Finanzen

US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser der Wall Street ambitionierte Prognosen vor: Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis könnten 2025 und 2026 deutlich zulegen. Doch Warnungen vor neuen Blasen bleiben bestehen.
01.12.2025 14:11
Lesezeit: 4 min
US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
Wall-Street-Prognose: Beginnt jetzt die Mega-Rally für Aktien, Bitcoin und Gold. (Foto: dpa) Foto: Alexey_Fedoren

Breite Rally und neue Wall-Street-Prognose für 2025 und 2026

Ein erfreulicher November: Noch vor einer Woche stand die Wall Street unter dem stärksten Druck seit April. Der turbulente November endete dennoch positiv. In den vergangenen Tagen ging praktisch alles nach oben. Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Gold und Kryptowährungen. Diese Woche gab es eine der stärksten koordinierten Bewegungen über mehrere Anlageklassen hinweg.

Krypto legte wieder zu, während Gold und Silber durch steigende Erwartungen an Zinssenkungen der US-Notenbank Fed unterstützt wurden. Aktionäre von Nvidia könnten sich zwar über Googles Konkurrenz erschreckt haben. Anleger interpretierten dies jedoch auch als Zeichen, dass große Technologiekonzerne weiterhin innovieren und wachsen können.

Die Frage nach einer möglichen Marktblase bleibt jedoch aktuell. Deshalb ist bei kleinsten Enttäuschungen mit Druck auf die Preise zu rechnen. Historisch gesehen ist der Dezember der drittbeste Börsenmonat seit 1950 mit einem durchschnittlichen Plus von 1,43 Prozent, wie Berechnungen des Stock Trader’s Almanac zeigen. Seit Jahresbeginn hat der große US-Index S&P 500 um 16 Prozent zugelegt, der europäische Eurostoxx 600 um 12,8 Prozent.

Gegen Jahresende wird der Optimismus der größten Akteure der Wall Street stärker. Zeit für einen Blick auf die Einschätzungen.

JPMorgan: 20 Prozent Potenzial für den S&P 500

Die größte amerikanische Bank zeigt sich zugleich am optimistischsten. Strategen der Bank JPMorgan haben ihr Kursziel für den S&P 500 aktualisiert und erwarten nun, dass der Index bis Ende nächsten Jahres 7.500 Punkte erreicht. Dies entspricht einem Potenzial von etwa 10 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand. Der Optimismus basiert auf der Widerstandskraft der US-Wirtschaft und einem Superzyklus der Investitionen in künstliche Intelligenz. Die Strategen erläutern, dass trotz Ängsten vor einer KI-Blase und hohen Bewertungen die aktuellen Werte die erwartete überdurchschnittliche Gewinnentwicklung, wachsende Investitionen in KI, steigende Ausschüttungen an Aktionäre und eine ausgeglichenere US-Haushaltspolitik korrekt widerspiegeln.

Das Basisszenario der Prognose geht davon aus, dass die Unternehmensgewinne mindestens zwei weitere Jahre um rund 13 bis 15 Prozent jährlich wachsen, während die Fed Anfang nächsten Jahres zweimal die Zinsen senken dürfte. Sollte die Fed die Geldpolitik aufgrund günstigerer Inflationswerte noch stärker lockern, könnte das Wachstumspotenzial höher ausfallen. Der S&P 500 könnte im Jahr 2026 über 8.000 Punkte klettern.

Im optimistischen Szenario liegt die Spanne zwischen 8.000 und 8.200 Punkten und wäre damit die optimistischste Prognose unter den großen Banken. Bisher hatten Strategen der Deutschen Bank 8.000 Punkte prognostiziert. Ein Anstieg auf 8.200 Punkte würde ein Potenzial von etwa 20 Prozent gegenüber den aktuellen Niveaus bedeuten. JPMorgan galt bislang als vorsichtiger Akteur an der Wall Street. In den vergangenen Wochen haben auch UBS, HSBC, Deutsche Bank und Morgan Stanley ihre Prognosen angehoben.

Morgan Stanley und Dan Ives: Neue Bullenmärkte bei Aktien und KI

Optimismus herrscht auch bei Morgan Stanley, wo Strategen als Ziel für Ende nächsten Jahres 7.800 Punkte im S&P 500 nennen. Morgan Stanley sieht starke Gewinnzuwächse der US-Unternehmen und geht davon aus, dass sich die Märkte inmitten eines neuen Bullenzyklus befinden. Besonders gut abschneiden dürften Aktien, die bislang hinterherhinkten. Mike Wilson, Chefaktienstratege der Bank, erklärte in einem Interview mit Bloomberg, dass das Niveau von 7.800 Punkten eine breitere Gewinnbasis in immer mehr Branchen mit sich bringen werde.

Unterstützung für US-Aktien soll auch von einer entspannteren Zinspolitik der Fed kommen, die sich derzeit mit Zinssenkungen zurückhält. Technologieanalyst Dan Ives erwartet zudem, dass der Bullenmarkt der KI-Aktien weitere zwei Jahre anhalten wird. Die Aktien dieses Sektors befänden sich nicht in einer Blase. Die Effekte der KI entfalteten sich erst allmählich und seien noch nicht in Prognoserechnungen sichtbar. Ives nennt als seine Top Ten im KI-Umfeld die Aktien von Microsoft, Palantir, Nvidia, AMD, Tesla, Apple, Meta, Alphabet, CrowdStrike und Palo Alto Networks.

Goldman Sachs und Tom Lee: Goldpotenzial und volatile Bitcoin-Prognosen

Analysten von Goldman Sachs sehen nach einem Anstieg von etwa 60 Prozent weiteres Wachstumspotenzial von mehr als 15 Prozent für Gold. Das Kursziel für Ende nächsten Jahres beträgt 4.900 US-Dollar je Unze. Begründet wird dies mit zwei Faktoren, die bereits die diesjährige starke Entwicklung getragen haben. Große Goldkäufe durch Zentralbanken und erwartete Zinssenkungen der Fed. Beide Faktoren dürften 2025 bestehen bleiben.

Daan Struyven, Rohstoffstratege bei Goldman Sachs, erklärte im Bloomberg-Interview, dass Reservemanagement in Schwellenländern zunehmend auf Gold setzt, das im eigenen Tresor gelagert werden kann. Zugleich begünstigen Zinssenkungen Kapitalzuflüsse in goldbasierte ETFs. Eine noch stärkere Preissteigerung könnte eintreten, wenn sich Privatanleger an der Golddiversifikation beteiligen. Der Markt sei klein. Das Volumen aller Gold-ETFs sei etwa siebzigmal kleiner als der Markt für US-Staatsanleihen. Schon kleinere Umschichtungen könnten große Preisbewegungen auslösen.

Beim Bitcoin kam es in den vergangenen Wochen zu einem deutlichen Rückschlag. Innerhalb eines Monats fiel der Kurs von einem Rekordwert von 126.000 US-Dollar um über 30 Prozent auf 82.000 US-Dollar, bevor er wieder auf etwa 92.000 US-Dollar stieg. Tom Lee, einer der prominentesten Bitcoin-Optimisten der Wall Street, senkte seine Jahresendprognose von 250.000 US-Dollar auf „mehr als 100.000 US-Dollar“. Dennoch hält er neue Rekordwerte noch in diesem Jahr für möglich. Lee erläutert, dass die vollständige Auflösung von Hebelpositionen den Markt kurzfristig belastet habe. Dies sei auch 2020 geschehen. Damals habe es Wochen gedauert, bis Anleger zurückkehrten. Nun befinde sich der Markt in einer ähnlichen Phase. Er betont, dass Bitcoin diesmal kein führender Indikator mehr für Risikoappetit sei. Stattdessen werde der KI-Aktienmarkt die leitende Rolle übernehmen. Lee hält es weiterhin für wahrscheinlich, dass Bitcoin bis Jahresende über 100.000 US-Dollar liegt und möglicherweise neue Rekorde erreicht. Er verweist darauf, dass die größten Kursbewegungen des Bitcoin traditionell an etwa zehn Handelstagen pro Jahr auftreten.

Explosion statt Korrektur

Die Wall-Street-Prognose betrifft deutsche Anleger unmittelbar. Deutsche Banken und Fondsmanager orientieren sich stark an den US-Aussichten. Ein möglicher Bullenmarkt bei Aktien und KI-Werten würde deutsche Technologieunternehmen und DAX-Konzerne mit globalen Absatzmärkten stärken. Steigende Goldpreise könnten wiederum deutsche Privat- und institutionelle Investoren anziehen. Die Kryptovolatilität bleibt ein Risiko für den deutschen Markt, der zunehmend reguliert wird.

Die großen Akteure der Wall Street zeichnen ein Bild breiter Marktchancen für 2025 und 2026. Aktien, Gold und Teile der Kryptomärkte besitzen erhebliches Potenzial. Zugleich warnen Experten vor strukturellen Risiken und möglichen Blasen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Rallye nachhaltigen Charakter hat oder ob Rückschläge überfällige Korrekturen einleiten.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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