Finanzen

Rheinmetall-Aktie klettert: Kapitalmarkttag, Rekordaufträge und politische Impulse

Die Rheinmetall-Aktie legt am Dienstag kräftig zu. Ambitionierte Ziele, politischer Rückenwind und ein mit Spannung erwarteter Kapitalmarkttag beflügeln den Aktienkurs im frühen Börsenhandel, Risiken bestehen allerdings weiterhin: Wie belastbar ist diese Dynamik also wirklich?
18.11.2025 10:48
Lesezeit: 3 min
Rheinmetall-Aktie klettert: Kapitalmarkttag, Rekordaufträge und politische Impulse
Flaggen hängen in Düsseldorf vor dem Rheinmetall-Gebäude: Am Kapitalmarkttag klettert der Rheinmetall-Aktienkurs kräftig (Foto: dpa). Foto: David Young

Rheinmetall-Aktie: Ambitionierte Ziele am Rheinmetall-Kapitalmarkttag

Die Rheinmetall-Aktie steht im Zentrum der Aufmerksamkeit, nachdem der Düsseldorfer Konzern am Rheinmetall-Kapitalmarkttag eine ambitionierte Langfristprognose präsentiert hat. Das Unternehmen kündigt für das Jahr 2030 eine operative Rendite von mehr als 20 Prozent sowie einen Umsatz von rund 50 Milliarden Euro an. Im vergangenen Jahr waren es 9,8 Milliarden Euro Umsatz bei einer Marge von 15,2 Prozent. Damit setzt der Konzern klare Signale für eine mögliche positive Rheinmetall-Kursentwicklung. Die Rheinmetall-Aktie legt im frühen Börsenhandle am Dienstag zeitweise um annähernd 4 Prozent zu auf 1.802 Euro, während die Aktien der Wettbewerber RENK um 0,5 Prozent auf 63,81 Euro stiegen und die von HENSOLDT um 1,7 Prozent auf 83,70 Euro.

In der Prognose für 2030 sind mögliche Übernahmen enthalten, nicht jedoch potenzielle Aufträge aus den USA. Der Rheinmetall-Kapitalmarkttag fungiert damit als Wegweiser für die kommenden Jahre – und Anleger analysieren genau, wie belastbar die Pläne sind.

Rekordaufträge, starkes Wachstum – aber ein massiver Cashflow-Druck

Die aktuellen Zahlen zeigen, warum die Rheinmetall-Aktie zuletzt immer wieder im Mittelpunkt stand. In den ersten neun Monaten erzielte der Konzern 7,5 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von 20 Prozent. Besonders stark wächst das Verteidigungsgeschäft mit 28 Prozent, die operative Marge dort beträgt 13,6 Prozent. Das operative Konzernergebnis kletterte auf 835 Millionen Euro, ein Zuwachs von 18 Prozent.

Gleichzeitig sorgt der operative freie Cashflow für Sorgenfalten: Er liegt bei minus 813 Millionen Euro. Der Rekord-Auftragsbestand von 64 Milliarden Euro garantiert zwar hohe Auslastung, zwingt Rheinmetall aber zu massiven Vorleistungen. Die Frage, wie das Management dieses strukturelle Problem lösen will, bleibt entscheidend für die künftige Rheinmetall-Kursentwicklung und den Rheinmetall-Aktienkurs.

Rheinmetall-Aktie: Analysten urteilen unterschiedlich

Die Analystenlandschaft zeigt ein gespaltenes Bild. Am 12. November senkte Berenberg das Kursziel für Rheinmetall-Aktien auf 2.300 Euro, bestätigte jedoch „Buy“. Analyst George McWhirter verwies auf eine geringere Branchenbewertung und erwartet, dass der Konzern konkrete Umsatzziele für alle Segmente bis 2030 vorlegt. Für den Rüstungsbereich kalkuliert er 12,2 Milliarden Euro, hält aber im Optimalfall auch 16 Milliarden Euro für möglich.

Zwei Tage zuvor hob Bernstein Research das Kursziel auf 1.980 Euro an und beließ die Einstufung bei „Market-Perform“. Analyst Adrien Rabier betonte die bereits jetzt branchenführenden Margen von 18 Prozent gegenüber einem Branchenschnitt von 13 Prozent, zeigte sich jedoch skeptisch hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Profitabilität und erhöhte die Gewinnprognosen für 2025 und 2026. Barclays wiederum bestätigte am 9. November „Overweight“ und setzte das Kursziel auf 2.060 Euro. Analyst Afonso Osorio sah Ermüdungserscheinungen am Markt, erwartet jedoch eine Stimmungsaufhellung, wenn der Kapitalmarkttag überzeugt. Beide Häuser verweisen auf die außergewöhnlich robuste Auftragslage, fordern jedoch nachhaltige Fortschritte bei Margen und Cashflow. Schafft es Rheinmetall, operative Exzellenz glaubhaft zu demonstrieren, könnte der Rheinmetall-Aktienkurs die Marke von 2.000 Euro ansteuern.

Politische Entscheidungen geben Auftrieb

Einen zusätzlichen Impuls erhielt die Rheinmetall-Aktie durch die Entscheidung von Bundeskanzler Friedrich Merz, die Beschränkungen für Rüstungsexporte nach Israel wieder aufzuheben. Ein kleiner Befreiungsschlag nach einer Phase erhöhter Unsicherheit. Neue Geschäftsfelder wie Satelliten- und Lasersysteme verdeutlichen zudem die strategische Breite des Konzerns. Zugleich bleibt die Stimmung an den Märkten schwankend, weil viele Regierungen weiterhin nicht ausreichend Kapital für Aufrüstung bereitstellen.

Für das kommende Jahr könnte ein Umsatzsprung von mehr als 30, vielleicht sogar 40 Prozent möglich sein. Auch deshalb halten manche Analysten Kursziele von über 2.150 Euro für realistisch – womit die Rheinmetall-Aktie im oberen Bereich des DAX weiter eine bedeutende Rolle spielen könnte.

Rheinmetall-Aktie im DAX-Vergleich

Aktuell notiert die Rheinmetall-Aktie mit einem Kursplus von 3,3 Prozent bei 1.775 Euro (Stand 10:45 Uhr). Sie liegt damit annähernd 12 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 2.008,00 Euro und weit über dem 52-Wochen-Tief von 579,27 Euro. Mit einem Börsenwert von rund 79,2 Milliarden Euro rangiert Rheinmetall auf Platz 7 im DAX, während SAP mit 255 Milliarden Euro weiterhin deutlich führt.

Die Rheinmetall-Aktie bewegt sich zwischen enormen Wachstumschancen, politischen Rückenwinden und einem bedeutenden Cashflow-Risiko. Der Rheinmetall-Kapitalmarkttag könnte entscheidend sein, ob der Aktienkurs des Düsseldorfer DAX-Werts weiter steigt oder ob strukturelle Belastungen die Dynamik bremsen. Sicher ist: Die Rheinmetall-Aktie bleibt ein Wert zwischen Chance und Risiko – und damit eines der spannendsten Themen im deutschen Markt.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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