken der vergangenen Wochen nehmen.
Allerdings warnen Experten auch vor zu viel Euphorie: Sollte der Goldkurs erneut unter die Marke von 3.920 Dollar rutschen, könnte dies einen weiteren Abverkauf von Long-Positionen auslösen. Technische Indikatoren hatten bereits vor der Korrektur signalisiert, dass der rasante Anstieg überhitzt war.
Schwankungen und geopolitische Risiken prägen die Goldpreis-Entwicklung
Neben der Geldpolitik bleibt die geopolitische Lage ein entscheidender Faktor für die Goldpreis-Entwicklung. Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine sowie Unsicherheiten im Nahen Osten sorgen für anhaltende Nachfrage nach sicheren Häfen. Das geplante Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin wurde auf unbestimmte Zeit verschoben – ein Signal dafür, dass die diplomatische Entspannung weiter auf sich warten lässt.
Trump erklärte, er wolle kein „verschwendetes Treffen“ abhalten, solange keine realistische Aussicht auf Fortschritte bestehe. Gleichzeitig kam es erneut zu Zwischenfällen mit russischen Kampfflugzeugen und Drohnen, die den NATO-Luftraum verletzten. In diesem Umfeld bleibt Gold als „Krisenwährung“ gefragt – eine Stütze für den Goldpreis aktuell.
Zentralbanken kaufen weiter Gold – Unterstützung für den Markt
Ein weiterer Faktor, der den Goldkurs stabilisiert, ist die anhaltende Nachfrage der Zentralbanken. Laut einer Erhebung des World Gold Councils kauften die internationalen Notenbanken im August insgesamt 19 Tonnen Gold. Die Nationalbank Kasachstans erwarb 8 Tonnen, Bulgarien, Usbekistan, Tschechien und die Türkei jeweils 2 Tonnen, und auch China stockte seine Reserven um 2 Tonnen auf. Die polnische Nationalbank plant, den Goldanteil an ihren Währungsreserven auf 30 Prozent zu erhöhen – derzeit liegt er bei 22 Prozent bzw. 515 Tonnen.
Diese Käufe zeigen: Gold bleibt weltweit ein zentrales Element der Währungsreserven. Für Anleger bedeutet das zusätzliche Stabilität – und spricht langfristig für eine positive Goldpreis-Entwicklung.
Abflüsse aus ETFs bremsen die Dynamik: Was Anleger jetzt beim Goldpreis beachten sollten
Trotz der soliden Fundamentaldaten kam es zuletzt zu Abflüssen aus goldgedeckten Fonds. Laut Daten von Bloomberg zogen Investoren am Montag netto 1 Milliarde US-Dollar aus dem SPDR Gold Shares von State Street ab – der höchste Betrag seit April. Damit reduzierten sich die Bestände der Anleger an Gold-ETFs so stark wie seit sechs Monaten nicht mehr. Solche Bewegungen können kurzfristig auf den Goldkurs drücken, ohne jedoch den langfristigen Aufwärtstrend grundsätzlich zu gefährden.
Viele Marktteilnehmer betrachten die aktuelle Phase als gesunde Korrektur nach einer außergewöhnlichen Rally. Auf der Edelmetallkonferenz der London Bullion Market Association in Kyoto zeigte sich die Stimmung optimistisch: Eine Umfrage unter 106 Teilnehmern ergab, dass der Goldpreis in einem Jahr bei fast 5.000 US-Dollar liegen dürfte. Anleger sollten die aktuelle Goldpreis-Entwicklung aufmerksam verfolgen. Wer bereits investiert ist, kann bestehende Long-Positionen halten, sollte aber den Stop-Loss im Bereich von 3.650 US-Dollar platzieren, um sich gegen stärkere Rücksetzer abzusichern. Neueinsteiger könnten die Konsolidierung nutzen, um schrittweise Positionen aufzubauen – vor allem, wenn die Fed ihre Zinssenkung fortsetzt und die geopolitische Unsicherheit bestehen bleibt.
Der Goldpreis bleibt trotz der jüngsten Turbulenzen auf hohem Niveau. Niedrigere Zinsen, anhaltende geopolitische Risiken und Käufe der Zentralbanken sprechen für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Kurzfristige Rücksetzer sollten Anleger als Gelegenheit betrachten – denn langfristig bleibt Gold ein fester Bestandteil jeder soliden Anlagestrategie.


